Viersen Arzt: Die junge Frau war in einem desolaten Zustand

Viersen · Im Kindstötungspozess sagte eine frühere Freundin aus, die Angeklagte habe die Schwangerschaft verleugnet.

Im Kindstötungspozess sagte eine frühere Freundin aus, die Angeklagten habe die Schwangerschaft verleugnet

Prozessfortsetzung vor der zweiten Großen Strafkammer des Krefelder Landgerichtes: Einer jungen Frau aus Grefrath wird Totschlag vorgeworfen. Gestern sagten weitere Zeugen vor Gericht aus - darunter der Mediziner, der die 24-Jährige behandelt hatte.

Die Beschuldigte soll am 12. Oktober 2017 in ihrem Zimmer der elterlichen Wohnung in Grefrath einen lebenden Jungen geboren haben, ihn ein T-Shirt um den Hals gewickelt, dieses zusammengezogen und ihn dann unter ihrem Bett versteckt haben. Dort sei der Säugling wenig später erstickt.

Die Beschuldigte, die sich zurzeit in Untersuchungshaft befindet, sagte bisher, sie könne sich weder an die Geburt noch an die Tötung des Babys erinnern. Ihr früherer Freund und Kindsvater hatte ausgesagt, nichts von einer Schwnagershaft bemerkt zu haben.

Gestern gehörte der 63-jährige Chefarzt des Krankenhauses, in dem die Beschuldigte behandelt wurde, zu den Zeugen. Er erklärte, dass sich die junge Frau in einem "desolaten Zustand" befunden habe und nicht ansprechbar gewesen sei. "Ich dachte zunächst an eine Bauchhöhlenblutung. Bei der Untersuchung fand ich aber einen Teil einer nicht mehr durchbluteten Nabelschnur vor", so der Mediziner. Zudem sei eine Operation notwendig gewesen, weil sich die Plazenta noch im Körper befand und entfernt werden musste. Es könne sein, dass die Patientin an jenem Tag über mehrere Stunden geblutet habe: "Der größte Blutverlust fand aber höchstwahrscheinlich in der ersten halben Stunde nach der Geburt statt."

Als weitere Zeugin sagte eine Altenpflegerin (23) aus Willich aus. Sie sei mit der Angeklagten "sehr gut befreundet" gewesen, erklärte sie. Etwa im Frühjahr 2017, als sich die beiden in einer Kabine am Arbeitsplatz umzogen, habe sie bemerkt, dass ihre Freundin "fülliger" geworden sei. Die Frage nach einer Schwangerschaft habe diese verneint. Nachdem dieser erste Verdacht aber aufgekommen war und die damals 23-Jährige von Woche zu Woche weiter zunahm, "sprach ich sie öfters darauf an, schrieb ihr das auch über WhatsApp." Ihre Freundin habe sich genervt gezeigt und später erwähnt, ihre Gewichtszunahme sei krankheitsbedingt. Die Verleugnung der Schwangerschaft könne sich die Zeugin nicht erklären, denn ansonsten habe die Angeklagte über vieles mit ihr geredet. "Sie wollte es wohl einfach nicht wahrhaben", sagte die junge Frau im Zeugenstand.

Der Prozess wird am 11. Juni, 10 Uhr, fortgesetzt.

(sste)
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