Unterstützung für Frauenhaus Viersen Unbürokratisch Frauen in Not helfen

Erkelenz/Viersen · Die Bischöfliche Stiftung richtet einen Soforthilfefonds für Frauenhäuser ein. Unterstützt werden das Frauenhaus Viersen und vier weitere Einrichtungen im Bistum Aachen zunächst drei Jahre lang mit jährlich insgesamt 25.000 Euro.

 Die Bischöfliche Stiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ unterstützt fünf katholische Frauenhäuser bis zunächst 2021 mit jährlich je 5000 Euro. Die Zusage erhielten deren Vertreterinnen von Martin Novak in Erkelenz.

Die Bischöfliche Stiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ unterstützt fünf katholische Frauenhäuser bis zunächst 2021 mit jährlich je 5000 Euro. Die Zusage erhielten deren Vertreterinnen von Martin Novak in Erkelenz.

Foto: Speen

Eine Frau zieht Hilfe suchend in ein Frauenhaus ein. Unbürokratisch kann dessen Leiterin ihr in den nächsten Tagen etwas Geld für einen Friseurbesuch geben. Als Machtdemonstration hatte der Ehemann seiner Frau die Zöpfe abgeschnitten. Der Friseurbesuch soll ihr ein Stück ihrer Persönlichkeit und Würde zurückgeben. So geschehen in Aachen.

Die Bischöfliche Stiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ stattet die fünf katholischen Frauenhäuser im Bistum Aachen zunächst von 2019 bis 2021 mit jährlich jeweils 5000 Euro aus, um solche unbürokratischen Hilfen ermöglichen zu können. Diese Zusage wurde in Erkelenz bei einem Treffen mit den Trägern der Frauenhäuser in Aachen, Krefeld, Mönchengladbach sowie den Kreisen Heinsberg und Viersen gegeben. „Die Träger der Frauenhäuser haben uns darauf hingewiesen, dass sie eine solche finanzielle Unterstützung benötigen. Hier wollen wir nun einen Schwerpunkt setzen“, erklärte Martin Novak, Vorstandsmitglied der Stiftung. Es gehe nicht darum, die öffentliche Hand aus der Pflicht zu entlasten, die Arbeit der Frauenhäuser zu finanzieren, sondern den Einrichtungen unbürokratische Ausgaben zu ermöglichen. Etwa die Hälfte des ermittelten Bedarfs solle der Stiftungszuschuss decken.

„Mit diesem Geld können wir den spontanen Bedarf decken, was auch einmal ein Schwimmbadbesuch sein kann“, berichtete Astrid Samuel vom Frauenhaus des Kreises Viersen, deren Kollegin Sigrid Nolde ergänzt: „Bisher ist die Freizeitgestaltung, die für traumatisierte Menschen wichtig ist, bei uns ein bisschen herausgefallen. Diese können wir mit dem Geld anbieten, sodass die Frauen ihre Köpfe wieder mit guten Eindrücken füllen können.“ Mit dem Stiftungsgeld will das Frauenhaus Mönchengladbach Fahrräder anschaffen, um die Bewohnerinnen unabhängiger zu machen. Das Frauenhaus im Kreis Heinsberg hat Tretroller gekauft, damit die Kinder leichter den Weg zur Schule zurücklegen können. Mit den Frauenhäusern ist ein Kriterienkatalog erarbeitet worden, was über den Stiftungszuschuss finanziert werden darf. Innerhalb dessen können die Verantwortlichen vor Ort frei entscheiden. „Das soll ihnen Flexibilität geben“, sagte Novak. Kosten für Möbel und Hausrat, für Dolmetscher und Ausweispapiere, für Feste, Fahrräder oder Geburtstagsgeschenke könnten ebenso übernommen werden wie für die Erstausstattung nach der Ankunft im Frauenhaus. Gedeckt werden können darüber hinaus Aufenthaltskosten im Frauenhaus zum Beispiel für Teil- oder Selbstzahler, wie Schülerinnen, Studentinnen oder Frauen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus. „Hier wird unbürokratische Hilfe geschaffen“, bestätigte Karoline Steffens vom Frauenhaus im Kreis Heinsberg, das vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer betrieben wird: „Der größte Teil unserer Kosten ist landesgefördert, den Rest übernimmt der Kreis Heinsberg. Dieses Modell lässt aber sehr wenig Spielraum für andere Dinge.“ Die Frauenhäuser verzeichnen einen wachsenden Hilfebedarf. So stieg die Belegungsquote im Kreis Heinsberg zwischen 2013 und 2018 von 52 auf 77 Prozent oder in Krefeld von 2018 zu 2019 von 110 auf 120 Prozent, dessen Leiterin Tanja Himer vom Sozialdienst katholischer Frauen erklärte: „Wir haben einen großen Mangel an Plätzen in Frauenhäusern.“ Dieser entstehe unter anderem so, dass „der Wohnungsmangel groß ist, wodurch sich die Aufenthaltsdauer bei uns erhöht“.

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