Brüggen Brüggenerin fühlt sich zurückgelassen

Brüggen · Lucie Houben beklagte im März, dass Busfahrer häufig an ihr vorbeifahren, obwohl sie an einer Haltestelle warte. Verbessert habe sich nichts, berichtet sie nun. Einmal habe sie deswegen im Krankenhaus behandelt werden müssen.

 Die 20-jährige Rollstuhlfahrerin ist auf den Bus angewiesen. Inzwischen hat sie an der Haltestelle aber ein mulmiges Gefühl.

Die 20-jährige Rollstuhlfahrerin ist auf den Bus angewiesen. Inzwischen hat sie an der Haltestelle aber ein mulmiges Gefühl.

Foto: knappe/Jörg Knappe

Schon einige Male ist es Lucie Houben passiert, dass sie in ihrem Rollstuhl an der Haltestelle von Busfahrern übersehen wurde. Sie hielten nicht an, obwohl die junge Frau an dem entsprechenden Haltepunkt wartete (die RP berichtete). Nun ist die 20-Jährige aus Brüggen nach so einem Vorfall im Krankenhaus gelandet.

„Ich wollte von der Buslinie 64 in die Linie 74 umsteigen und bin an die entsprechende Haltestelle hinüber gefahren“, berichtet sie. „Doch anstatt zu bremsen, hat der Busfahrer Gas gegeben und ist weitergefahren.“ Sie ist sich sicher, dass der Fahrer sie gesehen haben muss. Da der nächste Anschlussbus erst in einer Stunde gekommen wäre und es an diesem Tag sehr kalt war, entschloss sich die junge Frau, den Weg nach Hause im Rollstuhl zurück zu legen. Dauer: eine bis anderthalb Stunden.

„Ich kann aufgrund meiner Behinderung sehr schlecht die Körpertemperatur halten und dachte mir, es wäre besser, in Bewegung zu bleiben indem ich mit den Armen meinen Rollstuhl antreibe“, erinnert sie sich. Allerdings bekam sie dabei krankheitsbedingt nicht mit, wie kalt ihre Beine wurden. Erst Passanten, denen der Zustand der jungen Frau aufgefallen war, riefen einen Rettungswagen. Die Einsatzkräfte brachten Houben ins nächstgelegene Krankenhaus. Sie habe davon aber gar nichts mehr mitbekommen, berichtet Houben. Abends durfte sie glücklicherweise bereits wieder nach Hause.

Beim Kraftverkehr Schwalmtal (KVS), dessen Busse und Fahrer in diesem Bereich im Einsatz sind, schildert Geschäftsführer Elmar van der Forst die ganze Situation auf Nachfragen unserer Zeitung anders. Demnach war an dem betreffenden Tag gar kein Anschlussbus da. „Die Linie 64 hatte Verspätung und daher war die Linie 74 schon vor der Ankunft der 64 abgefahren. Die Busse haben nur ein bestimmtes Zeitfenster, in dem sie warten können. Wird es überschritten, fahren sie los, egal ob der andere Bus noch kommt und Nutzer umsteigen möchten“, erklärt van der Forst. Houben habe ihn ein oder zwei Tage nach dem Vorfall angerufen, berichtet er, und er habe ihr genau das erklärt. Houben sagt, dass der Geschäftsführer einfach aufgelegt habe und ihren Bitten um Rückrufe nicht nachgekommen worden sei.

Es gebe nette und behilfliche Busfahrer, andere seien hingegen mehr als nur unhöflich, fügt sie an. Dumme Sprüche und auch die Frage, wo ihre Begleitperson sei, habe sie sich schon öfters anhören müssen. Van der Forst verweist hingegen darauf, dass die Beförderungspflicht für jede Person gilt, ob Mensch mit oder ohne Handicap und dass dem beim KVS auch nachgekommen wird. Ihm persönlich seien keine anderen Fälle bekannt, wo Menschen mit Handicap auf den Linien vom KVS Schwierigkeiten hätten.

Houben bangt derweil weiter. „Ich habe Angst, dass mich Busfahrer weiter stehen lassen. Bei mir macht sich ein mulmiges Gefühl breit, wenn ich an einer Bushaltestelle stehe“, sagt die Rollstuhlfahrerin.

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