Aktion in Viersen Azubis übernehmen einen Supermarkt

Dülken · Zwölf Auszubildende sind eine Woche lang in einer Netto-Filiale in Dülken ihre eigenen Chefs. Sie organisieren, sortieren, kassieren, verwalten das Geld — und haben zusammen viel Spaß.

 Franka Blum (19) ist eigentlich als Auszubildende in einer Filiale in Mönchengladbach, doch in dieser Woche kassiert sie in Dülken.

Franka Blum (19) ist eigentlich als Auszubildende in einer Filiale in Mönchengladbach, doch in dieser Woche kassiert sie in Dülken.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Brötchen sind fertig. Kerstin Szabady öffnet den Ofen, zieht das Backblech heraus und schiebt es in einen Rollwagen. „Die lassen wir jetzt erst noch ein bisschen abkühlen“, sagt die 19-Jährige – schließlich sollen sich die Supermarkt-Kunden nicht die Finger verbrennen, wenn sie nach den frischen Backwaren greifen. Während die Brötchen lauwarm werden, sitzt Franka Blum (19) an der Kasse und zieht Waren über den Scanner, Anna Suman (23) räumt Sprüh-Deodorant in ein Regal, Habib Soytürk und Kevin Albrecht (24) rücken Kartons in der Frischetheke zurecht. „Spiegeln“, heiße das, erklärt Albrecht. „Alles soll eine gerade Linie ergeben.“ Dafür, dass in dieser Woche in der Dülkener Netto-Filiale auch wirklich alles am richtigen Platz ist, sind Albrecht und seine Azubi-Kollegen derzeit ganz alleine verantwortlich: Eine Woche lang übernehmen sie den Supermarkt an der Brabanter Straße. Das Stamm-Personal macht derweil Urlaub oder unterstützt Teams in anderen Filialen.

Seit Montag sind insgesamt zwölf Auszubildende aus der Region in dem Supermarkt in Dülken ihre eigenen Chefs. Sie alle sind angehende Verkäufer, zwei von ihnen im ersten, acht im zweiten und zwei im dritten Lehrjahr. „Sie wurden ausgewählt“, erzählt Patrick Gessner, Verkaufsleiter für sieben Netto-Filialen in Viersen und Mönchengladbach. So hätten etwa Marktleiter, in deren Filialen die Azubis sonst eingesetzt sind, sie empfohlen. Die zwölf, die es nach Dülken geschafft haben, kommen aus dem Einzugsgebiet „von Düsseldorf bis an die niederländische Grenze“, sagt Gessner, in der Region gebe es rund 300 Netto-Filialen.

 Auch das gehört zu den Aufgaben: Anna Suman (23) räumt Deo ein.

Auch das gehört zu den Aufgaben: Anna Suman (23) räumt Deo ein.

Foto: Nadine Fischer
 Habib Soytürk (l.) und Kevin Albrecht rücken Kartons zurecht. 

Habib Soytürk (l.) und Kevin Albrecht rücken Kartons zurecht. 

Foto: Nadine Fischer

In ihrer Azubi-Woche sollen die Auszubildenden lernen, Verantwortung zu übernehmen, sie koordinieren die Warendisposition, halten die Listen mit den Mindesthaltbarkeitsdaten der Waren im Blick, sortieren, kassieren, verwalten das Geld. „Wir achten darauf, dass jeder alles mal macht“, sagt Dimitri Petrov. Der 28-Jährige ist an diesem Nachmittag der Schichtleiter, normalerweise ist er in einer Filiale in Düsseldorf eingesetzt. Er muss die Kollegen einteilen, „die Leute koordinieren“, erzählt er – „das ist eine große Herausforderung. Aber es macht Spaß, wir haben ein super Team und man lernt hier viel Neues“. Auch Marina Moritz lernt einiges in dieser Woche – obwohl sie sich in der Filiale schon vorher gut auskannte. Denn die Viersenerin hat ihr erstes Lehrjahr „komplett“ dort verbracht. „Aber es ist jetzt alles auch ein bisschen anders“, sagt die 20-Jährige, die im zweiten Lehrjahr in einer anderen Filiale in Dülken mitarbeitet. Dafür, dass sie sich an der Brabanter Straße gleich wieder ein bisschen heimisch fühlen konnte, sorgten die Stammkunden – „einige haben mich wiedererkannt“, sagt Moritz.

 Marina Moritz hat ihr erstes Lehrjahr in der Dülkener Filiale verbracht.

Marina Moritz hat ihr erstes Lehrjahr in der Dülkener Filiale verbracht.

Foto: Nadine Fischer
 Kerstin Szabady holt die Brötchen aus dem Ofen.

Kerstin Szabady holt die Brötchen aus dem Ofen.

Foto: Nadine Fischer

Die Brötchen sind immer noch nicht abgekühlt, Kerstin Szabady wartet noch in der Backwarenabteilung. „Als ich am Montag hier rein kam, dachte ich: Oje, was kommt da auf mich zu“, erzählt die Auszubildende im dritten Lehrjahr. „Aber die Leute hier sind supernett, ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit.“ Genau das sei Ziel der Aktion, sagt Verkaufsleiter Gessner. „Im Vordergrund steht, dass die Auszubildenden Spaß haben.“ Fehler zu machen sei dabei durchaus erlaubt, betont er. Allzu großen Schaden können die zwölf angehenden Verkäufer aber vermutlich auch gar nicht anrichten: Abseits des Verkaufsraums sind erfahrene Ansprechpartner schnell greifbar, falls sie gebraucht werden.

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