Integration in Süchteln Koch-Abend mit Freunden

Süchteln · Im Sommer gastierte das Berliner Projekt „Kitchen on the Run“ auf dem Lindenplatz. Daraus hat sich die „Über den Tellerrand Community Süchteln“ entwickelt: Menschen mit und ohne Migrationshintergrund kochen gemeinsam.

 In der großen Küche des Jugendzentrums Evve treffen sich die Teilnehmer der Community einmal im Monat und bereiten zusammen verschiedene Gerichte zu.

In der großen Küche des Jugendzentrums Evve treffen sich die Teilnehmer der Community einmal im Monat und bereiten zusammen verschiedene Gerichte zu.

Foto: Tamai Jebsen

„Begrüßungsrunde!“, schallt die Stimme von Ilona durch die Küche des Süchtelner Jugendzentrums „Evve“. In die Menschen, die Kisten voller Lebensmitteln in die rote Küche mit der großen Kochinsel und den beiden rustikalen Sitzecken getragen haben und gerade noch mitten in herzlichen Begrüßungen stecken, kommt Bewegung. Alle wandern erzählend und lachend in den großen Gruppenraum, wo sie sich zum Kreis zusammenstellen. „Ich möchte euch herzlich zum dritten öffentlichen Kochabend begrüßen. Wir starten mit einem Zählspiel, denn Lina muss wissen, für wie viele Personen sie Reis kochen muss“, sagt Ilona, die an diesem Abend die offizielle Begrüßung übernommen hat.

Hala, die mit ihren elf Jahren die jüngste Teilnehmerin ist, darf starten. „Eins“ zählt sie los, blickt zum rechten Nachbarn, der mit der nächsten Zahl weitermacht, um danach ebenfalls seinen Blick zur anderen Seite zu lenken. In bester Stimmung wird durchgezählt. 25 Gäste mit und ohne Migrationshintergrund haben sich an diesem Abend im Evve zum Kochabend der „Über den Tellerrand Community Süchteln“ eingefunden. Die Community ist eins der vielen Satellitenprojekte in ganz Deutschland, die aus der Berliner Aktion „Über den Tellerrand“ entstanden sind. Im vergangenen Jahr war deren Projekt „Kitchen on the Run“ für sieben Wochen zu Gast in Süchteln. Das Kochen in der gemütlichen offenen Containerküche hat mit der Community Süchteln eine Fortsetzung gefunden.

 Beim dritten Koch-Abend wurden unter anderem Falafel, Kichererbsensalat und Schokokuchen aufgetischt.

Beim dritten Koch-Abend wurden unter anderem Falafel, Kichererbsensalat und Schokokuchen aufgetischt.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Wie auf dem Süchtelner Lindenplatz, wo die mobile Küche stand, wird nun gemeinsam weitergekocht – und zwar einmal im Monat. Menschen mit und ohne Migrationshintergrund jeden Alters sind dazu eingeladen. Wobei die schöne große Küche vom Jugendzentrum Evve zur Heimat geworden ist.

Im Evve ist die Begrüßungsrunde inzwischen zu Ende gegangen. In der Küche haben sich bunt zusammengesetzte Kleingruppen gebildet, die mit den Essensvorbereitungen beschäftigt sind. Zu den Gastgebern zählen dabei Irmgard, Gudrun, Lina, Reem und Agi. Das heißt, es wird nach ihren Rezepten gekocht. „Ich habe eine spanische Freundin und der Salat mit dem Joghurt-Dressing stammt von ihr“, erzählt Gudrun, während sie den Salat wäscht. Ein Stückchen weiter sind weitere Besucher mit der Zubereitung der Joghurtsauce beschäftigt. „Wer braucht jetzt alles die Petersilie?“, möchte indes Tamai wissen, der gerade die frischen Kräuter klein gehackt hat.

Nicht nur für die Salate ist das frische Grün gefragt, sondern auch für die Falafelmasse im Thermomix, den Sabrina extra mitgebracht hat. Für den Kichererbsensalat von Agi gilt es hingegen, unter anderem Gurken in Würfel zu zerschneiden. „Was sind Würfel?“, möchte Amal wissen, die ein wenig ratlos mit dem Messer in der Hand vor dem Schneidebrett mit den Gurken steht. Mit dem Wort Würfel kann die Syrerin nichts anfangen. Agi sorgt für Abhilfe, indem sie die ersten Würfel schneidet und Amal so erklärt, was es mit einer Würfelform auf sich hat.

Hala hat derweil ihr englisches Vokabelheft aus der Tasche gezogen. „Ich muss noch ein bisschen üben“, erzählt sie. Ilona nimmt sich Zeit und setzt sich mit der Elfjährigen an den Tisch. „Das ist gerade das Schöne. Es geht völlig unkompliziert zu. Es ist wie ein Treffen mit Freunden, wobei man immer wieder neue Menschen kennenlernt. Wir erzählen und kochen gemeinsam. Wenn wir dann wieder nach Hause gehen, tun wir das alle mit einem Lächeln im Gesicht“, bemerkt Ilona.

Inmitten von Gemüse, Obst und anderen Zutaten steht eine Spendendose. „Wir finanzieren die Lebensmittel der Abende über Spenden. Wir haben zudem unter anderem auf den Weihnachtsmärkten Fingerfood und Selbstgebasteltes verkauft, um unser Sparschwein zu füllen“, sagt Magdalene Breidenbach, die die Community federführend ins Leben gerufen hat. Für dieses Jahr plant man so ein Kochbuch mit allen Rezepten, die bei den Kochabenden produziert wurden.

Durch die Küche ziehen wohlriechende Düfte. Das arabische Gericht „Maluba“ von Lina brutzelt auf dem Herd und die Schokokuchen von Reem lassen die Augen von Naschkatzen strahlen. In gemeinsamer Runde wird gegessen, wobei eine Atmosphäre wie in einer großen, sich gut verstehenden Familie herrscht. Das Spülen sowie Küche aufräumen bildet den Abschluss des Abends – und alle packen bei bester Stimmung mit an.

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