Viersen Bilder zwischen Himmel und Erde

Viersen · Im Rahmen der NEW-Reihe "art null vier" bespielt Wolfgang Speen die Generatorenhalle mit großformatigen Farbkompositionen. Die Ausstellung "Zwischen Himmel und Erde" wird morgen eröffnet

 Wolfgang Speens Diptychen schweben scheinbar in der Generatorenhalle an der Rektoratstraße. Sie sind doppelt so groß wie die Bilder, die der Mönchengladbacher sonst malt.

Wolfgang Speens Diptychen schweben scheinbar in der Generatorenhalle an der Rektoratstraße. Sie sind doppelt so groß wie die Bilder, die der Mönchengladbacher sonst malt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wolfgang Speens Bildsprache ist dynamisch, packend, erdverbunden und doch im wechselnden Lichteinfall von hell schimmernden Nuancen durchzuckt. Der Titel "Zwischen Himmel und Erde" umschreibt treffend den Gesamteindruck seiner Ausstellung in der Generatorenhalle. Im Rahmen der NEW-Reihe "art null vier" hat der Mönchengladbacher auf die Herausforderung der großen Halle mit der ersten Rauminstallation seines Lebens reagiert. "Ich habe immer schon gerne in besonderen Räumen ausgestellt. Doch hier wollte ich die Bilder nicht einfach klassisch zeigen", sagt Speen, Maler und Sprecher der Stadt Mönchengladbach. In der Halle hat er nun die an den Wänden präsentierten Werke ergänzt um scheinbar schwebende Diptychen, die doppelt so groß sind, wie die ansonsten von ihm bevorzugten, auch schon recht großformatigen Bilder.

Losgelöst von einem stabilen Standpunkt werden die zweiteiligen Kompositionen in ihrer Präsenz zu Farbkörpern, unter denen der Besucher hergehen kann. Korrespondenzen und Gegenspiele in Duktus und Farbgebung stoßen raumübergreifend einen Dialog an, der das Ganze wie aus einem Guss erscheinen lässt.

Der Künstler fühlt sich der informellen Gestaltung verpflichtet. Es ist offensichtlich, dass er spontan, temperamentvoll arbeitet, das Spiel mit dem gelenkten Zufall liebt. Speen schleudert die Farben oft auf die Bildträger, arbeitet mit breiten Gummirakeln und mitunter mit breiten, selbstgebauten Pinseln. In die selbst hergestellten Farben streut er Pigmente, Sand, Erde ein und arbeitet dann wieder lasierend. Oft schüttet er regelrecht Farben und Materialien aus und trägt diese wieder ab. "Ich tauche in die Farben ein. Dabei höre ich Musik, am liebsten Oper. Dann bekomme ich das Timbre für das Betriebsklima", sagt der Künstler.

Er lässt sich von der Natur, von Wolkenformationen inspirieren, ohne abzubilden und Farben getreu zu spiegeln. Vielfach hat er Erde und Sand aus aller Welt eingearbeitet, selbst gesammelt oder von Freunden mitgebracht aus Südafrika, von den Malediven, aber auch aus der nahen Eifel. Erdfarben prägen in ihren faszinierenden Naturtönen das Farbspiel und heben den haptischen Charakter der Oberflächen. Insbesondere die frei hängenden Arbeiten verändern sich abhängig vom Lichteinfall, da die Farbschichten abhängig von ihrer Konsistenz in unterschiedlichen Graden durchdrungen werden. Da scheint dann plötzlich ein Gelb zu brennen oder sich ein hell durchwirktes Linienspiel zu ergeben. Auf der Rückseite geben die frei hängenden Arbeiten den Werkcharakter preis und reflektieren zugleich das durch das große Fenster einfallende Licht mit den Spiegelungen des farbigen Glasdekors.

Titel, wie "Barus" und "Garno" zum Beispiel sind Fantasiebegriffe, entstanden aus Silbenspielen. Es sind Klanglaute, die auf den Farbklang reagieren. Die Wortschöpfungen entsprechen zugleich Speens Faszination für Sprachwirkung und engen den Betrachter nicht ein. Dazu sagt der Künstler: "Bei Titeln will der Betrachter etwas erkennen, ich will aber meine Arbeiten nicht Komposition Nummer soundso nennen".

(anw)
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