Kempen Das Gericht hat viele Fragen

Kempen · Die Eltern des ermordeten zehnjährigen Mirco waren am Dienstag zum Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Täter Olaf H. nicht im Landgericht Krefeld. Mircos Mutter soll womöglich am Donnerstag als Zeugin gehört werden.

 Herbert Luczak (M.), Vorsitzender Richter am Landgericht Krefeld, leitet den Prozess gegen den mutmaßlichen Täter im Fall Mirco.

Herbert Luczak (M.), Vorsitzender Richter am Landgericht Krefeld, leitet den Prozess gegen den mutmaßlichen Täter im Fall Mirco.

Foto: Thomas Lammertz

Gabriele Reinartz, Rechtsanwältin aus Viersen, vertritt die Eltern des ermordeten Mirco aus Grefrath als Nebenkläger vor Gericht. Als gestern der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter vor dem Schwurgericht in Krefeld beginnt, sind die Eltern nicht im Gerichtssaal.

Es sei eine gute Entscheidung, dass ihre Mandanten nicht da seien, sagt die Anwältin in einer Verhandlungspause zur Mittagszeit. Bis zur Unterbrechung der Verhandlung ist der Vorsitzende Richter Herbert Luczak die detaillierten polizeilichen Vernehmungsprotokolle durchgegangen. Für die Prozessbeobachter wird jetzt deutlich, was die Soko Mirco meinte, wenn sie davon sprach, der mutmaßliche Täter habe im Laufe der Vernehmungen unterschiedliche Versionen der Tat geschildert.

Einer sitzt im Publikum, der die Vernehmungsakten der Polizei ganz genau kennt: Ingo Thiel, Kriminalhauptkommissar der Polizei Mönchengladbach und Leiter der Soko Mirco, jener zuletzt 65-köpfigen Gruppe von Ermittlern, die Ende Januar Olaf H. als mutmaßlichen Täter im Falle Mirco festnahmen. Thiel ist für die Polizei Mönchengladbach Prozessbeobachter. An allen Verhandlungstagen wird er im Gerichtssaal sein. Kommentare gibt er nicht ab. "Wir sagen nichts", wehrt er Fragen der Journalisten ab.

Die unterschiedlichen Versionen des Tathergangs, die Olaf H. gemäß den Polizeiprotokollen geschildert hat, sind auch dem Gericht nicht verborgen geblieben. Für Herbert Luczak, Vorsitzender Richter des Schwurgerichts, bleiben aus diesen Darstellungen unter anderem diese offenen Fragen: Der Verlauf des Freitags, 3. September, der Tag, an dem Mirco verschwand und ermordert wurde, ist ihm unklar.

Die Fahrwege zur Feldeinfahrt an der Mülhausener Straße, wo Olaf H. auf Mirco gestoßen sei, schildere Olaf H. unterschiedlich. Auch die Situation, wie er auf Mirco getroffen sei, beschreibe er verschieden.

Ungeklärt sei auch die Frage ob ein Messer im Spiel gewesen sei. Das Gericht müsse die Frage klären, ob das, was geschehen sei, nicht genauso gewollt gewesen sei. Luczak gibt auch zu bedenken, dass wenn der Anwalt von Olaf H. davon spreche, dass sein Mandant sich möglicherweise einem therapeutischen Prozess stellen müsse, ob der Angeklagte nicht im Laufe des Verfahrens die Grundlagen dafür legen könnte.

Gerd Meister, Anwalt des mutmaßlichen Täters, will die heutige Verhandlungspause möglicherweise dazu nutzen, mit Olaf H. zu sprechen und erste offene Fragen des Gerichtes zu diskutieren. Das werde nicht von heute auf morgen gehen, sagt Meister kurz bevor der Kammervorsitzende die Verhandlung schließt.

Der Prozess geht am morgigen Donnerstag weiter. Zeugen will das Gericht dann laden. Unter ihnen soll auch Mircos Mutter sein.

(RP/rl)
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