Viersen Ausnahme-Cellist überzeugt in der Festhalle

Viersen · Der international anerkannte Leonard Elschenbroich spielte gemeinsam mit dem Ungarischen Kammerorchester

Zum letzten Konzert ihrer ausgedehnten Deutschland-Tournee kamen das 2011 gegründete Ungarische Kammerorchester und der Cellist Leonard Elschenbroich in die Viersener Festhalle. Die Musiker hatten ein Programm gewählt, das fast ausschließlich aus wenig bekannten Raritäten bestand.

Mit Hugo Wolfs (1860-1903) anmutiger "Italienischer Serenade" eröffneten die Ungarn in der Besetzung fünf erste und vier zweite Geigen, drei Bratschen, drei Celli und ein Kontrabass ihre italienisch geprägte Vortragsfolge mit forschem Zugriff, der jedoch nie die Klangschönheit des Ensembles beeinträchtigte.

Lediglich Konzertmeister Béla Bánfalvi, der unauffällig vom ersten Pult aus leitete, stach häufig mit allzu voluminösem Ton aus dem Gesamtklang der ersten Geigen heraus. Der frühen, von seinem Komponisten Gioacchino Rossini selbst überhaupt nicht geliebten Sonate für Streicher Nr.6 D-Dur schenkten die Gäste liebevolle interpretatorische Hingabe und dem abschließenden Allegro mit dem Zusatz "La Tempesta - Das Gewitter" ihr geballtes Temperament.

Das einzige Instrumentalwerk Giuseppe Verdis, das dieser jemals zur Veröffentlichung freigab, ist sein Streichquartett e-Moll, das hier in einem stilgerechten Arrangement für Streichorchester erklang und die Zuhörer fesselte. Vor allem fasziniert aber war das Publikum von dem inzwischen zu internationalen Ehren gekommenen Cellisten Elschenbroich. Der 31-jährige gebürtige Frankfurter, der an der Yehudi Menuhin School in London und an der Musikhochschule Köln studierte, stellte sich mit den "Moses-Variationen" von Niccoló Paganini vor. Völlig eins mit seinem kostbaren Goffriller-Cello (1693), meisterte er die Schwierigkeiten und permanenten Lagenwechsel lupenrein und mit traumwandlerischer Sicherheit. Berückende Tonschönheit prägten seinen Solopart in Antonio Vivaldis Konzert g-Moll RV 416 für Solo-Cello und Streicher. Abschließend erklang die "Suite Italienne" von Igor Strawinsky, bestehend aus Teilen seines "Pulcinella"-Balletts. In der wirkungsvollen Bearbeitung Benjamin Wallfischs für Solo-Cello und Streicher konnte der mit tosendem Applaus gefeierte Künstler vor allem in der virtuosen "Tarantella" noch einmal sein überragendes Können unter Beweis stellen.

(RP)
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