Die Polizei im Kreis Viersen nimmt es gelassen. In einem Appell hatte sie die Fußballfans zu Beginn der Weltmeisterschaft aufgerufen "fröhlich, aber friedlich" zu feiern. "Die Polizei will kein Spielverderber sein und drückt an diesen Tagen oder Abenden auch mal ein Auge zu", sagt Polizei-Sprecher Harald Moyses. In den vergangenen Jahren habe es zur Welt- und Europameisterschaft nie Probleme mit den mobilen Fußballfans gegeben.

Was aber nicht heißen soll, dass die Polizei auf solche Tage personell nicht vorbereitet ist. "Je nach Spielkonstellation erwarten wir ein bestimmtes Fanaufkommen und richten unsere Dienstpläne daran aus", so Moyses. Solange der Jubel gewisse Grenzen nicht überschreite, werde die Polizei nicht zur Spaßbremse. "Fahnenschwenkende Fahrzeuginsassen, wildes Hupen, laute Freudengesänge - untermalt von Vuvuzelas und ohrenbetäubende Fußballsongs auf der Hifi-Anlage" würden toleriert. Aber der Spaß hat Grenzen. "Dazu gehört alles, was zur Gefährdung der Fans selbst oder anderer Menschen beiträgt", sagt der Polizei-Sprecher. Wer sich im Freudentaumel auf das Autodach stellt oder auf die Motorhaube setzt oder weit aus dem Fenster lehnt, bringt sich in Gefahr. Sie oder er riskiert dabei ein Bußgeld und sogar einen Punkt in Flensburg. Der Fahrer wird in solchen Fällen generell mitbestraft.

Das Fahnenschwenken aus dem Auto heraus hat ebenfalls je nach Größe der Winkhilfe seine Tücken. "Bei solchen Entscheidungen ist Fingerspitzengefühl nötig", sagt Moyses. Auf keinen Fall dürfe die Fahne die Sicht des Autofahrers behindern, so Polizeihauptkommissar Joachim Walther-Schückes von der Direktion Verkehr. "Am besten hält man die Fahne durchs Schiebedach. Wenn man sie im Seitenfenster hat, kommt man in Gefahr, Passanten am Fahrbahnrand zu verletzen." Ebenfalls wichtig: Bei herausgehaltener Fahne nicht zu schnell fahren! Durch den Fahrtwind wirkten große Kräfte, die die Fahne aus den Händen reißen könnten. Dann werde sie auf der Straße zur Gefährdung, so Walther-Schückes.

Alkohol am Steuer oder Fahren ohne Sicherheitsgurt bleiben auch zur WM-Zeit ein No-Go. "Auch wenn es ein emotionaler Ausnahmezustand ist: Es gilt die Straßenverkehrsordnung", sagt der Polizeibeamte von der Direktion Verkehr. Wenn die Autos fahren, riskieren die Nicht-Angeschnallte ein Verwarngeld von 30 Euro. Alle Menschen, die dem ballbedingten Straßentrubel nichts abgewinnen können, bittet die Polizei um Nachsicht: "Lassen Sie Toleranz walten!" Anrufe wegen Ruhestörung würden nicht mit Priorität bearbeitet. Die Anwohner der Viersener Innenstadt, des Lobbericher Doerkesplates und auch anderer Ortskerne können sich auf mobile Fanfeiern einstellen. Vorausgesetzt natürlich, dass Deutschland gewinnt. Ansonsten bleibt es auch nach 23 Uhr ein ruhiger Abend.