Coronavirus Große Hilfsbereitschaft in Niederkrüchten

Niederkrüchten · Die Corona-Pandemie lässt die Menschen enger zusammenrücken. Die Gemeinde Niederkrüchten will jetzt private Hilfsangebote und Hilfesuchende zusammenbringen. So sollen auch Betrugsversuche vermieden werden.

 Der Niederkrüchtener Berufsschüler und Familienvater Mikel Till, hier mit den Töchtern  Nele und Yuna Brockes, will anderen helfen.

Der Niederkrüchtener Berufsschüler und Familienvater Mikel Till, hier mit den Töchtern  Nele und Yuna Brockes, will anderen helfen.

Foto: Till

Das Coronavirus wirkt sich drastisch auf das öffentliche Leben aus. Manche Menschen legen Vorräte mit haltbaren Nahrungsmittel und Hygieneartikeln an. Doch was ist mit Senioren, die nicht mobil sind und ihre Einkäufe nicht selbst erledigen können? Diese Frage stellte sich Mikel Till (31) aus Niederkrüchten. Er hat dazu nämlich Zeit. Till besucht die Berufsschule am Platz der Republik in Mönchengladbach, lernt dort im Bereich Maschinenbau. Doch wegen der drohenden Ausbreitung des Coronavirus ist auch seine Schule zunächst bis nach den Osterferien geschlossen. „Da kein Unterricht stattfindet, möchte ich meine Zeit für andere Menschen zur Verfügung stellen“, sagt der Niederkrüchtener. Er würde für ältere und hilfsbedürftige Menschen die Einkäufe erledigen und diese zu ihnen nach Hause bringen. „In Zeiten wie diesen müssen wir stark sein, um den Schwächeren zu helfen“, meint Mikel Till. Auch seine Töchter Nele und Yuna Brockes würden ihm helfen, natürlich unter Beachtung aller notwendigen Hygienevorschriften.

Ab sofort will die Gemeindeverwaltung Niederkrüchten solche Angebote koordinieren und Helfer und Hilfsbedürftige zusammenbringen. „Viele Bürger haben mich in den vergangenen Tagen angesprochen, weil sie helfen möchten“, sagt Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos). Auch in den sozialen Netzwerken hätten viele ihre Unterstützung angeboten.

 Die Junge Union Niederkrüchten  bietet einen Einkaufsservice.

Die Junge Union Niederkrüchten  bietet einen Einkaufsservice.

Foto: JU

Ab Mittwoch können alle Niederkrüchtener, die Hilfe etwa für die Erledigung von Einkäufen suchen, anrufen und ihren Bedarf melden. Gleichzeitig sind alle, die helfen wollen, aufgerufen, sich ebenfalls bei der Gemeinde zu melden. So will die Gemeinde auch die Sicherheit bieten, dass Hilfsbedürftige in einer Ausnahmesituation nicht von Enkeltrick- oder anderen Betrügern ausgenutzt werden.

Über das soziale Netzwerk Facebook hat Till sein Hilfsangebot unterbreitet – und drauf nicht nur einige hundert positive Kommentare erhalten. „Ich habe auch Kontakt zu weiteren Menschen gefunden, die mich bei dieser Aktion unterstützen würden“, sagt der 31-Jährige. Doch bisher hat er zusätzliche Einkäufe nur für den engsten Bekanntenkreis erledigt. Andere Hilfesuchende haben ihn noch nicht kontaktiert.

Auch die Mitglieder der Jungen Union um Martin Fackler und Marcus Coenen haben sich Gedanken gemacht, wie sie angesichts der Corona-Pandemie anderen Menschen in Niederkrüchten helfen können. „Wir haben einen Aufruf über Facebook gestartet und einen Einkaufsservice für den Samstag angeboten“, sagt Martin Fackler. Ein großes Team aus freiwilligen Helfern habe sich im Gewerbegebiet in Niederkrüchten-Dam getroffen und sei bereit gewesen, Einkäufe zu erledigen. Über eine Handynummer konnten sich Interessenten melden. „Wir waren bereit, doch angerufen hat niemand“, sagt Fackler. Dennoch wolle man das Angebot am kommenden Samstag, 21. März, erneut unterbreiten.

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Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Welche Auswirkungen die Schließung der Tafel für Hilfsbedürftige hat, kann Adi Grys, Vorsitzender des Tafel-Vereins, nur vermuten. „Einige haben wohl Vorräte angelegt und Speisen eingefroren“, berichtet Grys. Aber die Tafel haben nach der Anordnung von Bund und Land nicht anders handeln können. „Wir mussten zum Schutz unserer Ehrenamtler, von den viele zur Risikogruppe gehören, so handeln“, sagt Grys. Zudem seien die Spenden zuletzt so gering gewesen, dass „wir auch nichts gehabt haben, was wir hätten verteilen können.“

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