Viersen Auch Süchteln erhält Stolpersteine

Viersen · Uwe Micha und die Gruppe "Pax Christi" setzen sich dafür ein, dass Gunter Demnig Stolpersteine für 27 NS-Opfer aus Süchteln verlegt

 Ein Höhepunkt der Judenverfolgung in Dülken: Die Synagoge wurde am 9. November 1938 in Brand gesteckt.

Ein Höhepunkt der Judenverfolgung in Dülken: Die Synagoge wurde am 9. November 1938 in Brand gesteckt.

Foto: Stadtarchiv

VIERSEN Nach Alt-Viersen und Dülken sollen nun auch in Süchteln Stolpersteine verlegt werden, die an Holocaust-Opfer erinnern. "Ich habe die vorherigen Verlegungen von Gunter Demnig verfolgt und immer gedacht, dass sich auch jemand dafür in Süchteln einsetzen würde", sagt Uwe Micha, der sich seit 2002 intensiv mit der Geschichte von Süchteln beschäftigt. Doch das tat niemand - also übernahm der 52 Jahre alte Krankenpfleger diese Aufgabe. "Große Unterstützung habe ich in der Gruppe ,Pax Christi' gefunden, die das Projekt begleitet", schildert Micha. In der nächsten Sitzung des Kulturausschusses soll über seinen Antrag entschieden werden. "Über das bisherige positive Echo habe ich mich gefreut", sagt der Initiator.

Die Liste der Opfer jüdischen Glaubens aus Süchteln, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, enthält bisher 27 Namen: Der erste ist der von Karl Harf. Der Metzger lebte an der Grefrather Straße 3 und wurde bereits vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs am 17. Dezember 1938 im Konzentrationslager umgebracht. Julius Levy, der an der Hindenburgstraße 66 wohnte, fand 1945, nur wenige Wochen vor der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald, den Tod. Micha hat sich intensiv mit den Süchtelnern jüdischen Glaubens befasst, dazu im Viersener Stadtarchiv geforscht, auch in der Online-Datenbank der Gedenkstätte Yad-Vashem, in der Literatur und in anderen Quellen. Eine Schwierigkeit kennt Viersens Stadtarchivar Marcus Ewers: "Für Süchteln sind keine Meldelisten erhalten geblieben", sagt Ewers. Bei den Verlegungsaktionen in Viersen und Dülken war das Stadtarchiv ebenfalls an den Vorbereitungen beteiligt und hat die benötigten Daten über die Opfer zur Verfügung gestellt. "Ein Kriterium für die damalige Auswahl war, dass die Wohngebäude noch erhalten waren", so Ewers.

Uwe Micha sieht sein Vorhaben "Stolpersteine für Süchteln" noch in der Anfangsphase - auch, weil er noch die Finanzierung sichern muss. Eine Verlegung von 27 Stolpersteinen würde rund 3240 Euro kosten. "Die Stolpersteine sollen nur dort verlegt werden, wo die Hauseigentümer zustimmen", sagt der Süchtelner. Zustimmungen hat er bereits für die Häuser Hochstraße 39 und Grefrather Sraße 3. "Da das Haus Lindenplatz 8 nicht mehr vorhanden ist, in dem zwölf Menschen lebten, würde ich die Steine an der unteren Hindenburgstraße, neben der Gedenktafel der ehemaligen Synagoge Süchtelns, verlegen lassen", lautet sein Vorschlag. Dies sei die einzige Möglichkeit, um auch diese Opfer vor dem Vergessen zu bewahren.

(busch)
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