Kreis Viersen Caritasverband rüstet sich für die Zukunft

KREIS VIERSEN · Für den Caritasverband für die Region Kempen-Viersen endet eine Ära: Künftig stehen zwei hauptamtliche Vorstände an der Spitze des katholischen Wohlfahrtsverbandes. Das Ehrenamt führt nur noch die Aufsicht

 Der neue hauptamtliche Vorstand Christian Schrödter (v.l.) und Peter Babinetz mit der scheidenden Vorsitzenden Ingeborg Odenthal und dem Vorsitzenden des Caritasrats, Harald Jansen.

Der neue hauptamtliche Vorstand Christian Schrödter (v.l.) und Peter Babinetz mit der scheidenden Vorsitzenden Ingeborg Odenthal und dem Vorsitzenden des Caritasrats, Harald Jansen.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Die Arbeitsmedizinerin Ingeborg Odenthal kann sich nun endgültig ihren Ruhestand genießen. Nachdem die Viersenerin schon vor einigen Jahren ihre Praxis aufgegeben hatte, nimmt sie jetzt auch Abschied von einem Ehrenamt, das zunehmend zum Fulltime-Job zu werden drohte: Nach acht Jahren als Vorsitzende des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen scheidet sie aus dem Vorstand aus – zugleich mit ihren Kollegen Thomas Neef (Süchteln) und Regionaldekan Johannes Quadflieg (Grefrath), um damit auch eine Strukturreform einzuleiten: Künftig besteht der Vorstand aus zwei „Hauptamtlichen“, dem bisherigen Geschäftsführer Peter Babinetz und dem bisherigen Bereichsleiter Christian Schrödter.

Die neuen Vorstandsmitglieder hat der neunköpfige Caritasrat einstimmig gewählt. Dessen Vorsitzender Harald Jansen (Grefrath) freute sich, „dass wir zwei kompetente und erfahrene Persönlichkeiten gewinnen konnten, die bereits in der Vergangenheit ausgezeichnete Arbeit für unseren Verband geleistet haben“. Für die Menschen in der Region, die auf die Unterstützung durch den Verband vertrauen, werde sich durch die Umstrukturierung nichts ändern. Ehrenamtliches Engagement werde auch künftig eine große Bedeutung im Verband haben. So bleibe der Caritasrat als Aufsichtsgremium weiterhin „rein ehrenamtlich“.

Beim Auswahlverfahren hat sich der Caritasrat durch eine externe Personalberatung beraten lassen. Dass am Ende eine „hausinterne Lösung“ zustande kam, sei nicht vorauszusehen gewesen, denn es gab zahlreiche externe Bewerbungen. Die Umstrukturierung wurde schon vor einem Jahr durch eine Satzungsänderung und Beschlüsse der Vertreterversammlung vorbereitet, erläuterte die scheidende Vorsitzende Odenthal, die dieses Amt acht Jahre inne hatte und vorher schon acht Jahre im Vorstand tätig war. Im Laufe der Zeit seien die „Aufgaben des Verbandes komplexer und umfangreicher geworden, vor allem durch neue gesetzliche Regelungen, Projekte und Arbeitsfelder“. Das habe viel Einsatz und großen Zeitaufwand gefordert, der von einem ehrenamtlichen Gremium kaum zu leisten sei, sagte sie. Auch in vier (von sieben) weiteren Caritas-Regionen im Bistum Aachen gebe es schon diese „zukunftsorientierte Lösung“.

Der bisherige Geschäftsführer Peter Babinetz (60) soll als Sprecher des Vorstandes fungieren. Seit mehr als 20 Jahren ist der Theologe, Sozialpädagoge und Sozialwirt bei der Caritas in der Region als Geschäftsführer tätig und hat „sehr erfolgreich den Kurs unseres Verbandes gestaltet“, hob Jansen hervor. Sein neuer Kollege Christian Schrödter (37) ist seit 2006 beim Verband. Als Gerontologe baute er das überregional beachtete Projekt „Würdige Sterbebegleitung“ mit auf. Er übernahm 2009 die Leitung des neuen Paulus-Stifts in Viersen und leitet seit 2016 die Bereiche „Familie und Erziehung“ sowie „Caritas in den Gemeinden“; außerdem lehrt er am Fachseminar für Altenpflege.

Als eine der großen Herausforderungen für die Zukunft sieht das neue Vorstands-Duo die Gewinnung neuer Fachkräfte für die Pflege, denn „es darf nicht sein, dass wir an einem Tag zehn Pflegebedürftigen eine Absage erteilen müssen, weil wir nicht das Personal haben“, sagte Babinetz. Angesichts der wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen werde es in Zukunft weitere Engpässe geben. Der Verband versucht durch das interne Projekt „Phase L“ maßgeschneiderte Einsatzmöglichkeiten für Mitarbeiter in verschiedenen Lebensphasen zu finden. Zur Personalentwicklung gehört auch die Gesundheitsförderung, denn „unsere Mitarbeiter sollen sich nicht wie in einem Hamsterrad fühlen“. Um attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, „müssen wir viel Fantasie entwickeln, wie wir mit der Situation umgehen“.

Schrödter nennt als weitere Schwerpunkte den Datenschutz, die Umsetzung der kirchlichen Präventionsordnung gegen sexualisierte Gewalt, die Zukunftssicherung des Fachseminars Altenpflege in Viersen (inzwischen dreizügig) und den Ausbau des Hilfsangebotes in unterschiedlichen Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen.

(mm)
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