Viersen Der etwas andere Beruf

Viersen · Weil Frauen in pflegerischen Berufen deutlich in der Überzahl sind, lud die Lebenshilfe Jungen am "Boys Day" ein, die Arbeit mit Behinderten kennenzulernen. Philip, Nils und Samuel arbeiteten einen Tag lang in der Wohnstätte mit.

 Gemeinsam mit den Bewohnern der Wohnstätte der Lebenshilfe Viersen in Süchteln bepflanzen Philip, Nils und Samuel Blumenkästen.

Gemeinsam mit den Bewohnern der Wohnstätte der Lebenshilfe Viersen in Süchteln bepflanzen Philip, Nils und Samuel Blumenkästen.

Foto: Busch

Stolz betrachten Philip (13 Jahre), Nils (13 Jahre) und Samuel (14 Jahre) die Arbeit, die sie gerade zusammen mit den Bewohnern der Wohnstätte an der Bergstraße der Lebenshilfe Viersen vollbracht haben: Die ehemals leeren Balkonkästen haben in den verschiedenen Farben blühende Frühlingsblumen erhalten. Doch viel Zeit zum Herumstehen bleibt den Jungen nicht. Nils und Samuel werden in der Küche gebraucht, denn dort laufen die Vorbereitungen für das Mittagessen auf Hochtouren.

"Philip, könntest du zusammen mit Winfried die Tische decken? Winfried macht die Besteckkörbchen fertig – wenn du dann Teller und Gläser übernehmen würdest?", fragt Monika Meier. Sie ist Erzieherin mit sonderpädagogischem Schwerpunkt und erläutertn dem Siebtklässer des Clara-Schumann-Gymnasium, was zu tun ist.

Philip macht sich an die Arbeit, und Winfried zeigt, wo das Geschirr ist. "Ich hätte nie gedacht, dass die Bewohner hier so selbstständig sind. Ich habe es mir ganz anders vorgestellt und auch den Beruf des Heilerziehungspflegers dementsprechend anders gesehen", sagt Philip. Er interessiere sich zwar sehr für Technik, aber der heutige Tag zeige ihm, dass er viel Freude daran habe, mit Menschen zusammen zu arbeiten. Außerdem sei es ein schönes Gefühl zu helfen. Philip, Nils und Samuel sind drei von ganz vielen Schülern, die am "Boys Day" einmal in Berufe hineinschnuppern dürfen, die häufig als "frauentypisch" wahrgenommen werden.

"Bei den pflegerischen Berufen sind mehr Frauen als Männer im Einsatz. Allein bei den 430 Mitarbeitern der Lebenshilfe liegt der Frauenanteil bei 80 Prozent", berichtet Wohnstättenleiter Klaus Simonsen. Daher begrüße er den "Boys Day". Die Lebenshilfe nutzt den Tag in diesem Jahr zum zweiten Mal. Mehr oder weniger durch Zufall sei man im vergangenen Jahr darauf gestoßen. Damals besuchte ein Schüler die Wohnstätte, heute sind es drei. Mehr seien nicht möglich, schließlich wolle man sich auch gut um die Schüler kümmern, damit sie einen Einblick in die pflegerischen Berufe erhielten.

Mittlerweile steht das Mittagessen auf dem Tisch, die ersten Überlegungen für die Nachmittagsplanung laufen. Elmar würde gerne mit der Wii spielen und sucht noch einen Partner. "Welches Spiel?", möchte Philip wissen. Als der Gymnasiast Bowling als Antwort erhält, ist er gleich Feuer und Flamme.

Während sich der Realschüler Samuel sehr gut vorstellen kann, auch einmal ein Praktikum bei der Lebenshilfe zu machen, ist Nils, der ebenfalls die Realschule an der Josefskirche besucht, schon einen Schritt weiter gegangen. "Ich habe bereits gefragt, ob ich hier mein Berufsvorbereitungspraktikum machen kann", erzählt der 13-Jährige. Durch seinen behinderten Cousin, den er oft mit betreut, kam bei ihm der Wunsch auf, einmal in die pflegerischen Berufe hineinzuschnuppern. Da bot sich der "Boys Day" für einen ersten Kontakt an.

(tref)
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