Viersen Das schönste Geburtstagsgeschenk

Viersen · Moderator Dieter Hens äußerte bei der Ankündigung, dass die Mitglieder des European Jazz Ensembles (EJE) wohl den Junggebliebenen zuzurechnen seien.

Doch dass Ali Haurand und Co. ihren Auftritt mit so großer Energie und Präzision auf die Bühne bringen würden, war dann doch überraschend: Die Bläsersätze kamen wie gemeißelt, klar konturiert, dynamisch abgestimmt und klangschön. Dazu eine bestens harmonierende Rhythmusgruppe mit dem neuen fulminanten Drummer Clark Tracey, die besonders in den Improvisationen die Messlatte in Sachen Jazz sehr hoch legte.

Die Solisten konnten sich stets darauf verlassen, dass ihre Ideen Widerhall fanden. Nicht einfach, wenn man bedenkt, welch unterschiedliche Musiker da am Werk waren. Jiri Stivin, Stan Sulzman und Alan Skidmore in ihren Powersoli mit zahlreichen dynamischen Abstufungen, der intellektuelle Ansatz von Gerd Dudek und die ganz andere Tonsprache des jungen Trompeters Matthias Schriefl: Jeder trug seinen Teil dazu bei, dass sich das EJE selbst mit einem sehr vielschichtigen Konzert das schönste Geburtstaggeschenk machte.

Der Nürnberger Saxophonist Lutz Häfner steht für modernen, intellektuellen Jazz. Diesen Anspruch brachte er mit seinem Quartett auch auf die Festhallenbühne, wo er als Gast den New Yorker Gitarristen Adam Rogers präsentierte. Häfner zeigt eine breite Palette des Saxophonspiels, ungestüme Tonkaskaden, peitschende Rhythmen, dann aber gestattete er sich Räume, um aufs Neue mit drängendem Spiel die Intensität zu erhöhen.

Seine Adaption eines Bartok-Violinkonzertes mit ständigen Taktwechseln erwies sich eher als sperriges Werk, konzentriert schweißtreibende Arbeit auf der Bühne und schwierig in der Rezeption. Eine Ballade in Anlehnung an einen de Niro-Film hingegen überzeugte durch schmachtendes Spiel mit viel Ausdruck, bevor die Band eine wilde Columbean Taxi Drive in Angriff nahm. Harter Tobak und ein starker Kontrast zum gefälligeren Umfeld.

(RP)
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