Viersen Bosch stellt Verpackungstechnik zum Verkauf

Viersen · Betroffen sind auch die mehr als 200 Mitarbeiter im Viersener Werk. Für sie gilt derzeit Kündigungsschutz.

 Der Bosch-Konzern will seine Verpackungssparte verkaufen.

Der Bosch-Konzern will seine Verpackungssparte verkaufen.

Foto: dpa

Der Technologiekonzern Bosch will sich vom Geschäft mit Verpackungsmaschinen für die Pharma- und Lebensmittelindustrie trennen. Davon betroffen ist auch das Viersener Werk mit 210 Mitarbeitern. Sie wurden am Freitagmorgen vom Standortleiter über die Verkaufsabsichten informiert.

Die Sparte mit ihren rund 6100 Mitarbeitern in 15 Ländern gehöre nicht zum Kerngeschäft des Konzerns und brauche eine andere Aufstellung auf ihrem mittelständisch geprägten Markt, erklärte der Stiftungskonzern am Freitag. Bosch könne sich damit stärker auf den Trend zur Digitalisierung konzentrieren, erklärte Industrietechnik-Chef Stefan Hartung. "Wesentliches Ziel ist, dass alle Mitarbeiter und Standorte von einem Bewerber
übernommen werden." Konkrete Interessenten gebe es noch nicht.

Seit fast 100 Jahren werden in Viersen an der Kölnischen Straße Maschinen für die Süßwarenindustrie hergestellt. Nicht nur die Namen am Unternehmensgebäude der 1921 unter anderem von Konrad Henkel gegründeten Berten & Co. haben sich verändert – zwischenzeitlich firmierte das Unternehmen unter dem Namen Hansella, seit 1966 hängt das Bosch-Logo an der Hauswand –, auch die Maschinen wurden stetig verfeinert. Und neben Verpackungsmaschinen für die Süßwarenindustrie werden dort auch Füllmaschinen für Kosmetik hergestellt.

Der Verkaufsprozess werde vermutlich etwas länger als ein Jahr dauern, teilte der Konzern mit. Der Geschäftsbereich habe im vergangenen Jahr weltweit einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielt (Bosch-Gesamtumsatz: rund 80 Milliarden Euro), im Vergleich zu 2016 war das eine Stagnation. In den vergangenen zehn Jahren habe es jedoch starkes Erlöswachstum gegeben, allerdings hätten einzelne Bereiche zuletzt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. So werde derzeit am Standort Waiblingen über den Abbau von 120 der 900 Stellen verhandelt. In Viersen sei kein Abbau von Arbeitsplätzen geplant, betonte ein Sprecher. Und: Da das Unternehmen als Ganzes verkauft werden soll, bestehe der Kündigungsschutz für die Beschäftigten weiter. Bosch sei offen für strategische Käufer wie auch Finanzinvestoren, auch Konsortien von Mittelständlern seien vorstellbar.

Hartung machte keine Angaben dazu, ob die Sparte profitabel

ist und welchen Kaufpreis sich Bosch vorstellt. „Es ist nicht

so, dass wir eine Situation haben, wo wir verzweifelt einen

Käufer suchen, es ist ein wertvolles Unternehmen“, betonte er.

In den kommenden Jahren werde eine steigende Nachfrage erwartet.

Mit seiner Kombination von Verpackungsmaschinen für die beiden Industrien Pharma und Lebensmittel sei es eines der größten Unternehmen der stark fragmentierten Branche. Ein weiterer
großer Anbieter ist der italienische Maschinenbauer
IMA.

(mrö/Reuters)
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