Kriminalität Datenklau bei Schummer und Schiefner

Kreis Viersen · Die beiden Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Viersen gehören zu den Opfern des Hackerangriffs. Von Beiden wurden die Handynummern im Internet veröffentlicht, von Uwe Schummer auch die Privatadresse.

 Von Uwe Schummer (CDU) wurden die Handynummer und die Privatadresse ins Internet gestellt.

Von Uwe Schummer (CDU) wurden die Handynummer und die Privatadresse ins Internet gestellt.

Foto: Daniel Rudolph

Wahrscheinlich am Montag wird Udo Schiefner eine neue Handynummer bekommen. Zunächst wird die neue Nummer noch einer Sicherheitsprüfung unterzogen. Deshalb dauert das ein paar Tage länger. Der SPD-Bundestagsabgeordnete gehört zu den Opfern des Datendiebstahls, bei dem ein Hacker private Daten von Politikern, Prominenten und Journalisten ins Internet gestellt hatte. „Bei mir war die Handynummer öffentlich einsehbar, aber der Angreifer hat sich auch Zugriff auf meinen E-Mail-Account verschafft“, berichtet Schiefner. „Man fühlt sich unbehaglich, ganz klar“, sagt der SPD-Politiker.

Der Datendiebstahl im großen Stil war Ende vergangener Woche bekannt geworden. Das Bundesinnenministerium sprach von 50 bis 60 schweren Fällen sowie rund tausend weiteren, bei denen es nach den bisherigen Erkenntnissen überwiegend um reine Kontaktdaten gehe. Hunderte Politiker waren betroffen, darunter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unter anderem wurden auch private Chat-Protokolle ins Netz gestellt. Ein 20-Jähriger hat die Taten gestanden.

Schiefner befand sich im Urlaub, als er von dem Datendiebstahl erfuhr. „Zuerst habe ich davon im Internet gelesen, bevor ich von einer staatlichen Stelle informiert wurde, dass ich betroffen war.“ Am Samstagabend, nach seiner Rückkehr, wurde Schiefner vom Staatsschutz informiert. Er möge auf jede Kleinigkeit achten, ob Auffälligkeiten auftreten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie habe sich bislang noch nicht bei ihm gemeldet. „Mir wurde gesagt, es würden sich Spezialisten bei mir melden, das ist bisher nicht geschehen“, so Schiefner. Er kritisierte die Behörde, die die Betroffenen nicht informiert hatte, während die gestohlenen Daten tagelang im Netz präsentiert wurden. „Man muss sich schon die Frage stellen, ob die nicht gut genug aufgestellt sind“, sagte Schiefner.

Auch der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer (CDU) aus dem Kreis Viersen ist vom Datendiebstahl betroffen. „Der Staatsschutz hatte im Bundestag eine Telefonnummer eingerichtet, bei der sich Betroffene melden konnten. Dort erfuhr ich, dass lediglich meine Privatadresse und meine Handynummer von dem Hacker veröffentlicht wurden.“ Für Schummer kein großes Problem: „Ich bin ohnehin ein nahezu gläserner Abgeordneter; diese Daten wären auch so herauszufinden gewesen.“ Bereits vor zwei Jahren habe er an seine Privatadresse Rechnungen bekommen für Dinge, die er nicht bestellt hatte. „So etwas passiert auch anderen Bundestagsabgeordneten. Den Tätern geht’s um Einschüchterung, sie wollen deutlich machen: ,Ich weiß, wo du wohnst’.“

Ihn beunruhigt an dem „Dumme-Jungen-Streich“ (Schummer) etwas Anderes – die politische Einflussnahme im Internet. „Mit Bots und Fake-Accounts wird in sozialen Medien Stimmung gemacht, das Netz ist emotional und schnell. Es ist ärgerlich, wenn so etwas politisch genutzt wird.“ Schummer ist überzeugt, dass es kein Zufall ist, dass der 20-Jährige zahlreiche Politiker verschiedener Parteien ins Visier genommen hat, nicht aber AfD-Abgeordnete.

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