Kreis Viersen "Aus gutem Grund gegen Fracking"

Kreis Viersen · CDU-Politiker aus dem Kreis Viersen diskutierten in Brüggen mit dem Experten ihrer Landtagsfraktion, Josef Hovenjürgen, über Chancen und Risiken der Gasgewinnung durch Fracking.

Kreis Viersen: "Aus gutem Grund gegen Fracking"
Foto: Ferl

Die Gegner waren in der Überzahl, doch auch ein Befürworter meldete sich zu Wort: "Mein Appell ist, Fracking nicht von vornherein abzulehnen", meinte Julius Louven. Auch wenn der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete aus Kempen die Runde "ein bisschen provozieren" wollte, blieb die Diskussion zum Thema "Fracking: Mehr Risiko als Chance?!" in der Brüggener Burggemeindehalle sehr sachlich. Zu sehr einte die meisten Teilnehmer die Furcht vor einer umstrittenen Technologie, als dass sie sich auf einen politischen Disput einlassen wollten.

Eingeladen hatte die CDU im Kreis Viersen unter Vorsitz von Marcus Optendrenk. Gekommen waren rund 50 vielfach sehr besorgte Bürger, die die Politiker auf dem Podium mit Fragen löcherten. "Müssen wir befürchten, dass eines Tages eine Firma anrückt und mit Bohrtürmen unser Land besetzt?" wollte etwa Bauer Konrad Steger aus Hinsbeck wissen. "Gegen Ihre Zustimmung kann niemand Ihr Land betreten", erklärte Josef Houvenjürgen. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag war als fachkundiger Gast der Kreis-CDU nach Brüggen gekommen. klar. Er schränkte aber ein: "Man kann durchaus Planungen über jedes Grundstück fortschreiben."

Hannelore Kraft informiert sich in Kanada über Fracking
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Genau daran entzündeten sich die Fragen, die viele Zuhörer bewegten: Dürfen Konzerne wie Exxon hier irgendwann auch gegen den Bürgerwillen Bohrungen vornehmen? Welche Auswirkungen auf das Grundwasser hat Fracking? Bei dieser Technik wird unter Einsatz von Chemikalien Gas mit Hochdruck aus Erdschichten gefördert.

"Wir wissen derzeit nicht, wie die Bodenschichten reagieren", räumte Houvenjürgen ein. Deshalb sei die NRW-CDU gegen Fracking. In anderen Bundesländern, in denen Fracking kein Thema sei, sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Und um "die niederländischen Nachbarn" von etwaigen Fracking-Plänen abzubringen, müssten die Europa-Politiker sensibilisiert werden.

Verweise auf die Europa-Politik oder das zu reformierende deutsche Bergrecht, unter das Fracking falle, waren einigen Bürgern zu theoretisch: "Wir haben hier Biobetriebe, die nachhaltig wirtschaften, und da sollen vielleicht auf den Flächen Bohrtürme stehen?" fragte sich Peter Joppen, Landwirt aus Tönisvorst und Vorsitzender des Kreis-Agrarausschusses der CDU. Bauern würden streng kontrolliert, wie sorgsam sie mit dem Wasser umgehen: "Aber wer kontrolliert in 3000 Metern Tiefe, wie sich Fracking aufs Wasser auswirkt?" fügte er hinzu, ohne eine Antwort zu erwarten.

Neueste Meldungen, das Unternehmen Exxon habe nach eigenen Angaben einen neuen, ungefährlichen Gascocktail für den Einsatz beim Fracking entwickelt, mochte im Saal niemand so recht glauben - außer Louven: "Man sollte Exxon wenigstens eine Chance geben", riet er. Dem widersprach Houvenjürgen unter Beifall: "Fracking ist derzeit mehr Risiko als Chance, die Menschen lehnen diese Technologie aus gutem Grund ab."

(jobu)
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