Festhalle Viersen Ein Puppenspiel über den Klee

Viersen · Der Maler Paul Klee schenkte Sohn Felix selbstgemachte Handpuppen als Spielzeuge. Mit Repliken von Originalpuppen erzählt das Berliner Ensemble „United Puppets“ vom Leben des Künstlers. So auch in der Festhalle.

  RP-Foto: Jörg Knappe

RP-Foto: Jörg Knappe

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Der kleine Tod wirkt beinahe kindlich nett, und doch heftet er sich an den Maler Paul Klee, um sich am Ende betrogen zu fühlen. Denn noch ehe der kleine Tod und seine Frau zuschlagen können, weilt der Künstler unter den Toten und Ungeborenen. So bewegt sich die mit Handpuppen erzählte Geschichte „Über den Klee“ zwischen den Zeiten und ist zugleich ein Stück im Stück. Die Inszenierung entstand in einer Kooperation zwischen dem Berner Zentrum Paul Klee und dem Berliner Ensemble „United Puppets“. Das gastierte an zwei Tagen in der Festhalle. Eigens für das Puppenspiel wurde im großen Saal ein recht intimer Raum geschaffen: Eine über Theaterbühne und Orchestergraben aufgebaute Tribüne rückte die Besucher nah an das Geschehen auf der schwarz umhüllten Spielfläche. Hier tritt zunächst Klees Sohn Felix auf als vom Vater handgearbeitete und bemalte Puppe. Felix entdeckt mit Freude, dass nicht alle Handpuppen seiner Kinderzeit im Krieg verbrannten. Inzwischen Theater- und Opernregisseur, will er mit den verbliebenen Puppen ein Stück aufführen. Während des Handlungsablaufs verrät Frau Tod, dass Klees Ehefrau Lily nie sichtbar ist, da es von ihr keine Puppe gibt. Man müsse sie sich jedoch immer dazu denken. Zu den erhaltenen Spielzeugen zählt der kleine Tod. Tatsächlich soll diese Handpuppe Felix´ Liebling gewesen sein, hatte zuvor Jutta Pitzen in einer Einführung zum Stück berichtet. Sie bezeichnete 30 erhaltene von ursprünglich 50 Puppen aus dem Besitz des Klee-Sohnes Felix als eigenen Schatz innerhalb von Paul Klees Werk. Klee hatte die Puppen unter anderem aus Gips, Stoff-, Fell- und Pinselresten als Spielzeuge für den Sohn geschaffen und nie zum Verkauf angeboten. Von zwölf Puppen wurden Repliken hergestellt, mit denen nun Theater gespielt wird, exklusiv durch „United Puppets“.

In Mario Hohmanns Regiearbeit liegt oft eine Heiterkeit, die den ursprünglichen, kindlich spielerischen Charakter des Puppenensembles erinnert. Zugleich sind biografische und künstlerische Bezüge symbolreich und mit großer Ernsthaftigkeit in das Spiel verwoben. Sie lassen teilhaben am Ringen eines Künstlers mit seinem Werk und den existentiellen Nöten des Alltags. Über eine Puppe materialisiert ist der böse Gedanke, der dem Schaffenden auf der Suche nach der für ihn wahrhaftigen Darstellung Neid, Selbstzweifel und Verzweiflung einflüstert. Die Erzählmittel sind oft schlicht und gerade dadurch einprägsam. Das Gesicht von Frau Tod spiegelt eine typische Klee-Zeichnung. Ein Gast aus dem Orient trägt die Farben, die Klee seit seiner Tunis-Reise so liebte, und im Turban einen Malerpinsel. Der Ungeist des Nationalsozialismus klingt an im Verhalten des Bürgers mit Zipfelmütze. Schlicht und doch packend ist der Moment, wenn Vater Klee als Schattensilhouette auf der Flucht ist, während Weggefährten im Licht stehen.

Die Puppenspielerinnen Friedrike Krahl und Melanie Sowa leihen den Bühnenakteuren ihre Sprechstimme und oft eine unverhüllte Hand, die trotz des ungleichen Größenverhältnisses zwischen Handpuppe und Mensch beredte Gesten einfängt und den Maler den Pinsel führen lässt.

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