Kreis Viersen Brüggen: Die Hochzeits-Hoch-Burg

Kreis Viersen · Immer weniger Paare im Westkreis trauen sich. Einzige Ausnahme: die Burggemeinde Brüggen verzeichnet eine stark steigende Zahl an Eheschließungen

Kreis Viersen: Brüggen: Die Hochzeits-Hoch-Burg
Foto: Janssen Jannetta

Es war einer ihrer schönsten Tage im Leben. Marie-Christin und Benedikt Teckenburg aus Nettetal haben sich ganz bewusst als Location für ihre standesamtliche Trauung für die Burg Brüggen und nicht für das Standesamt in Nettetal entschieden. "Das Ambiente ist so schön und zwischen historischen Mauern zu heiraten, ist etwas besonderes", sagt Marie-Christin Teckenburg. Für die besondere Location musste das frisch vermählte Paar tiefer in die Tasche greifen. Die Kosten für die Miete der Burg, Prüfung der Ehefähigkeit und Urkunden beläuft sich auf rund 300 Euro. Marie Tecklenburg war es das wert: "Die Location ist wunderschön, allein das Trauzimmer hat eine besondere Wirkung."

Björn Beeren ist Standesbeamter in der Burggemeinde und hat vor langer Zeit den Trend erkannt: "Die Paare wollen gerne samstags heiraten und suchen auch eine besondere Location." Die Burggemeinde macht das jeden Samstag möglich. Sicherlich ein Grund, warum die Zahlen in Brüggen steigen. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Eheschließungen in Brüggen fast verdoppelt - auf 154. Bei fast identischer Einwohnerzahl im Vergleich zu Brüggen hatte Niederkrüchten im Jahr 2015 nur 43 Trauungen, im Jahre 2000 waren es noch 75.

Im Kreis Viersen ist Brüggen die einzige Gemeinde im Westkreis, die im vergangenen Jahr ein Plus an standesamtlichen Trauungen verzeichnen konnte. Die Kommunen haben aber nicht nur Standesämter. In Nettetal steht Paaren, zum Beispiel, das Schloss Krickenbeck oder der Lambertiturm in Breyell zur Verfügung. Auch Marie-Christin und Benedikt Teckenburg haben darüber nachgedacht, aber: "Der Rokoko-Pavillon hat uns interessiert, aber da passen nur 15 Gäste rein", sagt Marie-Christin Teckenburg. Das Paar hatte aber 50 Gäste und wollte ein bestimmtes Datum.

Die Stadt Nettetal bietet nicht an jedem Samstag im Monat eine Trauung an. Möchten Paare nicht im Standesamt heiraten, sondern an einem anderen Ort, muss dies immer mit den Eigentümern abgestimmt werden, denn die anderen Hochzeitsorte sind nicht in städtischem Eigentum. Populärer als der Samstag ist in Nettetal der Freitag als Trautermin - und als Ort häufig auch der Lambertiturm in Breyell.

Wie in Nettetal, können Brautpaare in Viersen auch nicht jeden Samstag im Jahr heiraten. Hier stehen sieben Samstage zur Verfügung. Der Bund fürs Leben kann auch in der Dülkener Narrenmühle an ausgewählten Samstagen geschlossen werden. "Dort haben aber nur kleine Gesellschaften bis zu zehn Menschen Platz", sagt Viersens Stadtsprecher Frank Schliffke. "Die Termine dort kosten 150 Euro zusätzlich und werden nur nach Vereinbarung vergeben." Niederkrüchten bietet zusätzlich das Haus Elmpt mit Treuzimmer an, auch hier sind nur wenige Samstage möglich. In Schwalmtal sind es lediglich vier Samstage und es gibt als Location nur das Standesamt.

Björn Beeren und drei ehrenamtliche Standesbeamte sorgen dafür, dass Termine samstags in der Burggemeinde bis 15 Uhr möglich sind und werden in ihrer Arbeit bestätigt: "Wir hatten bis jetzt 80 Trauungen und 132 sind noch angemeldet für 2016." Für viele hat das Datum oft eine Bedeutung, deshalb wollen sie einen bestimmten Termin. Und da würde sich der Samstag anbieten, auch wegen der Feier. Björn Beeren weiß, dass der "Boom" in Brüggen nicht immer anhalten wird, denn: "Die anderen Kommunen werden nachziehen, vielleicht ist der Zenit in diesem Jahr erreicht", sagt der Standesbeamte. Marie-Christin und Benedikt Tecklenburg haben auch an einem Samstag geheiratet. "Die 16 ist eine besondere Zahl für uns", sagt die 23-Jährige. Das Paar lernte sich am 16.01.2010 kennen und heiratete am 16.07.2016.

Es sind nicht nur Paare aus der näheren Umgebung, die in der Burg Brüggen oder der Brachter Mühle heiraten. Beeren nennt Beispiele aus München, Stuttgart, Berlin. "Wenn Großeltern noch hier wohnen, die nicht mehr gut reisen können, entscheiden sich einige in ihrer Heimat standesamtlich zu trauen", erzählt der Standesbeamte, der seit 2004 für die Burggemeinde tätig ist.

Der Ansturm auf Daten mit einer Schnapszahl seien immer noch groß, sagt Björn Beeren. Da versucht er und seine Kollegen auch ungewöhnliches möglich zu machen: "Der 10.10.10 war ein Sonntag, da haben wir auch getraut." Aber es gäbe auch Grenzen: "Eine Unterwassertrauung wurde schonmal angefragt, da musste ich leider ablehnen", erzählt er und lacht. Auch Trauungen unter freiem Himmel sind nicht möglich. Beeren: "Ansonsten versuchen wir, viele Wünsche zu erfüllen."

(janj)
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