Viersen Auch in Nettetal gab es fingierte Unfälle

Viersen · Der Prozess um Versicherungsbetrug im großen Stil wird fortgesetzt. Wiederholt war ein Mercedes beteiligt

Noch haben sich nicht alle sechs Angeklagte vor dem Landgericht dazu bekannt, wie vorgeworfen in großem Stil Versicherungsgelder abgezockt zu haben. Die Staatsanwalt geht davon aus, dass über Jahre hinweg Unfälle fingiert und zu Lasten der Versicherung abgerechnet wurden. Auch ein Rechtsanwalt und ein Sachverständiger sollen beteiligt gewesen sein.

Gestern ging es unter anderem um einen Fall in Nettetal, bei dem ein Anwalt wissentlich unter Vorlage eines falschen Gutachtens des Sachverständigen Schadensersatz für einen Mandanten beantragt haben soll. Oberflächlich betrachtet schien auch diesmal die Schuldfrage klar zu sein: Ein Nissan mit Viersener Kennzeichen war an der Marktstraße in Nettetal rückwärts aus einer Parklücke gefahren und hatte einen Mercedes gerammt. "Das Auto kennen wir ja schon", kommentierte der Richter gestern die wiederholte Verwicklung des Mercedes in gleich mehrere Unfälle, die nun vor Gericht aufgeklärt werden müssen. Nicht nur, dass der Unfall provoziert worden sei, auch die vom mitangeklagten Sachverständigen verwendeten Bilder seien nicht in dessen Werkstatt in Brüggen gemacht worden. Die seien mit dessen Wissen andernorts angefertigt worden. Die Versicherung hatte in diesem Fall Schadensersatz bewilligt.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft geht davon aus, dass den Versicherungen insgesamt vier Milliarden Euro jährlich durch falsche Angaben bei Unfällen und Schäden entstehen. Damit schade man letztlich allen Versicherten, so ein Verbandssprecher.

Im Prozess um Versicherungsbetrug im sechsstelligen Bereich kamen Zeugen vor dem Landgericht noch nicht zu Wort. Die Verlesung weiterer Urkunden stand gestern erneut im Vordergrund. Zwei weitere Tage werde man noch Unterlagen durchsehen. Dann allerdings könnten Zeugen vernommen werden, kündigte der Richter an. Die werden gehört werden müssen, sollten nicht noch weitere umfassende Einlassungen der sechs Angeklagten folgen.

Der Prozess wird im Januar fortgesetzt. Möglicherweise kann das Verfahren gegen drei Angeklagte abgetrennt und vorzeitig beendet werden.

(bil)
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