Viersen AOK stellt Defizite bei Gesundheit fest

Viersen · Der aktuelle Gesundheitsreport der Krankenkasse deckt einige Schwachstellen für die Versorgung der Bürger im Kreis Viersen auf. AOK-Regionaldirektor Frohn forderte Gespräche in der Gesundheitskonferenz des Kreises.

Der Kreis Viersen hinkt — was die Gesundheit seiner Bürger betrifft — im Vergleich zu anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen hinterher. Dabei ist das Angebot an medizinischen Dienstleistungen in den neun Krankenhäusern oder bei den niedergelassenen Ärzten durchaus sehr positiv. Doch in Teilbereichen, etwa bei der Vorsorge, muss für die Bürger mehr getan werden.

Zu diesem Schluss kommt die AOK in ihrem jüngsten Gesundheitsreport. Der gibt Auskunft über die gesundheitliche Versorgung der Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg. Jetzt stellte der zuständige Regionaldirektor der Krankenkasse, Heinz Frohn, in Kempen eine Analyse mit Zahlen und Fakten für den Kreis Viersen vor.

Grundsätzlich gilt: Die gesundheitliche Versorgung im Kreis Viersen ist nicht schlecht, aber bei bestimmten Krankheitsbildern, etwa dem Schlaganfall, gibt es Verbesserungsbedarf. Die AOK hat im Kreis Viersen rund 75 900 Versicherte. Die machen ein Viertel der Kreisbevölkerung aus. Damit ist die AOK die größte Krankenkasse im Kreis und die von ihr erhobenen Daten haben für die gesamte Gesundheitsversorgung Gewicht.

Die neun Krankenhäusern im Kreisgebiet seien "sehr gut aufgestellt", meinte AOK-Direktor Frohn, der auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen im Kreis Viersen ist. Bei bestimmten Diagnosen — etwa orthopädischen Fällen — zählen einige Häuser sogar zu den besten 20 Kliniken im ganzen Rheinland. Die Patienten — das haben Befragungen ergeben — sind mit Krankenhäusern und Ärzten im Kreis Viersen überdurchschnittlich zufrieden.

Nichtsdestotrotz gilt es aus Sicht der AOK, Lücken zu schließen. Prävention ist im Kreis Viersen bei vielen Bürgern ein Fremdwort. Vorsorgeangebote werden — zumindest von AOK-Versicherten — zu wenig wahrgenommen. So kommt es, dass im Vergleich zu anderen Regionen im Kreis Viersen deutlich mehr AOK-Kunden übergewichtig sind. Spitze sind die AOK-Versicherten im Kreis bei der Inanspruchnahme von Hilfsmitteln zur medizinischen Versorgung. Auch bei der Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen sind die AOK-Versicherten im Kreis eher zögerlich. Die Säuglingssterblichkeit ist höher als im Umland. In den beiden Krankenhäuser mit Geburtshilfe im Kreis — dem Allgemeinen Krankenhaus Viersen und dem Heilig-Geist-Hospital in Kempen — wurden zumindest in den vergangenen Jahren zu viele Kinder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht.

Auch eine Erkenntnis aus dem AOK-Gesundheitsreport: Bei einem möglichen Schlaganfall werden noch zu viele Patienten aus dem Kreis Viersen nicht in die Kliniken mit einer so genannten Stroke Unit — die gibt's in Mönchengladbach und Krefeld — gebracht. Dieses Tatsache will die AOK gemeinsam mit Experten der Deutschen Schlaganfallstiftung genauer analysieren.

Außerdem belegt die AOK-Studie: Die Krankenhausbetten im Kreis Viersen sind vergleichsweise schlechter ausgelastet. Umso besser ist die Versorgung mit Pflegeheimplätzen.

Aus Sicht der AOK gibt es also jede Menge Gesprächsbedarf: Mit den Krankenhäuser will die Kasse reden. Zudem drängt AOK-Mann Frohn darauf, die Gesundheitskonferenz im Kreis Viersen wieder aufleben zu lassen. Der Austausch der Beteiligten in der seit Jahren regelmäßig tagende Pflegekonferenz zeige, wie sinnvoll ein solches Gremium sein kann. Das Thema will Frohn demnächst mit Landrat Peter Ottmann erörtern.

(RP/rl)
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