Viersen AWA hilft seit 30 Jahren

Viersen · Der Viersener Kurt Fischer war ein Pionier in Westafrika, als er in den 1960-er Jahren ein beispielhaftes Hilfsprojekt für Kinder in Togo und Benin startete. Der SPD-Politiker gründete die Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika.

"Die Schwarzen haben mein Leben gerettet", hat Kurt Fischer oft erzählt. Der Viersener, der Anfang 1999 im Alter von 84 Jahren starb, hatte Afrikanern tatsächlich sein Leben zu verdanken. Als Soldat des deutschen Afrikacorps wurde er im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet. Afrikaner fanden ihn und pflegten ihn. Das hat Fischer ihnen nie vergessen. Als er in 1960-er Jahren die ehemalige deutsche Kolonie Togo besuchte, fasste er den Beschluss, den Menschen dort — vor allem den Kindern — zu helfen. Gemeinsam mit der Viersenerin Irmhild Keller und einem zunächst kleinen Kreis ehrenamtlicher Mitstreiter baute er ein beispielhaftes Projekt für direkte Entwicklungshilfe auf. Vor 30 Jahren gründete der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Feldmühle und SPD-Kommunalpolitiker die Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika (AWA).

470 Patenkinder

Seitdem leistet die AWA vor allem eines: Hilfe zur Selbsthilfe. Der Verein sammelte Spenden, um Kindergärten und Schulen in Togo und im benachbarten Benin zu bauen. 470 Patenkinder betreut die AWA in Togo. Mitglieder in Viersen und Umgebung zahlen für die Ausbildung der Kinder. Viele von ihnen haben dank der Hilfe aus Viersen eine schulische und berufliche Ausbildung geschafft, stehen heute auf eigenen Beinen. Die AWA richtete eine Nähschule oder eine Schlosserei ein, Krankenstationen wurden gebaut.

Erfolgreich entwickelt hat sich auch die Partnerschaft des Viersener Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums mit dem Lycée K'Pele Nord. Mit Spendengeldern, die Viersener Schüler sammelten, und Hilfe der AWA bekommt das togolesische Gymnasium jetzt einen Neubau, denn noch sitzen bis zu 100 Schüler in einem Klassenraum.

Jedes Jahr schickt die AWA einen Container voller Hilfsgüter nach Afrika. Kurt Fischer und Irmhild Keller, später Hans Linken und heute die derzeitige Vereinsvorsitzende, die ehemalige Viersener Bürgermeisterin Marina Hammes, sorgten und sorgen in Togo und Benin dafür, dass die Hilfe auch bei den Hilfsbedürftigen ankommt.

Das Konzept der direkten Hilfe, das "Afrika-Fischer" , wie ihn die Einheimischen liebevoll nannten, schon vor mehr als 30 Jahren praktizierte, ist bis heute erfolgreich. "Bei uns versickern keine Gelder in dunklen Kanälen. Die Hilfe kommt dort an, wo sie gebraucht wird", versichert Marina Hammes. Was für Kurt Fischer galt, gilt auch heute: Die Viersener Helfer reisen stets auf eigene Kosten nach Afrika.

Zum 30-jährigen Bestehen des Vereins plant die AWA eine große Benefizveranstaltung. Die findet am Freitag, 24. September, 19 Uhr, im Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium statt. Stargast ist die aus Boisheim stammende Mirja Boes. Ihr Vater Werner zählt zu denen, die selbst ehrenamtlich in Westafrika geholfen haben. FRAGE DES TAGES

(RP)
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