Kreis Viersen Der Euro – Fluch und Segen

Kreis Viersen · Die gemeinsame Währung hat den exportorientierten Unternehmen im Kreis Viersen sehr viele Vorteile gebracht, meint Landrat Peter Ottmann. Der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer und Kristina Peeters von der Floriade 2012 schätzen die persönlichen Freiheiten, die ihnen der Euro brachte.

 In den ersten Januartagen 2002 bildeten sich bei Banken und Sparkassen lange Schlangen: Alle wollten den Euro haben.

In den ersten Januartagen 2002 bildeten sich bei Banken und Sparkassen lange Schlangen: Alle wollten den Euro haben.

Foto: Sparkasse

Im Sommer 2001 änderten sich die Auslagen vieler Geschäfte. Neben der Auszeichnung der Preise mit der seit über 50 Jahre vertrauten Mark gab es kleinere Zahlen irgendwo in der unteren Ecke und ein gewöhnungsbedürftiges Zeichen dazu. Ein rundes "E" mit zwei parallelen Mittelstrichen. Der Euro löste die Mark als Zahlungsmittel ab.

Mit dem Jahreswechsel 2001 auf 2002 hielt der Euro seinen Einzug in die Geldbörsen. Er wird oft gescholten und gilt vielen als Ursache für manche Währungsturbulenz. Doch ist die europäische Gemeinschaftswährung ein Erfolg, er ist nach Angaben von Fachleuten trotz der aktuellen Krise stabiler als die alte D-Mark.

Für Landrat Peter Ottmann ist der Euro eine Erfolgsgeschichte. Er war damals mit der Familie in Oberstdorf, ist aber brav zum Geldautomaten gepilgert und hat sich mit "ausreichend neuem Geld" eingedeckt, als der Wechsel vollzogen wurde. Die Aufregung manches Zeitgenossen um den Euro habe ihn seinerzeit sehr verwundert, sagte er im Rückblick.

Wirtschaft profitiert

Viel wichtiger erscheint ihm, dass der Euro in der Grenzregion weitgehend gehalten habe, was man sich damals versprach. Gerade die Wirtschaft habe von dem problemlosen Geldkreislauf durch die Länder mit Euro erheblich profitiert. "Das ist ein Riesenvorteil besonders für Wirtschaftsunternehmen im Kreis Viersen, die Exportgeschäfte machen und Partner jenseits der Grenze haben", meint er. Vereinfacht habe dies auch die Geschäftsbeziehungen direkt in die Niederlande für Unternehmen, die vor dem Euro daran nie gedacht hätten.

"Man war ja damals wie wild auf die Starterkits" erinnert sich Uwe Schummer zurück. Der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Viersen räumt ein, begierig darauf gewesen zu sein, "die neuen Münzen endlich mal zu sehen und in die Hände zu nehmen." Positiv wirke auf ihn bis heute nach, dass er nicht mehr bei jeder Reise ins Ausland aufwendig Geld umtauschen und dabei Währungsunterschiede sowie Gebühren im Auge haben muss. "Das war vor allem auch eine Zeitersparnis", meint er. Allerdings, so erinnert sich Schummer, habe er im Wahlkampf des Jahres 2002 noch einmal an den Pfennig erinnert: Er verschickte Karten mit einem Glückspfennig. "Irgendwie hatte man das Gefühl, der Pfennig bringe mehr Glück als der Cent." Kristina Peeters ist Niederländerin und zuständig für Kommunikation und PR bei der Floriade 2012. Mit dem Euro hätten die Grenzen ihre Bedeutung verloren, sagt sie. "Ich habe ja in Holland gewohnt, und es war supereinfach ab dann, in Deutschland einzukaufen. Ich musste nicht mehr Geld wechseln oder es in Deutschland am Automaten abheben. Ich konnte nun einfach das Geld nehmen, das ich in der Tasche hatte."

Der Venloer Einzelhändler Jan Adams sieht den Euro als gegeben an. "Wir können gar nicht mehr zurück zum Gulden oder zur Mark. Allerdings haben sich die Preise erheblich entwickelt. Ob es der Euro bewirkt hat – wer weiß?" sagt er. Vor zehn Jahren kostete ein gutes weißes T-Shirt, um es unter dem Hemd zu tragen 14 Gulden. Heute zahlt man 14 Euro. Wollte man den Euro heute wieder durch Mark oder Gulden ersetzen, müssten für ein T-Shirt 30 Mark gezahlt werden. Will das jemand ernstlich?" Adams steht hinter der Idee einer gemeinsamen Währung. Dass einige Länder leichtfertig in die gemeinsame Währung aufgenommen wurden, deren Finanzen von vornherein nicht tragfähig waren, sei auch eine Tatsache.

(pepp)
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