Viersen Billard: Jubiläums-WM und ungewisse Zukunft

Viersen · Der Vertrag, der das Turnier seit nunmehr 25 Jahren an die Festhalle bindet, läuft aus. Die Verhandlungen laufen.

Günter Thönnessen ist Vollblut-Politiker. Wenn Viersens oberster Bürger mit dem Reden anfängt wirkt es so, als gäbe es keinerlei Probleme. Vor allem nicht bei der Billard-Mannschafts-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr (13. bis 16. März) zum 25. Mal in der Festhalle gastiert. "Dieses Jubiläum ist etwas besonderes", sagt Thönnissen, "und wir hoffen, dass wir dieses Jahr ein kleines Sahnehäubchen obendrauf setzen können."

Was Thönnessen nicht sagt: Es könnte das letzte Billard-Häubchen in Viersen sein. Denn der Fünf-Jahres-Vertrag mit der Stadt läuft nach der Jubiläums-Ausgabe aus. Und ob dieser verlängert wird, steht noch in den Sternen. Michael John, Vorsitzender der Deutschen Billard-Union (DBU), sagt, dass man Gespräche aufnehmen werde, eine Verlängerung absolut anstrebe: "Alles andere wäre Harakiri." Unterschrieben ist der Vertrag damit noch lange nicht.

Da ist zunächst die internationale Konkurrenz, die vor allem das finanzielle Argument auf ihrer Seite hat. Während in Viersen seit Jahren auf Kante gewirtschaftet und auch in diesem Jahr keine Preisgelder ausgeschüttet werden, gibt es für die Billard-Profis in aller Welt jede Menge lukrative Turniere. Selbst bei der Europameisterschaft gibt es Preisgelder. Gerade im arabischen Raum soll es daher Städte mit enormem Finanzpotenzial geben, die Viersen den Rang als Austragungsort der viel gepriesenen Mannschafts-WM ablaufen wollen.

Hinzu kommt das politische Problem. In diesem Jahr ist die Kommunalwahl, 2015 wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Außerdem hört Birgit Zerres – intern die "Mutter der WM" genannt – nach der übernächsten WM auf. So ist Eintscheidungsgewalt für das Prestige-Turnier mittelfristig unsicher – und das schmeckt dem Weltverband, der eine langfristige Lösung anstrebt, rein gar nicht.

Doch Viersen hat auch gute Argumente im Kampf um die WM. Neben DBU-Chef John spricht sich auch Wolfgang Rittmann, Vorsitzender des Europa-Verbands, ganz klar für einen Verbleib der WM in der Kreisstadt aus. "Die Festhalle ist der perfekte Austragungsort für dieses Turnier. Gäbe es sie nicht, müsste man sie genau so bauen."

Der größte Trumpf der Verantwortlichen sind jedoch die Aktiven. Trotz des nicht vorhandenen finanziellen Anreizes findet die Oberklasse des weltweiten Billard-Sports Jahr für Jahr den Weg an den Niederrhein. Hinter vorgehaltener Hand wird zwar über die Nicht-Bezahlung gegrummelt – doch am Ende kommen sie doch. Und finden in der Festhalle perfekte Bedingungen sowie vor allem ein Zuschauer-Aufkommen vor, das es anderswo nicht gibt.

So kann man sicher sein: Die Billard-WM wird auch in diesem Jahr wieder reibungslos über die Bühne gehen. Und das von Thönnessen angesprochene Sahnehäubchen könnte es geben: in Form einer Verlängerung für die WM in Viersen. Das hätte sich die Festhalle nach 25 erfolgreichen Jahren verdient.

(RP)
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