Viersen Die Bienenhüterin

Viersen · Es ist still im Garten von Claudia an der Heggen — aber nicht mehr lange. Die 58-jährige betreibt seit acht Jahren ein großes Insektenhotel, in dem sie hauptsächlich Wildbienen einen Nistplatz bietet.

 Das große Insektenhotel hat Claudia an der Heggen selbst gebaut. Den Bambus für die Rohre zieht sie im eigenen Garten.

Das große Insektenhotel hat Claudia an der Heggen selbst gebaut. Den Bambus für die Rohre zieht sie im eigenen Garten.

Foto: Claudia Heggen

„Bis jetzt sind erst wenige tausend Bienen geschlüpft“, erklärt Claudia an der Heggen. Mehr als zehntausend sollen bald das Licht der Welt erblicken. Seit 2011 betreibt die Bienenschützerin ein Insektenhotel in ihrem Garten.

 Claudia an der Heggen ist Baumfreundin und Bienenschützerin.

Claudia an der Heggen ist Baumfreundin und Bienenschützerin.

Foto: Heggen

Um die Nachbarn zu sensibilisieren verteilte sie einen Flyer in ihrer Wohngegend, in dem sie ausdrücklich darauf hinweist, dass die Wildbienen aus ihrem Garten nicht stechen können. „Außerdem wollte ich zum Ausdruck bringen, dass jeder im ganz kleinen Bereich etwas bewirken kann“, sagt an der Heggen.

Laut der Deutschen Wildtier Stiftung befindet sich die Wildbiene momentan in Bedrohungsstufe drei von vier. Wenn es überhaupt keine Bienen mehr gäbe, hätte das fatale Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem, wie Manuel Pützstück von der Stiftung erklärt.

 Die ersten Wildbienen sind schon geschlüpft.

Die ersten Wildbienen sind schon geschlüpft.

Foto: Claudia Hegger

Für den Schutz der Bienen müsse man nicht so viel Aufwand betreiben wie sie selbst, sagt an der Heggen. Bienenexperte Pützstück ist gleicher Meinung. Es gebe viele Möglichkeiten, für Wildbienen geeignete Pflanzen in die Gestaltung des Gartens einzubeziehen, sagt er: „Zum Nisten kann man schon kleine Flächen herrichten, beispielsweise indem man alte wurmstichige Äste im Garten aufschichtet oder Stängel einer Brombeerhecke anschneidet. Diese Stellen sollten jedoch stets von der Sonne beschienen werden.“

Das weiß auch an der Heggen: „Das Ganze ist nach Südosten ausgerichtet, sonst kommen die Bienen nicht.“ Auf die Idee zum Bienenhotel sei sie gekommen, als sie beobachtete, wie Bienen in ihrem Garten nach Orten für die Ei-Ablage suchten. Von der Zugsäge bis zum Schmirgelpapier hat sie sämtliches Werkzeug zu Hause, um den im Garten eigens für diesen Zweck angepflanzten Bambus zu bearbeiten und etwa 15 Zentimeter lange Röhren anzufertigen, die an einem Ende mit Modelliermehl zugestopft werden: „In die Röhren legen die Bienen ihre Eier, dann gibt die Biene schichtweise Pollen und Nektar ab, damit die Larven nicht verhungern, bis sie nach rund einem Jahr das Licht der Welt erblicken“, sagt an der Heggen. Sie kümmert sich ganzjährig um die Bienen und schaut jeden Tag nach ihnen. Sie bedauert, dass es immer noch viele unwissende Leute gibt, die sich von den Bienen gestört fühlen – „ohne sie wäre unser tägliches Leben undenkbar“.

Die Männchen leben für nur etwa drei Tage, die weiblichen Bienen bestäuben während ihrer kurzen Lebensdauer von vier bis sechs Wochen „unter Hochdruck“, wie die Bienenschützerin erklärt, weswegen sie sich auf der Suche nach Pollen auch schon mal in das eine oder andere Wohnzimmer verirren würden. Manchmal würden sich die Nachbarn dann auch mit anderen Anliegen bei ihr melden: „Die rufen dann an, wenn sich eine Biene bei ihnen in der Gardine verfangen hat und fragen, ob ich sie nach draußen bringen kann.“ Das macht an der Heggen gerne. Die Hauptsache ist für sie, dass die Bienen nicht getötet werden.

Sie freut sich schon, wenn bald alle Bienen geschlüpft sind und zur Bestäubung ausschwärmen: „Das ist ein wahres Konzert im Garten.“

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