Ausstellung in Viersen Galerie zeigt Schätze der Viersener

Viersen · Am Sonntag öffnet die „Viersener Schatzkammer“ mit Kunstwerken aus 50 Viersener Haushalten. Ein Schrank von Michael Growe, Radierungen von Bert Gerresheim, Anatols Wächter – die Städtische Galerie wird Ort wunderbarer Entdeckungen.

 Galerie-Leiterin Jutta Pitzen vor einem Schrank von Michael Growe.

Galerie-Leiterin Jutta Pitzen vor einem Schrank von Michael Growe.

Foto: Nadine Fischer

An der Wand das Bild „Hephaistos und Aphrodite“ des 1943 geborenen Heinrich Tessmer, daneben ein Bild von Casanova, Bruder des berühmten Schriftstellers und geboren 1727, und schließlich ein fotorealistisches Porträt des Zeitgenossen Stefan Keßels. Auf einem Sockel davor: eine Pferdeplastik von Kuöhl aus dem frühen 20. Jahrhundert. Zeiten und Stile leben derzeit in guter Nachbarschaft miteinander. In der Städtischen Galerie im Park entsteht die „Viersener Schatzkammer“.

Seit einigen Wochen schon sammeln sich in der Städtischen Galerie jede Menge Bilder, Fotografien, Zeichnungen, Objekte, Möbel, Skulpturen an. Es ist ordentlich voll in den Räumen der Galerie. Leiterin Jutta Pitzen und ihre Helfer räumen seit der vergangenen Woche in der Galerie von links nach rechts, von oben nach unten, bis alle 100 Kunstwerke ihren Platz in der „Schatzkammer“ gefunden haben.

Apropos Platz. Im Herbst konnten sich Bürger mit ihren privaten Kunstschätzen für die Städtische Galerie bewerben. „Platz für Ihren Schatz“ hieß der Aufruf. Mit der Ausstellung feiert die Galerie das Stadtjubiläum „50 Jahre Viersen“. Am 1. Januar 1970 wurden durch die kommunale Neugliederung Alt-Viersen, Dülken, Süchteln und Boisheim zu einer neuen Stadt zusammengeschlossen.

 Ein auffälliges Wandobjekt mit zwei tiefroten Fingernägeln hängt in der Städtischen Galerie im Park: eine Arbeit von Lambert-Maria Wintersberger.

Ein auffälliges Wandobjekt mit zwei tiefroten Fingernägeln hängt in der Städtischen Galerie im Park: eine Arbeit von Lambert-Maria Wintersberger.

Foto: Nadine Fischer

100 Kunstwerke aus 50 Haushalten sind zusammengekommen. Den Gedanken, wie anfangs geplant nur 50 Werke aus 50 Haushalten zu zeigen, musste Jutta Pitzen schnell über Bord werfen. „Ich bin überwältigt, wie begeistert die Menschen waren“, sagt die Leiterin der Galerie. Schließlich bewarben sich 70 Haushalte mit mehr als 200 kleinen und großen Exponaten um eine Teilnahme an der Ausstellung „Schatzkammer Viersen“, die am Sonntag, 2. Februar, eröffnet wird. „Viele Menschen sprechen mich auf die Ausstellungsidee an. Es gibt eine sehr positive Resonanz“, erzählt Pitzen.

 Links das Bild „Hephaistos und Aphrodite“ des 1943 geborenen Heinrich Tessmer, daneben ein Bild von Casanova, Bruder des berühmten Schriftstellers, rechts ein fotorealistisches Porträt des Zeitgenossen Stefan Keßels.

Links das Bild „Hephaistos und Aphrodite“ des 1943 geborenen Heinrich Tessmer, daneben ein Bild von Casanova, Bruder des berühmten Schriftstellers, rechts ein fotorealistisches Porträt des Zeitgenossen Stefan Keßels.

Foto: Nadine Fischer

Ein Schrank von Michael Growe, Radierungen von Bert Gerresheim, ein Fingernagelobjekt, Anatols Wächter – die Städtische Galerie wird zu einem Ort wunderbarer Entdeckungen.

 Gemälde von Luke Scott, Sohn des Regisseurs Ridley Scott.

Gemälde von Luke Scott, Sohn des Regisseurs Ridley Scott.

Foto: Nadine Fischer

„Schatzkammer“ – das Wort lässt an unermessliche Werte denken. Aber auch an die Schatz- und Wunderkammern von Fürsten und wohlhabenden Bürgern in der Renaissance. Die sammelten, was das Zeug hielt, vom Skalp bis zum Schmuckstück. So konnten sie Macht und Einfluss beweisen. In ihren Sammlungen wurde nichts sortiert und eingeordnet, die Fülle war das Einzige, das zählte. Aus den Schatz- und Wunderkammern sind letztlich unsere Museen entstanden.

 Peter Nagel hat dieses kopflose Nilpferd geschaffen.

Peter Nagel hat dieses kopflose Nilpferd geschaffen.

Foto: Nadine Fischer

Skalpe oder Schmuckstücke gibt es nicht in der Galerie, und dennoch sind es die Schätze von Viersener Bürgern. Jedes Stück ist mit einer Erinnerung an Orte oder Menschen verbunden und macht es so zu einem großen Schatz. Die Leihgeber haben ihre Geschichte dazu aufgeschrieben – nachzulesen in der Galerie. Da ist das riesige, surreal anmutende Bild eines Malers, das Claus Securs so faszinierte, dass er eine lange Suche und eine aufregende Taxifahrt durch London in Kauf nahm, um es zu bekommen. Am Ende stellte sich heraus: Der Maler ist Luke Scott, Sohn des Regisseurs Ridley Scott. Oder die kleine Kugelschreiberzeichnung, die Brigitte Harkema einmal beim Aufräumen der Schultasche ihres Sohnes Jelmer fand. Dem war der Unterricht allzu langweilig geworden, Mutter freute sich an dem Profilporträt, rahmte und bewahrte es auf.

 Der Schauspieler Pierre Brice hat auch gezeichnet.

Der Schauspieler Pierre Brice hat auch gezeichnet.

Foto: Nadine Fischer

Da gibt es zum Beispiel das Ölbild von Conrad Schmitz, „Die versunkene Kirche im Johannistal“, das sie daran erinnert, dass sie als Kind beim Schlittschuhlaufen dort ins Eis eingebrochen ist.

„Es ist eine schöne bunte Sammlung geworden“, sagt Pitzen. Skurrile Motive, Bilder mit lokalem Bezug, ein Webteppich aus der Bauhauszeit, zeitgenössische Kunst und Biedermeiergläschen – alles steht gleichberechtigt nebeneinander.

Noch am Rande bemerkt: Wussten Sie übrigens, dass die Schauspieler Pierre Brice und Jerry Lewis auch künstlerisch aktiv waren? In der Städtischen Galerie können Sie sich ab Sonntag ein Bild davon machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort