Seltener Fall Schwalmtaler zum zweiten Mal mit Corona infiziert

Schwalmtal · Markus Wallrafen aus Schwalmtal hat etwas erlebt, was nur wenige Menschen auf der Welt schon einmal durchgemacht haben: Der 59-jährige Musiker ist bereits zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert.

 Markus Wallrafen aus Schwalmtal geht es inzwischen wieder besser.

Markus Wallrafen aus Schwalmtal geht es inzwischen wieder besser.

Foto: Wallrafen

Das hat Markus Wallrafen (59) aus Schwalmtal nicht erwartet: Er erkrankte an  Covid-19, die durch das Coronavirus Sars-Cov-2 ausgelöste Infektionskrankheit. Zwei Mal. Am Donnerstag kann der Geiger des 123 Mitglieder großen Landesorchesters „Neue Philharmonie Westfalen“ die zweite Isolierung wieder verlassen.

Die zweifache Virus-Erkrankung hat sein Leben verändert. „Es war eine Erfahrung, die mir meine Grenzen aufgezeigt hat“, sagt der 59-Jährige. Er sei Sportler, durch seinen Beruf ein eher aktiver Mensch und nennt sich selbst einen „Hans Dampf in allen Gassen“: „Doch Corona hat mir den Dampf rausgelassen“, beschreibt er. Für ihn eine „gruselige Erfahrung“. Allen Corona-Leugnern wolle er nach seinen Erfahrungen zurufen: „Habt ihr den Schuss nicht gehört? Nehmt Corona ernst!“

Markus Wallrafen ist aber kein Einzelfall im Kreis Viersen. „Das Kreisgesundheitsamt hat aktuell Kenntnis über zwei doppelte Infektionen“, teilte eine Sprecherin des Kreises Viersen am Mittwoch auf Anfrage mit. Neben der Infektion des Schwalmtalers ist aktuell noch eine Re-Infektion aus Willich bekannt. „Zwischen den jeweiligen Infektionen liegen zwei und sechs Monate“, so die Sprecherin. Das Vorgehen in einem solchen Fall sei identisch zu dem einer Erstinfektion. Der Infizierte müsse sich in eine zweiwöchige Isolierung begeben. Die Einhaltung könne  auch durch das Ordnungsamt überprüft werden.

Eine wiederholte Infektion mit Sars-Cov-2 ist laut Auskunft des Robert-Koch-Instituts bisher nicht häufig festgestellt worden: „Nach derzeitigem Wissensstand scheint es sich bei Re-Infektionen um seltene Ereignisse zu handeln“, informieren die Experten auf ihrer Homepage. Beim Menschen seien bisher nur sehr wenige Fälle von Re-Infektionen bekannt, bei denen Veränderungen im viralen Genom festgestellt worden seien. Erste Meldungen zu erneuten Corona-Infektionen gab es Ende August aus den USA, den Niederlanden, Belgien und Hongkong.

Die erste Corona-Infektion von Markus Wallrafen wurde zufällig entdeckt. „Eine geplante Leisten-Operation konnte nicht stattfinden, da ein Corona-Test positiv war“, erzählt er. Er habe sich deshalb bis 15. August isolieren müssen. Ende Juli hatte er sich in Südtirol aufgehalten, zusammen mit seinem Sohn Lukas (24) und seinem 89-jährigen Vater Gerd Wallrafen, dem früheren Bürgermeister von Niederkrüchten. „Damals hatte ich Kopfschmerzen und Husten, fühlte mich über drei Tage schlapp“, schildert Markus Wallrafen. Weder sein Vater noch sein Sohn zeigten nach der Rückkehr Symptome. „Zum Glück“, sagt der Schwalmtaler, insbesondere mit Blick auf seinen Vater.

Wallrafens Erkrankung hatte Folgen für seine Familie: Auch seine Tochter und deren Familie musste ihren Urlaub absagen und wurden unter Quarantäne gestellt. „Gut, dass ich nicht zur Arbeit gehen konnte. Womöglich hätten sich noch meine Kollegen im Orchester angesteckt“, sagt der Geiger.

Ende August konnte die geplante Operation nachgeholt werden; der Schwalmtaler war in der Zwischenzeit erneut auf das Virus getestet worden: beide Male mit negativem Ergebnis. Ein Wandertrip änderte alles. „In der ersten Woche bin ich mit meinem Cousin zwei Tage an der Ahr gewandert. Dort erfuhr er, dass sein  Chef sich mit Corona infiziert hatte“, erzählt der Schwalmtaler. Ein Schnelltest  am nächsten Morgen zeigte bei seinem Cousin ein positives Ergebnis.

Nach seiner Rückkehr am 8. Oktober informierte sich der 59-Jährige beim Gesundheitsamt des Kreises Viersen. Er sollte nach deren Auskunft weder in Quarantäne noch  sich einem Test unterziehen, weil er keine Symptome zeigte und bereits einmal infiziert war. „Ich fühlte mich nicht krank. Deshalb habe ich mich am Freitag auch noch mit Freunden getroffen“, erzählt er.

Am Sonntag habe er dann aber Symptome gespürt: „Heftige“, beschreibt der 59-Jährige. Er hatte zwar erneut kein Fieber, fühlte sich aber  schlapp, konnte kaum vom Bett zum Sofa gehen, hustete stark, verlor den Geschmacks- und Geruchssinn.  Am Montag ließ er sich testen. Erneut war das Ergebnis positiv.

Und Wallrafen war nicht der einzige: Einer der Bekannten, die er nach seiner Rückkehr traf, hat sich ebenso infiziert wie dessen Frau. „Zum Glück gibt es nicht noch weitere Infizierte“, sagt er.

Für den 59-Jährigen hat jetzt die langsame Rückkehr in den Alltag begonnen, in den Alltag ohne die Krankheit. Doch das wird dauern. „Mein Geruchssinn kehrt erst langsam wieder zurück.  Den Geruch einer Zitrone kann ich bereits wieder wahrnehmen“, sagt der Schwalmtaler. Nun müsse er abwarten, bis all seine Sinne wieder wie gewohnt arbeiten.

Für Corona-Leugner hat Markus Wallrafen nach der doppelt überstandenen Corona-Infektion kein Verständnis. „Schon vorher wusste ich durch Orchester-Kollegen aus Italien, wie schlimm dort die Lage ist und wie gefährlich die Krankheit ist. Corona hat mir den Stecker gezogen.“ Fast.

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