Viersen Caritas fürchtet Fachkräftemangel

Viersen · Der Verband Viersen-Kempen legt zur heutigen Mitgliederversammlung seine Jahresbilanz 2012 vor. Finanziell erzielte er ein "solides Ergebnis". Geschäftsführer Peter Babinetz hatte trotzdem einiges zu beklagen.

 Gut leben lässt es sich im Altenheim St. Michael in Schwalmtal. Das hat auch eine Untersuchung des Magazins "Focus" ergeben, das die Einrichtung unter die "Top-Pflegeheime" Deutschlands wählte.

Gut leben lässt es sich im Altenheim St. Michael in Schwalmtal. Das hat auch eine Untersuchung des Magazins "Focus" ergeben, das die Einrichtung unter die "Top-Pflegeheime" Deutschlands wählte.

Foto: Franz-Heinrich Busch

568 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigte der Caritasverband Viersen-Kempen im Jahr 2012. Das geht aus der Jahresbilanz hervor, die Geschäftsführer Peter Babinetz und Erste Vorsitzende Dr. Ingeborg Odenthal gestern vorstellten. Für Peter Babinetz sind diese 568 nicht genug. "Unsere größte Sorge ist der Fachkräftemangel", sagte er.

Die Kundenzahl in den sechs Pflegestationen im Kreis Viersen habe sich in den vergangenen Jahren erheblich vergrößert, im Jahr 2012 lag sie bei 3478 Kunden in der ambulanten Pflege. Eigentlich eine positive Entwicklung für den Verband. Doch leider reiche die Zahl der Pflegekräfte nicht aus, um den Kundenzuwachs aufzufangen. "Das bedeutet, dass unsere Pfleger auf ihren Touren nun mehr Leute in derselben Zeit betreuen müssen", schildert Babinetz die Folgen.

Dabei gebe es laut Babinetz durchaus genügend junge Leute, die sich gern zum Altenpfleger ausbilden lassen würden. Dazu brauchen sie jedoch sowohl die Zusage einer praktischen Stelle als auch einer Schule, an der sie die Theorie lernen. Die Caritas bietet beides. Das Land hat jedoch die Zuschüsse reduziert, die die Fachseminare pro Schüler bekommen. Im Jahr 2002 waren es noch 317 Euro pro Schüler, 2012 nur noch 280. Viele Fachseminare mussten daraufhin die Zahl ihrer freien Plätze zurückfahren, in der Folge konnten Interessenten ihre Ausbildung nicht beginnen. Auch in Viersen wurde die Lage für das Fachseminar zunehmend schwierig.

"Wir bräuchten rund 360 Euro pro Schüler, um unsere Kosten auf Dauer zu decken", sagt Babinetz. Trotzdem hat die Caritas in Viersen-Kempen in ihrer Schule im vergangenen Jahr einen zweiten Kurs eingerichtet, um im kommenden Jahr statt bisher 20 nun 34 Auszubildende schulen zu können und so ihren eigenen Nachwuchs zu schaffen. Die langfristigen Aussichten für das Fachseminar seien aufgrund der finanziellen Lage jedoch unklar. Es würden nun schließlich auch größere Räume benötigt.

Insgesamt schloss die Caritas laut Bericht das Jahr 2012 mit einem "soliden Ergebnis" ab. Es handele sich um einen "geringen Überschuss", so Babinetz gestern.

Ein weiteres Projekt in Sachen Mitarbeiterförderung ist die Fortbildung zum systemischen Berater für Schwerstkranke und deren Familien, die im September 2012 für 20 Mitarbeiter startete und ein Jahr dauert. Die Berater sollen künftig Familien helfen, selbst Lösungen für ihre Probleme zu finden.

Die Caritas entwickelte zudem weitere Leistungen für ihre Kunden. So gibt es nun eine stundenweise Pflege für Zeiten, in denen Angehörige verhindert sind, und zusätzliche Angebote für Trauernde.

Außerdem investierte der Verband in zwölf neue seniorenfreundliche Wohnungen an der Heierstraße in Viersen. 2013 kommen sechs weitere Wohnungen in Dülken hinzu. Die beste Nachricht im Jahr 2012 kam aus Schwalmtal: Das dortige Altenheim St. Michael wurde vom "Focus"-Magazin unter die "Top-Pflegeheime" in Deutschland gewählt.

(RP/rl)
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