Ausstellung in Viersen Niederrheiner, die Geschichte schrieben

Viersen · Die neue Ausstellung „Der Niederrhein – Schauplatz europäischer Geschichte“ im Viersener Salon stellt sechs Persönlichkeiten aus der Region in den Mittelpunkt. Ein Renaissance-Gelehrter ist ebenso vertreten wie ein berühmter Autor aus dem Mittelalter. Am Sonntag wird die Schau eröffnet.

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Niederrheiner, die Geschichte schrieben

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Foto: Verein für Heimatpflege Viersen

Kurator Alexander Grönert hatte keine Wahl. Das Thema der ersten Ausstellung, die er für den Verein für Heimatpflege Viersen planen sollte, war schon vor seinem Amtsantritt vorgegeben: „Der Niederrhein – Schauplatz europäischer Geschichte, Teil 2“. Der Duisburger Grönert fing also an zu grübeln, dachte sich: „Viersen als Nabel der Welt, im Ernst?“ Was, bitte schön, sollte das denn für eine Ausstellung werden? Aber dann recherchierte Grönert, studierte die Bücher des Historikers Leo Peters zum Thema. Und er stellte fest: Der Kreis Viersen hat Persönlichkeiten von internationaler Bedeutung hervorgebracht. Leben und Wirken sechs dieser Persönlichkeiten stellt die neue Ausstellung des Heimatvereins ab Sonntag, 26. Januar, im Viersener Salon vor.

Für den Heimatverein ist es die elfte Ausstellung im Viersener Salon. „Mit zehn Ausstellungen haben wir knapp 17.000 Besucher gehabt, die Gruppen machen den Hauptfaktor dabei aus“, erläutert der Vereinsvorsitzende Albert Pauly. „Ich denke, das ist eine großartige Zahl.“ Jede Ausstellung koste zwischen 5000 und 10.000 Euro – das zu stemmen, funktioniert nur mit der Hilfe mehrerer Sponsoren. Dazu gehören der Landschaftsverband Rheinland, die Sparkassenstiftung und Messebau Fruhen. Dank einer Spende des Rotary-Clubs Viersen-Schwalm-Nette seien nun die Vitrinen im Viersener Salon mit UV-Schutz-Folie beklebt, erzählt Pauly. Jetzt sei es möglich, auf Sonnenlicht empfindlich reagierende Dokumente als Leihgabe zu erhalten. Wie etwa eine Jahrhunderte alte Ausgabe der „Imitatio Christi“ („Über die Nachfolge Christi“) von Thomas von Kempen (1380-1471), eine der sechs Persönlichkeiten, die in der Ausstellung vorgestellt werden.

Die erste Ausstellung vor fünfeinhalb Jahren im Viersener Salon hatte den Titel „Der Niederrhein – Schauplatz europäischer Geschichte“. Grundlage dafür war das gleichnamige Buch des Historikers Leo Peters. 2018 erschien der zweite Band, also hatten Pauly und seine Mitstreiter die Idee, dazu ebenfalls eine Schau zu organisieren. Kuratorin Britta Spies habe aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten müssen, erklärt Pauly, deshalb fragte er bei Alexander Grönert an, den ihm ein Freund empfahl. Grönert ist hauptberuflich Sammlungsleiter im Museum Schloss Moyland.

Der neue Kurator erklärt: „Aufgabe war, das Buch in etwas Dreidimensionales, Begehbares zu übersetzen.“ In Peters Werk „werden Ereignisse beschrieben, die alle hier in der Gegend gespielt haben – vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert“. Für die Ausstellung wollte Grönert Menschen, die diese Ereignisse mitbewegt haben, in den Mittelpunkt rücken. Dabei griff er nicht nur auf den zweiten, sondern auch auf den ersten Band von Peters zurück. Dass er sechs Persönlichkeiten auswählte, sei aus ganz pragmatischen Gründen geschehen „Mehr als sechs kriegen wir hier nicht unter.“

Neben Thomas von Kempen – „sein Buch soll zeitweise das zweitmeistverkaufte Buch nach der Bibel gewesen sein“, sagt Grönert – widmet sich die Ausstellung Martin von Oedt (gestorben 1536), der Professor an der Kölner Universität war. „Er war eine tolle Renaissancepersönlichkeit im Feld der Bildung“, erläutert Grönert. Auch im Viersener Salon vertreten: Der Politiker und Diplomat Damian Hugo von Virmond (1666-1722). „Er hat Zeitgeschichte geschrieben“, sagt der Kurator. Von Virmond war, wie Historiker Peters beschreibt, Heerführer unter Prinz Eugen im Kampf gegen die Türken. 1719/20 weilte er mit viel Gefolge als kaiserlicher Großbotschafter beim Sultan in Konstantinopel.

Peter Franz Xaver Norrenberg (1847-1894), Albert Steeger (1885-1958) und Gustav René Hocke (1908-1985) vervollständigen die Reihe. Norrenberg war Kaplan und Pfarrer in Viersen und Süchteln. Daneben war er Lokalhistoriker und gründete einen Verein für notleidende Arbeiterinnen aus England. Der Lobbericher Steeger war Leiter der Krefelder Museen und Universalgelehrter. Der in Viersen aufgewachsene Hocke „war eine sehr wichtige journalistische Persönlichkeit“, sagt Grönert.

Gemälde, Bücher und Dokumente gehören zu den Ausstellungsstücken. Mehr als 100 Exponate von Leihgebern wie dem Propsteiarchiv Kempen, Schloss Rheydt, dem Archiv der Stadt Krefeld, dem Kramer-Museum und der Universitätsbibliothek Düsseldorf sind zu sehen. Auf zwei Touchscreens können sich die Besucher durch die Lebensgeschichten klicken. Ein dritter zeigt die 44 Gedenkmedaillen des Kreises Viersen und die Geschichten der Männer und Frauen aus der Region, die darauf abgebildet sind.

(naf)
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