Brüggen/Schwalmtal Berater fürs Wohnen soll in Nettetal sitzen

Brüggen/Schwalmtal · Eine Wohnberatung soll Menschen helfen, Haus oder Wohnung so umzugestalten, dass sie möglichst lange dort leben können.

 Treppen können im Alter zum Hindernis werden. Ein Berater soll künftig Senioren Tipps geben, wie sie zu Hause wohnen bleiben können.

Treppen können im Alter zum Hindernis werden. Ein Berater soll künftig Senioren Tipps geben, wie sie zu Hause wohnen bleiben können.

Foto: DPA

Vier von fünf Deutschen möchten im Alter in ihrer eigenen Wohnung bleiben. Das hat eine aktuelle Ipsos-Umfrage für die Zeitschrift "Das Haus" ergeben. Nur acht Prozent meinten, sie wären im Alter wohl im Altersheim am besten aufgehoben. Doch wer im eigenen Haus, der eigenen Wohnung bleiben möchte, stößt mitunter an Grenzen: Die Treppe wird zum kaum überwindbaren Hindernis, der Einstieg in die Badewanne lebensgefährlich.

Diese und andere Hürden lassen sich meistern, wenn man bereit ist, baulich etwas zu verändern oder die Räume anders auszustatten. Wer nicht weiß, was man machen könnte, wendet sich an Wohnberater. Helfen kann häufig auch die Senioren- und Pflegeberaterin bei der Gemeindeverwaltung — in Schwalmtal und Niederkrüchten ist das Peggy Löhr, für Brüggen Seniorenberaterin Dana Mengeringhausen. Für den Fall, dass sich spezieller Beratungsbedarf ergibt, sollen nun im Kreis vier Wohnberatungsstellen angeboten werden. Dazu hatte das Kreissozialamt mit den Städten und Gemeinden ein Konzept entwickelt, für das der Kreistag im Juni grünes Licht gab.

Die Wohnberatung für Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten soll bei der Stadt Nettetal angesiedelt werden. Für diese Wohnberatung sind 0,6 Stellen vorgesehen, die Koordination und Finanzierung übernimmt der Kreis. Bevorzugt angestellt für die Aufgabe werden Sozialarbeiter oder -pädagogen, die eine Fortbildung zur Wohnberatung machen sollen. Der Berater oder die Beraterin soll die Arbeit im ersten Quartal 2014 aufnehmen. Mit der Wohnraumberatung verbindet der Kreis die Hoffnung, möglichst wenige Menschen in Heimen unterbringen zu müssen — auch, weil Heimplätze meist mehr kosten als die Versorgung zu Hause.

Ganz überzeugt waren die Mitglieder des Ausschusses für Seniorenangelegenheiten in Schwalmtal nicht, als sie das Konzept für eine Wohnberatungsagentur diskutierten. Thomas Nieberding (Grüne) sagte, er halte es "insgesamt für kein glückliches Konzept", denn von Nettetal aus fahre man ja schon weit bis Schwalmtal und kenne die örtlichen Gegebenheiten nicht so wie jemand, der in Schwalmtal tätig sei. Seine Fraktionskollegin Hildegard Kroll bezweifelte, dass bei 0,6 Stellen viel Zeit für die Menschen in mehreren Kommunen bleibe, wenn man noch Öffentlichkeitsarbeit betreiben müsse, und Hanna Poral (SPD) wies darauf hin, dass auch Krankenkassen Wohnberatungen anböten, insofern laufe das Kreis-Konzept "am Ziel vorbei". Lothar Höckendorf (CDU) bat: "Wir sollten uns das jetzt ein Jahr lang ansehen, dann haben wir belegbare Zahlen, und dann kann man gucken, ob es sich lohnt oder nicht." So stimmten die Schwalmtaler dem Abschluss einer Kooperationsvereinbarung für die Bildung einer "lokalen Stelle" für die Wohnberatung Westkreis in Nettetal zu.

Bedenken zum Konzept gab es auch in Brüggen. So hielten die Grünen im Ausschuss für Soziales und Senioren die Entfernung zu Nettetal für zu groß, Johannes Weiß (CDU) bezweifelte ganz allgemein, dass die Beratung ziehen werde. Auch der geplante Personaleinsatz stieß auf Skepsis: "Ich frage mich, ob sich ein Pädagoge mit Baurecht auskennt", sagte Monika Flöth (SPD). Sozialamtsleiter Joachim Müllers verwies auf Viersen: Dort gibt es bereits seit 1996 eine Wohnberatung, die hervorragend laufe. Der Ausschuss nahm die Einrichtung der Stelle zustimmend zur Kenntnis.

(RP)
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