Serie Auf Einen Kaffee In ... (4) Breyell - ein Ort nicht zu klein und nicht zu groß

Viersen · Der Bäcker, die Kirche, der Sportverein ... Die Nettetaler kennen ihre Ortsteile. Aber wie würde ein fremde Person sie wahrnehmen, wenn sie dort auf einen Kaffee hält? Aus dieser Perspektive stellen wir Nettetals Stadtteile vor. Heute: Breyell.

 Die doppeltürmige Pfarrkirche St. Lambertus steht in Breyell stets ein wenig im Schatten des Lambertiturms gleich gegenüber. In der Silhouette dagegen dominiert der mehr als hundert Jahre alte Bau den Ort. Der Kiependraeger in der Fußgängerzone erinnert an vergangene Zeiten, als die Breyeller Kleinhändler unterwegs waren.

Die doppeltürmige Pfarrkirche St. Lambertus steht in Breyell stets ein wenig im Schatten des Lambertiturms gleich gegenüber. In der Silhouette dagegen dominiert der mehr als hundert Jahre alte Bau den Ort. Der Kiependraeger in der Fußgängerzone erinnert an vergangene Zeiten, als die Breyeller Kleinhändler unterwegs waren.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Wer nach Breyell hineinfährt, weiß eines schnell gewiss: Hungern muss er nicht. China-Imbiss, Korfu-Grill, Döner-Bude, Pizzeria. Die großen Supermärkte sind ebenfalls in der Peripherie alle vertreten. Der ehrwürdige, alte Lamberti dagegen markiert den Ortskern. Trutzig verleiht der Kirchturm aus dem 14. Jahrhundert dem knapp 10 000-Einwohner-Städtchen ein eigenes, markantes Gesicht.

Die Bürgerhäuser, das Rathaus, der Bahnhof, die kopfsteingepflasterte Fußgängerzone und natürlich die Statue des Wanderkrämers mit der Kiepe auf dem Rücken sprechen eine deutliche Sprache: Dies ist ein Ort mit Geschichte, ein Ort von großer Bedeutung. Zumindest früher war er das, und zwar mehrfach: als mittelalterlicher Handelsplatz, als Zentrum für Gerberei und für die Textilindustrie, als Standort eines Stahlwalzwerks . . . Aber die wirtschaftlichen Entwicklungen der Jahrhunderte haben Spuren hinterlassen und Lücken. In der Fußgängerzone sieht man sie deutlich.

 Die doppeltürmige Pfarrkirche St. Lambertus steht in Breyell stets ein wenig im Schatten des Lambertiturms gleich gegenüber. In der Silhouette dagegen dominiert der mehr als hundert Jahre alte Bau den Ort. Der Kiependraeger in der Fußgängerzone erinnert an vergangene Zeiten, als die Breyeller Kleinhändler unterwegs waren.

Die doppeltürmige Pfarrkirche St. Lambertus steht in Breyell stets ein wenig im Schatten des Lambertiturms gleich gegenüber. In der Silhouette dagegen dominiert der mehr als hundert Jahre alte Bau den Ort. Der Kiependraeger in der Fußgängerzone erinnert an vergangene Zeiten, als die Breyeller Kleinhändler unterwegs waren.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Hübsch ist Breyell immer noch, und gutes, niederrheinisches Essen findet man dort auch. Zum Beispiel in der Fleischerei Jacobs. Sie liegt etwas "ab vom Schuss", nicht direkt im Ortskern, ist aber zur Mittagszeit Anlaufstelle für viele hungrige Breyeller. Peter Jacobs und seine Frau Martina, geborene Siemes, betreiben den Familienbetrieb und bekochen mittags hungrige Stadtwerke-Mitarbeiter.

 Stolz sind die Breyeller auch auf das Weiher Kastell.

Stolz sind die Breyeller auch auf das Weiher Kastell.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

"1989 habe ich den Betrieb vom Schwiegervater übernommen", sagt Peter Jacobs. Er selbst ist quasi Zugezogener. "Ich komme aus Schwalmtal, mein Vater war da Bürgermeister. Seit 1986 wohne ich aber in Breyell", sagt der 60-Jährige. Er fühlt sich als Breyeller. "Der Ort hat eine gute Größe, nicht zu groß und nicht zu klein", findet der Fleischermeister.

 Andrea Ambaum (52) ist Metzgereifachverkäuferin

Andrea Ambaum (52) ist Metzgereifachverkäuferin

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Die Atmosphäre sei gut, aber früher besser gewesen, findet Jacobs dennoch. Das Zentrum könne ein bisschen Leben vertragen, die Kneipen seien früher voller gewesen, der Zusammenhalt der Nachbarschaften habe ab- und der Verkehr zugenommen. Vor allem aber ärgert ihn die ewige Baustelle vor seiner Haustür am Fongern. Seit über einem Jahr werde an der Bahnüberführung gebastelt. "Kein schöner Anblick, eine Schande ist das", schimpft Jacobs. Aber er will nicht zu viel klagen. "Verglichen mit anderen Ortsteilen geht es uns gut."

 Ursula Vieten (65) aus Hinsbeck und Brigitta Reiber (71) sind enge Freundinnen.

Ursula Vieten (65) aus Hinsbeck und Brigitta Reiber (71) sind enge Freundinnen.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Brigitta Reiber beispielsweise geht es in Breyell ausgesprochen gut: "Es liegt in der Natur, es gibt einen hübschen Ortskern, einen Bahnhof." Vor 16 Jahren ist die gebürtige Leipzigerin nach Breyell gezogen. "Vom ersten Tag an habe ich mich hier wohl gefühlt."

 Kopfweiden auf einer Bruchwiese am Mühlenbach in Berg - eine wunderbare Landschaft quasi mitten im Ort.

Kopfweiden auf einer Bruchwiese am Mühlenbach in Berg - eine wunderbare Landschaft quasi mitten im Ort.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Bevor Brigitta Reiber nach Breyell kam, hatte sie bereits eine Odyssee hinter sich. Aus der ehemaligen DDR war sie mit ihrem Mann geflohen, acht Jahre lebte sie in Berlin, dann gingen sie nach Mönchengladbach und kamen dann ins "wunderschöne Breyell". In Mönchengladbach seien die Leute auch nett gewesen, aber erst in Breyell wurde sie mit den Menschen so richtig warm, erzählt die 71-Jährige.

Die Einkaufszone allerdings, nun ja, sie könnte etwas mehr Angebote vertragen. "Kurzwaren zum Beispiel, einfache praktische Sachen", sagt Reiber.

Auch Andrea Ambaum findet die Fußgängerzone eher traurig. "Man könnte hier viel machen, sagt die 52-Jährige, die bei der Fleischerei Jacobs hinter der Theke steht. "An Brüggen sieht man ja, was man alles machen kann", sagt sie.

Seit 13 Jahren arbeitet sie in der Fleischerei, verkauft Rouladen, Mango-Pastete und Brokkoli-Braten. "Die Atmosphäre ist gut. Die Leute sind nett. Und wer nicht nett ist, den erziehen wir uns", sagt die resolute Verkäuferin zwischen zwei Einkäufen.

"Panhas Tüüt" steht draußen vor der Fleischerei auf dem Schild im Angebot. Panhas kennt ja jeder, zumindest am Niederrhein. Aber "Tüüt"? "Das ist das Gleiche wie Panhas. Das kommt aus dem Aachener Raum", klärt Peter Jacobs schmunzelnd auf. Schließlich ist Breyell ein ehemals internationaler Handelsort, an dem jeder Hungrige auch wissen soll, was es zu essen gibt.

(RP)
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