Brüggener Berthold Schulze sammelte Spenden Die 1473-Kilometer-Radtour für Flutopfer an der Ahr

Brüggen · Für Berthold Schulze aus Brüggen war die Hilfsaktion eine Herzensangelegenheit. Unterwegs hat er einiges erlebt und interessante Menschen getroffen.

 Die Flutkatastrophe 2021 hat auch das Winzerdorf Rech an der Ahr schwer getroffen.

Die Flutkatastrophe 2021 hat auch das Winzerdorf Rech an der Ahr schwer getroffen.

Foto: dpa/Boris Roessler

Zwei Flaschen mit Wein von der Ahr hatte Berthold Schulze eingepackt – für besondere Gelegenheiten auf seiner großen Fahrt. Die erste Flasche wurde in Belgien geöffnet. Der 67-jährige ehemalige Polizeibeamte aus Brüggen übernachtete in Oudenburg in der Nähe von Brügge. Über seine Gastgeber, Bert und Jo, erzählt er: „Die beiden waren so sympathisch, dass ich mit ihnen die erste Flasche Rotwein von der Ahr getrunken habe.“

 Berthold Schulze sammelte mit vollem Einsatz.

Berthold Schulze sammelte mit vollem Einsatz.

Foto: Schulze

Den Schluck Wein hatte sich der radelnde Spendensammler nach dieser Etappe auch redlich verdient. Am 25. Mai war er um acht Uhr morgens in Brüggen losgefahren. Mit reichlich Gepäck und vollem Smartphone-Akku ausgerüstet und mit einem Ziel vor Augen: Mit einer Fahrradtour über fast 1500 Kilometer und mithilfe von spendenden Unterstützern Geld für die Opfer der Flutkatastrophe an der Ahr zu sammeln.

Nach der dritten Nacht kam Schulze in Dünkirchen in Frankreich an. Dort hat er sich auf Segeltour begeben und durfte das Steuer übernommen. Eine tolle Erfahrung, findet er. An der französischen Küste übernachtete der Brüggener bei einem Gastgeber namens Vincent. „Er war ein besonderer Gastgeber. Schwer krank und hatte nicht mehr viel Lebenszeit. Er vermietet ein Zimmer, um noch möglichst viele Menschen kennenzulernen. Vincent ist ein lebensbejahender Mann, der trotz aller Handicaps sehr mobil ist“, erzählt Schulze. Mit Vincent hat er dann auch die zweite und letzte Flasche Rotwein von der Ahr genossen.

Auf dem Weg Richtung Boulogne-sur-Mer passierte der Brüggener großartige Architekturen und eine oft atemberaubende Natur. Direkt an der Küste legte der leidenschaftliche Radfahrer sechs Übernachtungen ein und genoss am Fischerhafen so manches Meerestier. Er besuchte dort das größte Aquarium Europas und bestaunte Tiefseequallen, Rochen mit einer Spannbreite von bis zu vier Metern, Krokodile und Pinguine.

In Lille übernachtete der Schulze für nur 22 Euro in einem „jungen Männerhaushalt“ und hatte eine kleine Panne: „Das Ladekabel meines Smartphones war genau am Pfingstsonntag gebrochen. Ohne funktionierendes Handy war keine Navigation und auch keine Zimmerbuchung möglich“, berichtet Schulze. Da auch am Pfingstmontag die Geschäfte geschlossen hatten, drohte die weitere Spendentour ins Wasser zu fallen. „Doch Mitbewohner Jordan aus Hongkong hat in der Nähe einen Handyshop gefunden, der auch Pfingstmontag geöffnet hat und so war das Problem gelöst.“

Die Tour konnte also doch noch fortgesetzt werden. An der deutsch-luxemburgischen Grenze änderte Schulze seine Route. Anstatt über Prüm und Aachen zurück nach Brüggen zu fahren, ging es quer durch die Eifel in Richtung Ahrtal nach Rech. Auf dem Weg übernachtete er auf einem Bauernhof in Weidingen. Da die Gastgeberein am nächsten Tag Geburtstag feierte, gab sie dem Brüggener ein Stück Blechkuchen mit auf den Weg. „In Lissendorf kam ich dann in einem Baustellenbereich mit Straßenwart Josef ins Gespräch. Wir teilten uns den Kuchen und spontan spendete er zehn Euro. Genau mit diesen zehn Euro konnte die 1000 Euro Spendenmarke überschritten werden“, erzählt Schulze stolz.

In Rech an der Ahr wurde Schulze von Bürgermeister Gerhard Schreier und dessen Ehefrau Barbara herzlich empfangen. Gemeinsam mit Addi Schreier, Schatzmeister der Freiwilligen Feuerwehr Rech, die die Spende erhält, ging es in eine Winzerstube.

Insgesamt drei Wochen war Schulze bei seinem Abenteuer unterwegs. Ob er eine solche Spendentour noch einmal machen würde? „Definitiv“, sagt der Brüggener, „am liebsten schon im nächsten Jahr.“

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