Kulturangebot in Brüggen Innenhof der Burg wird zum Freilicht-Probenraum

Brüggen · Das Niederrheintheater probt im Innenhof von Burg Brüggen mit zehn Schauspielern in Kostümen für sein Sommerstück: Anton Tschechows Klassiker „Die Möwe“.

 Christina Wouters spielt die Hauptrolle der jungen Nina.

Christina Wouters spielt die Hauptrolle der jungen Nina.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Damen in langen Seidenröcken und Spitzenblusen, Herren in Hemd und Weste sitzen auf weißen Stühlen und plaudern im Innenhof von Burg Brüggen. „Es ist so ein wunderbarer Abend“, sind sie sich einig. Lautes Lachen ist zu hören, dann folgt auch manche Auseinandersetzung und bittere Tränen fließen: Die Szenen, die scheinbar aus einer Vergangenheit stammen, sind Proben des Niederrheintheaters. Mit ungewohnt großem Ensemble setzen die Brüggener Theater-Leiter Verena Bill und Michael Koenen unter blauem Himmel die Proben zu Anton Tschechows Klassiker „Die Möwe“ fort.

Die Aufführungen sind nach der langen Corona-Pause ein gefragtes Stück Kultur im Brüggener Sommer: Von den geplanten sieben Veranstaltungen in der Brüggener Burg – die Premiere findet am 14. Juli statt – sind „alle bis auf einen Termin am 28. Juli schon ausgebucht“, sagt Michael Koenen. Keine Überraschung, da die Gäste die Aufführungen kostenfrei besuchen können. Möglich ist dies durch eine zweifache Förderung für das Brüggener Theater aus dem Fonds Darstellende Künste mit Mitteln der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem NRW-Landesbüro Freie Darstellende Künste sowie dem NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft.

Ursprünglich war die Aufführung der „Möwe“ erst für das Jahr 2022 geplant, doch durch die Förderung konnte das Projekt früher umgesetzt werden. Für Verena Bill, die bei „Die Möwe“ Regie führt und außerdem die Rolle der Schauspielerin Irina übernommen hat, hat sich mit diesem Projekt „ein Herzenswunsch“ erfüllt.

 Mit ungewohnt großem Ensemble probte das Niederrheintheater jetzt auf Burg Brüggen Anton Tschechows Klassiker „Die Möwe“. 
  RP-Foto: Buschkamp

Mit ungewohnt großem Ensemble probte das Niederrheintheater jetzt auf Burg Brüggen Anton Tschechows Klassiker „Die Möwe“. RP-Foto: Buschkamp

Foto: Daniela Buschkamp

Bis zur Vorpremiere am 10. Juli bei den Tschechow-Tagen und bis zu den weiteren Aufführungen stehen noch einige Proben an: Für eine weitere hat sich das gesamte Ensemble am Dienstag getroffen. Auf weißen Stühlen nehmen die Darsteller, passend kostümiert, ihre Positionen ein. Gelbe Kreidestriche markieren die fehlende Bühne. Während eine Videokamera die Probe aufzeichnet, spricht Regisseurin Verena Bill mit den Darstellern: Wer mit wem  wohin läuft. Wer wo gut steht, damit er nicht die Kollegen verdeckt und von möglichst vielen Zuschauern gesehen wird. Auf das Stichwort „Kotelett“ von Verena Bill und Dannie Lennertz betritt das übrige Ensemble über die Außentreppe den Innenhof.

 Der  Vierakter spielt auf einem Landgut in der russischen Provinz im 19. Jahrhundert: Dort träumt die junge Nina von einer großen Schauspielkarriere: Christina Wouters, die bereits eine Sommerakademie des Niederrheintheaters besucht und eine Schauspielausbildung begonnen hat, hat diese Hauptrolle übernommen.  Im weißen Kleid, zwischen drei Leitern, spielt sie eine Szene aus dem Stück des jungen Dichters Konstantin (Tim Fairhurst). „Sehr schön“, lobt Verena Bill anschließend.

Die Stimmung ist konzentriert, aber gelöst: Christian Stock als alternder Sorin vergisst noch manchmal behäbigen Gang, Michael Koenen als Dr. Dorn verordnet eine andere Medizin als im Stück, Nadine Schaub als unglücklich verliebte Polina wischt sich rasch die Tränen weg, um kurz darauf erneut zu weinen. Rasant geht es durch heitere, aber auch dramatische Szene. Das Besondere für die Zuschauer: Sie werden mitten im Geschehen sitzen, denn die Schauspieler nutzen den gesamten Innenhof.

Info Die sieben Aufführungen sind unter Corona-Bedingungen für 80 Gäste geplant worden. Zuschauer müssen online ein Ticket buchen unter: https://niederrheintheater.de.

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