Viersen Baumunfall: "Stadt schuldlos"

Viersen · Strafrechtliches Verfahren eingestellt: Die Stadt trifft keine Schuld an dem tödlichen Unfall, bei dem im August ein Lkw-Fahrer in Viersen von einer Kastanie erschlagen worden ist. Die Witwe ist von diesem Ergebnis nicht überzeugt.

Lkw-Fahrer im Führerhaus von Baum erschlagen
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Lkw-Fahrer im Führerhaus von Baum erschlagen

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Der Gutachter der Staatsanwaltschaft kam zu dem selben Ergebnis wie sein Kollege, den die Viersener Stadtverwaltung beauftragt hatte: "In seiner Stellungnahme stellte der Experte fest, dass der Stadt Viersen kein Fehlverhalten vorzuwerfen ist. Aus seiner fachlichen Sicht ist kein Fehler bei der Baumkontrolle festzustellen", erklärte Baurat Gerd Zenses in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses. "Damit ist das strafrechtliche Verfahren gegen die Stadt eingestellt."

Führerhaus eingedrückt

Es war am Donnerstag, 28. August, kurz vor neun Uhr, als der tödliche Unfall in Viersen geschah: Der 36-jährige Lkw-Fahrer hatte an einer Baustelle an der Straße Am alten Gymnasium in der Nähe der Festhalle einen leeren Container abgestellt. Anschließend wollte er zurück auf die Heimbachstraße fahren und überquerte dazu den dortigen öffentlichen Parkplatz.

Dabei blieb der Kaldenkirchener mit einem der beiden Container-Hakenarme des Wagens an einem Ast einer großen Kastanie hängen. Der Baum löste sich in Bodenhöhe, kippte in Richtung Lkw, drückte das Führerhaus ein und verletzte den Mann tödlich. Eine Notärztin konnte keine Hilfe mehr leisten.

Beendet ist für die Verwaltung die Angelegenheit durch die jüngsten Gutachterergebnisse allerdings noch nicht. Die Ehefrau des bei dem Unfall getöteten Fahrers hat im Rahmen eines selbstständigen Beweissicherungsverfahrens beim Landgericht beantragt, dass ein drittes Gutachten erstellt werden soll.

Die Richter gaben dem statt und beauftragten einen Experten aus Hamburg mit der neuen Untersuchung. Zenses: "Einen Termin mit diesem dritten Gutachter gibt es allerdings noch nicht." Die entscheidenden Teile des Baums waren damals sichergestellt worden.

Unmittelbar nach dem Sachstandsbericht des Dezernenten zum Unglücksfall an der Heimbachstraße kam es in der Sitzung zum Eklat. SPD-Ratsherr Heinz Plöckes attackierte lautstark den Viersener Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), welcher der Stadtverwaltung unmittelbar nach dem Vorfall personelle und fachliche Defizite bei den städtischen Baumkontrollen vorgeworfen hatte: "Ich erwarte, dass sich der BUND wenigstens bei der Verwaltung öffentlich entschuldigt."

Dem widersprach Almut Grytzmann-Meister, die für FürVIE im Umweltausschuss sitzt und auch 1. Vorsitzende des BUND Viersen ist, energisch: "Ich nehme hier gar nichts zurück", schrie Grytzmann-Meister. "Unserer Meinung nach werden die Baumkontrollen in Viersen nicht richtig angegangen."

Einen Versuch, wieder etwas Sachlichkeit in den Sitzungsablauf zu bringen, kam vom CDU-Ratsherrn Dr. Jürgen Moers: "Es kann nicht sein, was für ein Kleinkrieg hier ausbricht. Hier ist ein Mensch zu Tode gekommen. So kann man als Politik mit diesem Thema nicht umgehen."

(RP)
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