Kreis Viersen Appell an Unternehmen: Ausbilden

Kreis Viersen · Intensiv kümmert man sich in der Arbeitsagentur um den Nachwuchs. In diesem Jahr erschwert der doppelte Abi-Jahrgang die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Jugendliche sollten sich auch abseits der Top-Ten-Berufe umschauen.

 Die Unternehmen sollen heute aubilden, damit sie morgen noch Fachkräfte haben. Das ist der Appell von Arbeitsagentur, Unternehmerschaft und Gewerkschaft.

Die Unternehmen sollen heute aubilden, damit sie morgen noch Fachkräfte haben. Das ist der Appell von Arbeitsagentur, Unternehmerschaft und Gewerkschaft.

Foto: istock

Das Thema Ausbildung hat bei der Agentur für Arbeit einen hohen Stellenwert, zumal die aktuelle Entwicklung nur wenig Anlass zum Optimismus gibt: Die Zahl der Bewerber steigt, während die Anzahl der gemeldeten Stellen sinkt. Im Ausbildungsjahr 2012, das am 30. September zu Ende ging, kamen auf 4336 Bewerber 2618 Lehrstellen. Die meisten erhielten am Ende doch noch einen Ausbildungsplatz oder entschieden sich für einen weiteren Schulbesuch. Am Ende blieben jedoch 381 Bewerber unversorgt.

In diesem Sommer dürfte die Situation noch prekärer werden, dann macht sich der doppelte Abi-Jahrgang auf den Weg ins Berufsleben. Daher appelliert Ingo Zielonkowsky, Leiter der Agentur für Arbeit Krefeld-Kreis Viersen, an die Wirtschaft der Region: "Die Ausbildungsbereitschaft in den Betrieben sollte zunehmen." Es sei für die Jugendlichen ein fataler Start, nach dem Schulabschluss gleich auf der Straße zu sitzen: "Sie bekommen dann leicht das Gefühl, von der Gesellschaft nicht gebraucht zu werden." Für die Unternehmen, so Zielonkowsky weiter, sei es gleichzeitig eine Präventivmaßnahme, wenn sich Unternehmen in Sachen Ausbildung verstärkt ins Zeug legen: "Wenn sich der Fachkräftemangel bemerkbar macht, kann es zu spät sein." In einigen Branchen mache er sich bereits bemerkbar. So auch Ralf Köpfe, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Krefeld: "Wenn Unternehmen Fachkräfte suchen und nicht selber ausbilden, dann passt dass einfach nicht zusammen."

Nun ist es freilich so, dass nach wie vor über 40 Prozent der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, sich primär für einen der so genannten Top-Ten-Berufe interessieren und dadurch natürlich ihre Chancen auf einen Ausbildungsvertrag verringern. Über 300 verschiedene Berufe stehen zur Auswahl, aber irgendwie soll es dann doch wieder Bürokaufmann, Verkäufer oder Medizinischer Fachangestellter sein. Gefragt sind in der Region etwa Chemikanten, im zu Ende gegangenen Ausbildungsjahr wurden für diesen Bereich 79 Lehrstellen gemeldet. "Die Kompetenz, einen Beruf zu wählen, ist bei vielen Schulabgängern offensichtlich nicht sehr ausgeprägt", meint Zielonkowsky.

Hartmut Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerschaft Niederrhein, attestiert der hiesigen Wirtschaft eine gute Ausbildungsbereitschaft. Hier seien zwar Lehrstellen weggebrochen, aber nirgendwo in größerer Anzahl. Oft sei es umgekehrt aber so, dass ausbildungswillige Betriebe keine geeigneten Bewerber finden. Was wiederum daran liegen kann, dass das angebotene Berufsbild nicht in den Top Ten ist — und damit weitgehend unbekannt.

(RP/ac)
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