Feuerwehreinsatz in Viersen Drei Menschen sterben im Feuer

Viersen · Am Mittwochmorgen sind ein älteres Ehepaar und eine 88-jährige Frau bei einem Hausbrand gestorben. Die Ehefrau hatte noch versucht sich zu retten. Die Nachbarn reagieren geschockt.

Ein beißender Geruch liegt in der Luft. Er lässt erahnen, welch dramatische Szenen sich am frühen Mittwochmorgen am Ummerkirchweg in Viersen abgespielt haben. Schwarz verkohlt sind die Balken, die das Obergeschoss des Hauses trugen. Drei Menschen starben in den Flammen. Eine Nachbarin hatte um 7 Uhr die Feuerwehr alarmiert. Da schlugen die Flammen schon aus den Fenstern. Rund 60 Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Viersen und Dülken rückten um 7.03 Uhr aus, fünf Minuten später waren sie da. Doch sie konnten die Menschen nicht mehr retten.

Zuvor hatten ein 41-jähriger Viersener und ein freiwilliger Feuerwehrmann versucht, die Menschen zu retten. Der 41-Jährige hatte auf dem Weg zur Arbeit den Qualm gesehen, als er über die Freiheitsstraße fuhr. Durch die Bäume hindurch sah er das brennende Haus und fuhr hin. "Ich habe Schreie aus dem Haus gehört. Weder Feuerwehr noch Polizei waren vor Ort. Ich bin dann zum Eingang gelaufen. Dort im Windfang sah ich einen älteren Mann und eine ältere Frau, die beide brannten." Unglaublich heiß sei es am Hauseingang gewesen.

Eine Nachbarin kam, die ihm sagte, dass sie bereits die Feuerwehr gerufen habe. "Ich habe sie gefragt, ob sie einen Feuerlöscher oder eine Decke hat. Hatte sie aber nicht", berichtet der Viersener. Er lief zur Straße, traf einen Handwerker, der ihm ein größeres Stück Stoff gab. "Damit habe ich versucht, das Ehepaar abzulöschen - vergeblich. Es war zu heiß." Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sei ihm entgegengekommen, habe ihm gesagt, man müsse auf das Eintreffen der Feuerwehr warten, der Eigenschutz gehe vor. "Zwei Minuten später waren die Einsatzkräfte da", so der 41-Jährige.

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Tote bei Feuer in Wohnhaus in Viersen

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Bei einer Pressekonferenz gab die Feuerwehr gestern Details bekannt. Demnach war ein freiwilliger Feuerwehrmann, der in der Nähe wohnt, zu dem Haus gelaufen, wo er eine leblose Person liegen sah und eine Frau, die versuchte, das Haus zu verlassen. Doch wegen der Flammen und der starken Hitze habe er ihr nicht mehr helfen können. Die Einsatzkräfte forderten noch einen Rettungshubschrauber aus Duisburg an, doch es war zu spät.

Wahrscheinlich handelt es sich bei den Verstorbenen um ein Ehepaar, 76 und 78 Jahre alt, das unter dieser Adresse gemeldet war. Letzte Sicherheit darüber soll eine Obduktion bringen, die für Freitag anberaumt ist, teilte die Polizei mit.

Ebenfalls unter der Adresse gemeldet war eine 88-jährige Frau. Sie soll, so berichtete Viersens Wehrführer Frank Kersbaum, pflegebedürftig gewesen sein und im Obergeschoss des Hauses gelebt haben. Als die Feuerwehr eintraf, waren das hölzerne Treppenhaus und die Decke zwischen Hochparterre und Obergeschoss, ebenfalls aus Holz, schon vollständig weggebrannt. Über Drehleitern versuchte die Feuerwehr, ins Obergeschoss zu der Seniorin zu gelangen, von der Nachbarn zu berichten wussten, dass sie um 22 Uhr am Abend noch das Licht eingeschaltet hatte. Doch den Einsatzkräften gelang es nicht, sie lebend zu bergen. Mehrfach habe es Durchzündungen gegeben, erläuterte Kersbaum, der Eigenschutz sei für die Wehr oberstes Gebot. Weil der Dachstuhl einstürzte, der Kamin instabil war, sei eine Rettung von innen nicht möglich gewesen. Von der Drehleiter aus konnten die Wehrleute schließlich nur noch den Leichnam bergen. "Selbst wenn wir nach einer Minute angekommen wären, hätten wir bei einem Vollbrand dieses Ausmaßes keine Chance gehabt", so Kersbaum.

Überlebt hat der Hund des Ehepaares. Ihm gelang es, unversehrt ins Freie zu gelangen. "Charlie" wird nun von Nachbar Niko Himbiliadis versorgt. Der 53-Jährige war durch den beißenden Geruch und den Qualm auf den Brand aufmerksam geworden. "Das ist das größte Flammeninferno, das ich je gesehen habe", so Himbiliadis. "Das ist ganz schlimm, was hier passiert ist." Er kannte das ältere Ehepaar. Jeden Tag sei der Mann mit dem Hund spazieren gegangen. Fast jeder in der Straße habe ihn gekannt.

Auch Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) eilte am Morgen zum Brandort. Sie stehe immer noch unter dem Eindruck, den sie sich dort habe machen können, erklärte sie bei der Pressekonferenz, "das hat mich persönlich sehr erschüttert".

Nach dem Ende der Löscharbeiten am Nachmittag kündigte Wehrführer Kersbaum für den Abend weitere Nachkontrollen am Brandort an. Die Polizei hat inzwischen das Haus beschlagnahmt, es ist einsturzgefährdet. Die Brandursache ist unklar. Gestern nahm ein Brandsachverständiger der Polizei die Arbeit auf, die Ermittlungen sollen heute fortgesetzt werden.

(skr)
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