KommentarAnderer Zugang zur Jugend
Einen grundlegenden Unterschied der deutschen und der niederländischen Gesellschaft hat Christian Hoppe in den vergangenen zweieinhalb Jahren in Venlo erfahren. Ihr Schulzeugnis mit der Mathe-Fünf interessierte dort nicht sonderlich. "Was möchtest du lernen und was kannst du? Was andere meinen, was du nicht kannst", wollte in der Berufsschule niemand wissen. Als "doppelt gehandicapter Lehrling" fand sie in niederländischen Betrieben bei Praktika freundliche Aufnahme: Man kreidete ihr weder an, dass sie Deutsche ist, noch wurde sie als Frau im Männerberuf abschätzig beäugt. "Wenn ich etwas nicht heben konnte, waren sofort Kollegen zur Stelle. Kollegialität und Teamwork seien enorm ausgeprägt. Auf deutscher Seite wurde sie sofort auf "die Frau im Männerberuf" reduziert, die womöglich auch noch Hilfe benötigt und damit die Produktivität der Kollegen bremst. Interessant ist auch, dass die Vertreter von ROC Gildeopleidingen den jungen Deutschen in ihrer Obhut durchweg sehr gute Charaktereigenschaften nachsagen. Sie hätten gute Manieren und seien pünktlich sowie zuverlässig. Junge Niederländer seien da doch etwas laxer. LUDGER PETERS