Viersen Bahnhofstoiletten bleiben geschlossen

Viersen · Eigentümer Hans Wilhelm Janissen schließt die Toiletten im Bahnhof mit Behinderten-WC ab – aus Angst vor erneutem Vandalismus. Heinz-Jürgen Antwerpes vom Förderverein für Rollstuhlfahrer kritisiert Janissens Entscheidung scharf.

Dreckige und kaputte Bahnhöfe in der Region
20 Bilder

Dreckige und kaputte Bahnhöfe in der Region

20 Bilder
Foto: Dr.-Ing. Heinrich Theissen

Eigentümer Hans Wilhelm Janissen schließt die Toiletten im Bahnhof mit Behinderten-WC ab — aus Angst vor erneutem Vandalismus. Heinz-Jürgen Antwerpes vom Förderverein für Rollstuhlfahrer kritisiert Janissens Entscheidung scharf.

Wenn Lokführer in den Viersener Bahnhof einfahren, dürften sie auch in nächster Zeit in fröhliche Gesichter auf den Bahnsteigen blicken: Denn für einige Viersener kommt die Bahn in höchster Not. Die Züge verfügen über etwas, wonach sich die "müssenden" Reisenden sehnen: Toiletten.

Seit etwa einem Jahr sind die Toiletten im Bahnhofsgebäude dicht. Der Eigentümer Hans Wilhelm Janissen hat die Konsequenzen gezogen, nachdem die Anlage mehrmals beschädigt worden war. Nun ist sie geschlossen — auch die Behindertentoilette, die dazu gehört. "Die Renovierungen haben mich jedes Mal mehrere Tausend Euro gekostet. Irgendwann war Schluss", sagt Janissen.

Vor allem Behinderten, die meistens nur eingeschränkt mobil sind, macht die schlechte Toiletten-Situation am Bahnhof zu schaffen. Heinz-Jürgen Antwerpes, Vorsitzender des Freundeskreises für Rollstuhlfahrer aus Viersen, kritisiert Janissens Verhalten: "Mich haben schon mehrfach Behinderte auf die Lage angesprochen. Es kann doch nicht sein, dass man dort nicht auf Toilette gehen kann. Es muss etwas passieren!", fordert er.

Doch danach sieht es zurzeit nicht aus. "Der aktuelle Stand ist, dass es keine Toiletten gibt und keine geben wird, solange keine Lösung gefunden wird. Ich habe den Bahnhof ja nicht gekauft, um für die Notdurft der Viersener Bürger zuständig zu sein", sagt der Unternehmer. Die Türen der Toiletten würden sich erst dann wieder öffnen, wenn die Stadt sich bereit zeige, Personal einzustellen, das sich um die Sicherheit der Anlagen kümmert. "Ich bin da nicht verantwortlich", sagt Janissen. Er sehe ein, dass er Energiekosten trage und auch die Reinigungskosten übernehme, aber er sei "nicht bereit, immer wieder alles zu renovieren" und dafür zu bezahlen.

Er schlägt vor, Bürgerarbeiter einzusetzen. So jemand habe sich bereits einmal um die Toiletten gekümmert, wurde dann aber von der Stadt abgezogen. Ersatz ist offenbar nicht geplant. "Die Fronten sind nicht verhärtet. Wir haben miteinander gesprochen, aber es passiert einfach nichts. Es fühlt sich einfach niemand verantwortlich", sagt er.

Heinz-Jürgen Antwerpes pocht auf eine baldige Einigung mit der Stadt und schlägt vor, sich die Kosten für das Toiletten-Personal zu teilen. Die aktuelle Situation sei auf Dauer nicht hinnehmbar. Sowieso sei er von der Bahnhofs-Planung nicht überzeugt: "Der Bahnhof wurde zwar wunderschön renoviert, die Behindertentoilette ist aber für Behinderte mit Elektro-Rollstuhl überhaupt nicht nutzbar", sagt er.

Mittlerweile hat sich Hans Wilhelm Janissen eine Alternative überlegt. "Ich habe Gespräche mit einer Firma geführt, die Metalltoiletten installiert, die sich selbst reinigen. Das wäre aber ein sehr großer Kostenfaktor", berichtet der Unternehmer. Er sei sich aber durchaus bewusst, dass die Toiletten-Diskussion dem Ansehen der Stadt schadet. "Wir müssen was tun, es geht schließlich um das Viersener Entrée."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort