Verkehr in Viersen Autofahrer von Baustellen genervt

Viersen · Neben der Großbaustelle fürs Regenrückhaltebecken in der Viersener Innenstadt sorgen weitere Straßensperrungen im Stadtgebiet bei Autofahrern für lange Fahrtzeiten und Frust. Wie lange noch?

 Auf der einspurigen Freiheitsstraße geht es während der Hauptverkehrszeiten nur langsam voran. Kleines Bild: An der Hindenburgstraße in Süchteln staut sich der Verkehr, weil die Straße halbseitig gesperrt ist.

Auf der einspurigen Freiheitsstraße geht es während der Hauptverkehrszeiten nur langsam voran. Kleines Bild: An der Hindenburgstraße in Süchteln staut sich der Verkehr, weil die Straße halbseitig gesperrt ist.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Heute werden sich wieder zigtausende Menschen in ihren Autos durch Viersen quälen, von Baustelle zu Baustelle mäandern, im Stop-and-Go ihre Kupplungen malträtieren. Wegen der Vorarbeiten für ein großes Regenrückhaltebecken in der Innenstadt ist die Freiheitsstraße derzeit nur einspurig befahrbar, sind wichtige Wegeverbindungen gesperrt. Zeitgleich ist die K8 an der Autobahn-Ausfahrt Mackenstein gesperrt und die Hindenburgstraße in Süchteln nur halbseitig befahrbar.

 Die Baustelle an der Hindenburgstraße führt zu langen Staus.

Die Baustelle an der Hindenburgstraße führt zu langen Staus.

Foto: Rudolf Milstrey

„Auf dem Weg von Schwalmtal über Dülken nach Viersen brauchte ich für zwölf Kilometer 80 Minuten“, berichtet Christa Kox. „Nicht nur der Weg über Mackenstein nach Bockert ist wegen Bauarbeiten gesperrt, nein, gleichzeitig ist die Baustelle an der Freihheitsstraße Ecke Willy-Brandt Ring, die ab Dülken, Höhe Krankenhaus, nur noch ein Vorwärtskommen im Schritttempo ermöglicht.“ Kox versuchte ihr Glück über die Brabanter Straße. „Wieder nur Schritttempo ab Ausfahrt Dülken. Es zeigt sich: In Süchteln, Höhe Hauptschule behindert auch noch auf der Hindenburgstraße eine Baustellenampel den Verkehr, so dass ein Rückstau bis nach Dülken und bis auf die Autobahn verursacht wird.“ Der Süchtelner Hans-Rudolf Milstrey sagt: „Fahrzeiten von einer halben Stunde für 800 Meter Wegstrecke waren an der Baustelle an der Hindenburgstraße kaum zu unterbieten. Wie lange kann man das an einer Straße mit rund 20.000 Fahrzeugbewegungen am Tag durchhalten und zumuten?“ Verärgert sind auch Anwohner der Rektoratstraße in Viersen, weil dort in dieser Woche die Feuerwehr eingezogen ist und Parkverbote gelten – und anders, als viele das erhofft hatten, der Schulhof der benachbarten leerstehenden Diergardtschule nicht als Parkplatz genutzt werden darf.

Wie kommt es zu dieser Situation? Sprechen sich die Beteiligten nicht ab? Die wichtigsten Antworten:

Das Grundproblem ist die Riesenbaustelle auf der Freiheitsstraße in Viersen. Ist das große Regenrückhaltebecken wirklich nötig?

Ja, sagt Stadtsprecher Frank Schliffke. Die zulässige Überflutungshäufigkeit werde in Viersen bereits seit Jahren überschritten. „Schon 2011 wurde das Abwasserbeseitigungskonzept beschlossen, das auch den so genannten Tiefensammler unter der Freiheitsstraße beinhaltet.“

Hätte man das Rückhaltebecken nicht irgendwo anders bauen können als ausgerechnet mitten in der Innenstadt?

Theoretisch ja. Allerdings gab es gute Gründe für diesen Ort. Zum einen, weil es ein tiefer Punkt im Stadtgebiet ist – und Wasser fließt nun mal nach unten. Zum anderen, weil ein Bau weiter außerhalb entsprechende Zuleitungen erfordert hätte, die den Gebührenzahler Geld kosten würden. Und drittens: Da unter der Freiheitsstraße der Hauptwasserkanal liegt, hätte er angebunden werden müssen. „Heißt: Bauarbeiten an der Freiheitsstraße wären ohnehin unvermeidlich gewesen“, erklärt Schliffke. „Die jetzige Lösung ist deshalb die billigste und beste.“

Sprechen sich die Behörden nicht ab, damit es nicht zu Wechselwirkungen zwischen Baustellen kommt?

Die Stadt hat diverse Baustellen nicht genehmigt. So wollte beispielsweise die Deutsche Bahn die Unterführung an der Sittarder Straße sanieren. Stadtsprecher Frank Schliffke: „Dies ist nun verschoben, bis der Tiefensammler fertig ist.“ Auch eine geplante Kanalsanierung an der Gladbacher Straße wurde von der Stadt vorerst ebenfalls nicht genehmigt, damit die Verkehrssituation nicht im Voll-Chaos endet.

Warum kommt es dann trotzdem aktuell zu der Stau-Situation in Mackenstein?

Das liegt am Schnee. Eigentlich sollte der jetzige Bauabschnitt bei der Straßensanierung bereits im Januar fertig gestellt werden, berichtet Kreissprecher Markus Wöhrl. „Witterungsbedingt wurden die Bauarbeiten verschoben.“

Warum muss in Mackenstein voll gesperrt werden – hätte es nicht eine halbseitige Sperrung getan?

„Dann wäre die Baustelle zu schmal geworden“, erklärt Wöhrl. „Das war aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.“

Wann wird die Sperrung aufgehoben?

Eigentlich sollte die Sperrung am Samstag, 16. März, vorbei sein. Wegen des starken Regens ist es allerdings wahrscheinlich, dass es zu einer Verzögerung kommt, Genaueres will der Kreis Viersen am heutigen Freitag mitteilen. „Wir wissen aber um das Problem und werden uns bemühen, dass so schnell wie möglich ein Teil der Baustelle wieder geöffnet werden kann“, sagt Wöhrl.

Warum hat die Stadt die Baustelle an der Hindenburgstraße in Süchteln genehmigt?

Dort müssen Versorgungsleitungen für das Neubaugebiet in Süchteln verlegt werden, erklärt Stadtsprecher Frank Schliffke. Diese Bauarbeiten können nicht drei Jahre nach hinten geschoben werden. Allerdings sollen die Arbeiten am heutigen Freitag abgeschlossen werden – wenn das Wetter mitspielt.

Auf der Rektoratstraße wurden bis Höhe der Hausnummer 16 sowie bis zur Ausfahrt der Feuerwehr Halteverbote eingerichtet. Wo sollen die Anwohner denn jetzt parken?

Darüber hat sich auch die NEW Gedanken gemacht, die von der Stadt mit den Bauarbeiten zum Tiefensammler beauftragt wurde. Insgesamt fallen rund zwei Dutzend Parkplätze für die Anwohner weg – dreieinhalb Jahre lang. „Wir haben durchgespielt, ob wir nicht einen Teil unseres Geländes als Parkplatz für die Anwohner zur Verfügung stellen können“, erklärt Projektleiter Markus Tieben. „Das klappt allerdings nicht, weil wir eine Schließanlage haben. Wenn wir die ausschalten, könnte Jedermann aufs Gelände – das geht leider nicht.“ Grundsätzlich dürfen die betroffenen Anwohner den Parkplatz des Kreishauses außerhalb der Dienstzeiten nutzen. Das ist Anwohnerin Claudia Neeb aber zu weit. Sie schlägt vor: kostenfreies Anwohnerparken in der Straße, und zwar ausschließlich für die Anwohner mit Parkausweis. Bedauerlich sei auch die Kommunikation. „Hier wurden einfach Schilder aufgestellt. Wir wussten von nichts.“ Tieben räumt ein: „Uns lagen nicht alle Informationen vor; erst am Tag, als die Schilder aufgestellt wurden, haben wir davon erfahren. Dass die Information nicht rechtzeitig zu den Anwohnern kam, dafür können wir uns nur entschuldigen.“ Die NEW ließ Flugblätter drucken und an die Anwohner verteilen.

Fragen zur Großbaustelle Auf der Internetseite www.tiefensammler-viersen.de gibt’s eine Übersicht über die aktuellen Umleitungen. Baubeauftragter Markus Tieben ist erreichbar unter Telefon 02166 6885725.

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