Brüggen Bracht nicht aus dem Blick verlieren

Brüggen · Viele Brüggener Händler fühlen sich von der Gemeinde nicht ausreichend unterstützt. Das geht aus einer Umfrage der IHK zum Stadtmarketing hervor. Dabei werde viel getan, sagt Bürgermeister Gerhard Gottwald.

 Im Zuge der Wirtschaftsförderung wurden in beiden Ortsteilen Wochenmärkte installiert – hier der Wochenmarkt donnerstags auf dem Weizer Platz in Bracht. Den Händlern dort mangelt es allerdings an Kunden.

Im Zuge der Wirtschaftsförderung wurden in beiden Ortsteilen Wochenmärkte installiert – hier der Wochenmarkt donnerstags auf dem Weizer Platz in Bracht. Den Händlern dort mangelt es allerdings an Kunden.

Foto: Busch

Die Ansiedlung von großen Märkten an der oberen Borner Straße ist vielen Händlern in Brüggen nach wie vor ein Dorn im Auge. Dass die Gemeinde dort großflächigen Einzelhandel genehmige, ist für die Unternehmer aus dem Ort nicht nachvollziehbar. Das geht aus einer aktuellen Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hervor, die die fürs Stadtmarketing Verantwortlichen in 19 Kommunen des IHK-Bezirks und 64 Werbegemeinschaften anschrieb und nach ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit befragte.

"Die Ansiedlungspolitik ist vor dem Hintergrund des neuen Einzelhandelskonzeptes der Gemeinde Brüggen ein großes Ärgernis für die Werbegemeinschaft", sagt der IHK-Geschäftsführer. Aber auch Themen wie Sicherheit, Sauberkeit, Leerstandsmanagement und die Gestaltung des öffentlichen Raums behandelt die Gemeinde aus Sicht der Unternehmer nicht zufriedenstellend. Zudem sei in Brüggen die Werbegemeinschaft eher unzufrieden mit der Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Zwar gebe es projektbezogene Gespräche, eine feste Zusammenarbeit sei aber der Werbegemeinschaft zufolge von Seiten der Gemeinde nicht gewollt.

Wie die Gemeinde die Zusammenarbeit mit den Werbe- und Interessengemeinschaften bewertet, geht aus der IHK-Studie nicht hervor. Als einzige der 19 angeschriebenen Kommunen hatte Brüggen sich nicht an der Befragung zur Studie "Stadtmarketing im interkommunalen Vergleich" beteiligt, teilte die IHK mit. Auf Nachfrage erläuterte Bürgermeister Gerhard Gottwald, er wisse nichts von dieser Befragung der IHK und könne nicht verstehen, warum die IHK nicht bei ihm als Bürgermeister noch einmal nachgefragt habe, warum Brüggen auf die Befragung nicht antworte. Er wolle nicht ausschließen, dass das Schreiben vielleicht in einer hektischen Phase im Bereich der Wirtschaftsförderung "untergegangen" sei.

Auf Grundlage der übermittelten Einschätzungen der Werbegemeinschaften gibt die IHK Handlungsempfehlungen für die Gemeinde. So solle politisch überprüft werden, wie man das kommunale Stadtmarketing personell und finanziell ausstatte. Die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und den Werbegemeinschaften solle in einer festen Organisation zusammengeführt werden, um die Kommunikation zu verbessern, und die Werbegemeinschaften sollten früh in Diskussionen um Sicherheit, Sauberkeit und Gestaltung des öffentlichen Raumes einbezogen werden.

Das alles könne er so unterschreiben, betont Gottwald. Feste Organisation gebe es durch die beiden Arbeitskreise Ortsmarketing für Brüggen und Bracht, und die Werbegemeinschaften befänden sich mit Guido Schmidt (für Brüggen) und Renate Kirsch (für Bracht) in ständigem Austausch. Insofern könne man aus seiner Sicht die Kommunikation mit den Werbegemeinschaften nicht als negativ bezeichnen. Die Brüggener Wirtschaftsförderung sei sehr agil, und die Brüggener Tourist-Information sei so gut ausgebaut, "da können andere Tourist-Infos nur von träumen, wir haben sogar samstags und sonntags geöffnet, und auch das gehört zum Stadtmarketing".

Dass Werbegemeinschaften und Gemeindeverwaltung zum Teil unterschiedlicher Meinung seien, sei ja berechtigt, sagt Gottwald. Gleichwohl müsse man die Gesamtgemeinde im Blick behalten, "wir können nicht nur die Interessen der Händler in der Brüggener Fußgängerzone berücksichtigen". Die Kritik an der Ansiedlung großer Einzelhändler an der oberen Borner Straße versucht er zu entkräften: "Wir haben einen erheblichen Kaufkraftabfluss in Brüggen, und wenn wir die Geschäfte dort nicht hätten, wäre der Kaufkraftabfluss noch viel größer."

Die Priorität hat im Augenblick der Ortsteil Bracht. Gottwald verweist auf den anstehenden Dorfentwicklungsplan und kündigt an: "Da müssen wir einiges verändern, und das geht richtig ins Geld. Wir dürfen nicht nur die Brüggener Fußgängerzone im Blick haben."

(RP/rl)
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