Viersen "Big Bass": Politiker fordern Planbarkeit

Viersen · Der Jugendhilfeausschuss des Kreises hat sich für eine Verlängerung der Einrichtung "rollender Jugendtreff" bis Ende 2016 ausgesprochen. Im Frühjahr 2016 müsste dann erneut darüber gesprochen werden, ob es weitergeht - und wie.

 Sozialpädagoge Eric Loll fährt mit dem "Big Bass" die Außenbezirke von Niederkrüchten und Schwalmtal an.

Sozialpädagoge Eric Loll fährt mit dem "Big Bass" die Außenbezirke von Niederkrüchten und Schwalmtal an.

Foto: Busch

Thomas Paschmanns hatte der Kreisverwaltung etwas mitgebracht: Der Schwalmtaler CDU-Fraktionsvorsitzende, der auch Vorsitzender des Kreisjugendhilfeausschusses ist, übergab in der jüngsten Ausschusssitzung eine dicke Mappe an das Kreisjugendamt. Mehr als 1800 Unterschriften befinden sich darin von Menschen, die den rollenden Jugendtreff "Big Bass" erhalten wollen.

Die Zukunft des "Big Bass" steht erneut auf dem Spiel. Der Jugendtreff ist keine Regeleinrichtung, sondern ein Projekt. Alle zwei Jahre war in der Vergangenheit über die Fortführung der rollenden Einrichtung beraten worden, zuletzt hatte man eine Fortführung bis Ende 2015 beschlossen. Nun steht erneut eine Entscheidung an. Finanziert wird der Jugendtreff auf vier Rädern mit Sozialpädagoge Eric Loll am Steuer zu 50 Prozent vom Kreis. Je 17,5 Prozent zahlen jeweils die Gemeinden Schwalmtal und Niederkrüchten, das sind rund 16 000 Euro pro Gemeinde. Den Rest zahlt die Kirche als Träger der Einrichtung.

2012 gab es eine Evaluation der Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung (FSPE) um Prof. Dr. Ulrich Deinet. Sein Fazit lautete: "Wenn ,Big Bass', dann richtig" - mit dem Hinweis darauf, dass eine zweite pädagogische Fachkraft nötig sei. Das wäre deutlich teurer als jetzt, was weder die klammen Kommunen Schwalmtal und Niederkrüchten noch der Kreis tragen könnten.

Um zu entscheiden, wie und ob es weitergehen soll, forderte der Kreis vom Träger im Mai einen Finanzierungsplan und ein inhaltliches Konzept, wenn der "Big Bass" eine Regeleinrichtung werden sollte. Die Kommunen Schwalmtal und Niederkrüchten sollten mitteilen, ob und wenn ja wie viel Geld sie geben wollten. In beiden Gemeinden wurde beschlossen, bis Dezember 2016 weiter zu bezahlen. Die Kirche schickte das Konzept von 2013, woraus zu schließen sei, dass der Träger den Betrieb mit dem bisherigen Konzept fortführen wolle, heißt es in der Vorlage der Kreisverwaltung. Einen zukunftsgerichteten Finanzierungsplan und eine Kostenaufstellung für 2016 und folgende Jahre habe die Kreisverwaltung nicht erhalten. Nach neuerlicher Aufforderung schrieb die Kirche, eine detaillierte und umfangreiche zukunftsgerichtete Kostenaufstellung sowie einen dazugehörenden Finanzierungsvorschlag könne sie nicht einreichen, eine Voraussicht auf die Kostenentwicklung der nächsten Jahre sei für sie nicht möglich.

Daraufhin schlug die Verwaltung nun vor, den Jugendtreff im Projektstatus zu belassen und bis Ende 2016 zu verlängern. Das würde vermutlich das jährliche Zerren um die Zukunft der Einrichtung fortsetzen, wenn sich Kreis, Kirche und Kommunen dann 2016 wieder überlegen müssen, ob sie den Bus weiterrollen lassen wollen und wenn ja, wie.

Es könne doch nicht sein, dass man Jahr für Jahr darüber diskutiere, es müsse eine nachhaltige Lösung her, forderte Manfred Wolfers jr. (CDU). Heinz Joebges (SPD) forderte Verlässlichkeit und Planbarkeit - für Mitarbeiter ebenso wie für Eltern, Kinder und Jugendliche. Hermann-Josef Güldenberg, als beratendes Mitglied für die Gemeinde Schwalmtal im Ausschuss, sprach von einer "Zumutung für alle Beteiligten" und plädierte dafür, dass man sich schon im Frühjahr 2016 Gedanken über den "Big Bass" mache, nicht erst im Sommer.

Paschmanns fasste zusammen, welche Möglichkeiten es für den Bus gibt: dass es ihn 2017 nicht mehr gibt, dass es ihn weiterhin so wie jetzt gibt, dass die Einrichtung komplett nach Deinets Vorschlägen verändert wird oder dass man einen Mittelweg findet.

Der Jugendhilfeausschuss empfahl dem Kreistag, die Fortsetzung bis Ende 2016 zu beschließen, was für den Kreis Kosten von 42 000 Euro bedeuten würde. Jugendamt und Träger würden ein Konzept erstellen, über das man im Frühjahr 2016 sprechen könnte. Doch zunächst muss Ende Oktober jetzt der Kreistag entscheiden.

(RP)
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