Viersen Container-Küche auf dem Lindenplatz
Viersen · Viersener und Flüchtlinge können sieben Wochen lang zusammen kochen. Der Verein Königsburg setzte sich gegen er 30 Bewerber aus ganz Deutschland durch: Die Mitglieder holen das Projekt "Kitchen on the Run" nach Süchteln
Viersener und Flüchtlinge können sieben Wochen lang zusammen kochen. Der Verein Königsburg setzte sich gegen 30 Bewerber aus ganz Deutschland durch: Die Mitglieder holen das Projekt "Kitchen on the Run" nach Süchteln
Bis der Kran den blauen Container auf dem Lindenplatz in Süchteln absetzt, dauert es noch ein paar Monate. "Aber es sind schon diverse Gerüchte im Umlauf", sagt Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD). Da werde mitten im Ort eine Flüchtlingsunterkunft aufgestellt, hat sie zum Beispiel gehört. Um solchen Gerüchten entgegenzuwirken, informieren die Stadtverwaltung und die Mitglieder des Vereins Königsburg 2.0 nun einige Wochen früher als geplant über das anstehende Container-Projekt: Vom 20. Juni bis zum 5. August macht die mobile Küche "Kitchen on the Run" ("Küche auf der Flucht) des Berliner Vereins "Über den Tellerrand" in Süchteln Station. Ziel der Aktion ist, dass sich Viersener und Flüchtlinge - oder Viersener mit Fluchterfahrung - am Herd begegnen, miteinander Lieblingsgerichte zubereiten, essen, abwaschen, vielleicht noch tanzen und singen, wenn es sich ergibt. "Ich hoffe, wir erleben zusammen einen wunderbaren interkulturellen Sommer", sagt Magdalena Breidenbach vom Team der Königsburg.
Im Sommer 2016 war Breidenbach selbst Gast bei "Kitchen on the Run", damals stand die mobile Küche in Duisburg. "Ich fand das so toll, deshalb wollte ich das Projekt auch in meiner Heimatstadt haben", erzählt sie. Also schickte sie eine Bewerbung nach Berlin, zu Agnes Disselkamp und ihren drei Kollegen von "Kitchen on the Run". "Wir hatten insgesamt rund 30 Bewerber", sagt Disselkamp. Drei wählte die Gruppe aus. 2016 war sie mit ihrem Container in sechs Städten auf Europatour, 2017 in vier Städten in Deutschland, in diesem Jahr kommt sie nach Biberbach, Jena-Lobeda - und Süchteln. Warum gerade Süchteln? "Ausschlaggebend war für uns die große Motivation des Vereins, der sich beworben hat", sagt Disselkamp. Die Königsburg habe in Viersen "ein gutes Standing", dahinter stecke ein kultureller Verein - auch das gefiel den Organisatoren.
"Die Idee ist, dass wir dann unser Kulturprogramm auf die Themen Flüchtlinge und Migration abstimmen", kündigt Breidenbach an. Im Februar erfuhr das Team der Königsburg, dass der Küchen-Container im Juni nach Süchteln verfrachtet wird. Bei der Planung und Vermarktung wird es von verschiedenen Abteilungen der Stadt unterstützt. Über die städtische Plattform werde die Idee in die Welt hinausgetragen, kündigt etwa Wirtschaftsförderer Thomas Küppers an. Denkbar sei, die Kochabende vor Ort durch städtische Events zu ergänzen. Harald Droste, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, betont: "Wir sehen es mit großer Freude, dass die Königsburg Projekte nach Süchteln holt, die den öffentlichen Raum beleben. Wir hoffen, dass so der Blick wieder auf die Innenstadt gelenkt wird." Sabine Anemüller rechnet zudem mit "hoher medialer Aufmerksamkeit", und das sorge sicher dafür, dass auch viele Auswärtige zum Lindenplatz kämen.
Die Mitglieder der Königsburg hatten den Planern der Stadt mehrere Standorte vorgeschlagen, "aber der Lindenplatz war mein Favorit", sagt Breidenbach. Rund 36 Quadratmeter Fläche wird das Team aus Berlin belegen. Der Container mit Küchenzeile kann an den Seiten geöffnet werden, davor wird eine Terrasse aufgebaut. "Wenn er einmal da steht, wird er auch nicht mehr bewegt", sagt Disselkamp, die voraussichtlich mit ihren Kollegen während des Sommers in Süchteln wohnen wird - über der Königsburg. "Das wird das erste Mal, dass wir so nah bei unserem blauen Freund übernachten", erzählt sie.
Etwa 2500 Teilnehmer aus mehr als 70 Nationen seien sich schon bei den Kochabenden begegnet, sagt Breidenbach. "Ich hoffe, dass das Projekt in Süchteln nachhaltig wirkt." In anderen Städten hätten sich etwa danach Kochgruppen etabliert. Anemüller ist zuversichtlich: "Viersen wird von dieser Integration am Küchentisch bestimmt profitieren. Solche Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Flüchtlingen und Menschen aus Viersen geben neue Impulse für das Zusammenleben in unserer Stadt."