Brüggen Burgwall wird Stück für Stück sichtbar

Brüggen · In Brüggen werden alle großen Bäume auf dem Burgwall gefällt. Unklar ist, wie die Kasematten künftig touristisch genutzt werden können. Der Behindertenbeauftragte setzt sich für einen barrierefreien Zugang ein

 Die Gemeinde Brüggen lässt aus Sicherheitsgründen alle großen Bäume auf dem Wall entfernen. Die meisten hohen Bäume waren bis gestern Morgen schon gefällt - hier der Blick von der Burgwiese auf den Wall.

Die Gemeinde Brüggen lässt aus Sicherheitsgründen alle großen Bäume auf dem Wall entfernen. Die meisten hohen Bäume waren bis gestern Morgen schon gefällt - hier der Blick von der Burgwiese auf den Wall.

Foto: biro

Einstimmig hat sich der Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus dafür ausgesprochen, den Burgwall in Brüggen umzugestalten und am Burggraben eine Promenade anzulegen. Bei der Abstimmung enthielten sich die beiden Mitglieder der Unabhängigen Brachter Wählergemeinschaft (UBW). Die erforderlichen Mittel soll die Gemeindeverwaltung für den Haushalt 2018 einplanen, über die Bereitstellung des Geldes entscheidet der Gemeinderat bei den Haushaltsberatungen.

Auf dem Brüggener Burgwall werden derzeit alle großen Bäume gefällt. In der vergangenen Woche hatte die Gemeindeverwaltung aus Sicherheitsgründen die Fällung aller Bäume angeordnet. Auch für die denkmalgeschützten Kasematten unter dem Burgwall stellen die Bäume eine Gefahr dar.

 Auf dem Wall - hier vom Burgweiherplatz gesehen - trafen sich gern Jugendliche. Jetzt sind die Bäume weg.

Auf dem Wall - hier vom Burgweiherplatz gesehen - trafen sich gern Jugendliche. Jetzt sind die Bäume weg.

Foto: Ronge Birgitta

Burgwall und Kasematten sollen wieder begehbar werden, die Umgebung soll umgestaltet werden. Im Juli hatte Landschaftsarchitekt Andreas Hermanns die Vorplanung für die Umgestaltung des Burgwalls vorgestellt. Dafür rechnet er mit Kosten von 88.000 Euro, für den Ausbau einer Promenade am Burggraben kommen 189.000 Euro hinzu. Mit Planungskosten werden rund 327.000 Euro fällig.

In der Ausschusssitzung betonte Hermanns nun, dass eine mögliche Begehung des Walls nur der Besucherlenkung diene. Die SPD-Fraktion betrachtet eine Wegeführung auf dem Wall nicht als notwendig, wünscht sich aber einen zentralen Aussichtspunkt, wie Udo Rosowski erläuterte. Der CDU sage der Entwurf des Landschaftsarchitekten zu, erklärte Willi Michels für die Fraktion der Christdemokraten. Zwei Aussichtspunkte durch einen Weg zu verbinden, mache eine Wegeführung notwendig. Auch solle die Palisadeneinfassung erneuert werden. Ob alles so umgesetzt werden kann, wie von Hermanns geplant, hängt von den Erkenntnissen über den Zustand der Kasematten ab. Mit der Umgestaltung des Burgwalls und der Sanierung der Kasematten ist es nicht getan, auch das wurde in der Ausschusssitzung deutlich: Guido Schmidt von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde machte darauf aufmerksam, dass die mobile Bühne, die oft auf der Burgwiese aufgestellt werde, nicht mehr in gutem Zustand sei. Auch belaste der ständige Auf- und Abbau den Haushalt. Daher müsse über eine Bühne für Veranstaltungen auf dem Burggelände nachgedacht werden. Ergänzend dazu machten Ausschussmitglieder auch auf den Zustand des Burgweihers aufmerksam - das sei dann die nächste Baustelle.

 Wer von der Bouleplatz-Seite den Burgwall betrachtet, sieht die Treppen, diezuvor unter Bäumen verborgen waren.

Wer von der Bouleplatz-Seite den Burgwall betrachtet, sieht die Treppen, diezuvor unter Bäumen verborgen waren.

Foto: Ronge Birgitta

Unklar ist, wie die Kasematten touristisch genutzt werden können. Vorgesehen sind ein zweiter Zugang sowie Informationen, die per Smartphone-App abrufbar sein sollen. Der Behindertenbeauftragte der Burggemeinde, Karl-Heinz Kellerhoff, hatte in der Sitzung an die Mitglieder appelliert, an die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern zu denken. Wie Martin Vollmer-König von der LVR-Abteilung Denkmalschutz ausführte, könne nicht jede Ruine im Denkmalschutz behindertengerecht gestaltet werden. Kommunen seien in der Pflicht, "ihre Denkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes im Einvernehmen mit dem Fachamt des LVR zu unterhalten und vor Beeinträchtigungen zu schützen." Er sprach von einem Spagat zwischen dem Erhaltungsinteresse, der Authentizität, den Kosten und den möglichen Veränderungen. Man wisse nicht, wie sich das Klima in den Kasematten durch einen zweiten Zugang verändere und welche Auswirkungen das auf das Gewölbe haben werde. Eine hydrologische Untersuchung sei nötig.

Rolf Gersemann (AWB) befürchtete in der Sitzung, dass "wir hier ein Fass aufmachen, das keinen Boden mehr kennt". Laut Architekt sei mit laufenden Kosten für den Erhalt der Kasematten zu rechnen. Udo Rosowski (SPD) befürwortet eine Wiederherstellung des natürlichen Zustands der Kasematten. Sowohl die Nutzung als auch die digitale Rekonstruktion sei seiner Fraktion wichtig, darüber hinaus wünsche er sich aber auch Erklärungen in den Kasematten, die ohne Smartphone nutzbar seien.

Willi Michels (CDU) sprach sich dafür aus, die Kasematten so zu sichern, "dass ein größerer Publikumsstrom verkraftet werden kann." Für die erste Planung einer digitalen Rekonstruktion stellt die Gemeinde nun im laufenden Haushaltsjahr außerplanmäßig 5000 Euro bereit. Die Verwaltung soll außerdem prüfen, ob die Gemeinde aus dem Interreg-V-A-Projekt "Kulturgeschichte digital" weitere Zuschüsse abrufen kann, um ihren Eigenanteil an dem gesamten Vorhaben zu verringern.

(bigi)
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