Einsamer Bürgerdialog Niederkrüchtener — fraglos glücklich

Der Bürgermeister lädt zur Gesprächsrunde — und keiner kommt. Genau das ist am Montagabend Kalle Wassong passiert. Ein echt ausgefallener Bürgerdialog.

 „Dass gar keiner kommt, das gab es bisher noch nie“, sagt Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong.

„Dass gar keiner kommt, das gab es bisher noch nie“, sagt Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Menschen in Niederkrüchten sind fraglos glücklich. Zumindest nutzte niemand das Angebot, mit Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) über fehlende Parkplätze, verspätete Buslinien oder umstrittene Baupläne zu reden – erstmals, seit es den Bürgerdialog im Elmpter Rathaus gibt. „Dass gar keiner kommt, gab es noch nie“, sagt Wassong.

Eine Runde mit 30 Leuten oder auch nur mit fünf, irgendjemand hat immer etwas zu sagen gehabt. Wassong: „Wir hatten hier schon oft lebhafte Debatten, und es ist auch wichtig, mit den Leuten zu sprechen.“ Dass nun aber alle Fragen, Beschwerden und Ideen ausgeschöpft sind, damit hat der Bürgermeister nicht gerechnet.

Wassong deutet den leeren Sitzungssaal als gutes Zeichen. „Ich denke, es gibt dann offenbar keine Fragen und nichts zu klären“, sagt der Bürgermeister. Doch nicht etwa, weil es in Niederkrüchten nichts zu verbessern gebe. Und die leeren Sitze würden auch nicht bedeuten, dass den Niederkrüchtenern ihre Gemeinde gleichgültig ist. Den Grund für die Abwesenheit der Bürger sieht Wassong in den immer kürzeren digitalen Wegen für ein Anliegen: „Vieles lässt sich mittlerweile schnell über soziale Netzwerke oder ein Telefonat klären.“ Eine kurze Nachricht bei Facebook, ein klärendes Gespräch, und schon seien manche Dinge aus der Welt geschafft. Doch Chatten und Telefonieren allein reichen nicht als Erfolgsgeheimnis. „Wir haben eine neue Leiterin im Ordnungsamt, die ihre Arbeit sehr gut macht“, sagt Wassong. Da das Amt für die meisten Anliegen zuständig ist, werde darüber ein sehr großer Teil abgewickelt. Bei größeren Vorhaben wie jüngst dem Bau einer Unterkunft für Asylsuchende, will die Verwaltung außerdem in Zukunft vorab eine zusätzliche Gelegenheit für Gespräche bieten. „Diesmal haben wir das erst später gemacht“, sagt der Bürgermeister, und daraus habe man gelernt.

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