Viersen Ahnenforschung mit dem Computer

Viersen · Ein Teil des Vereins für Heimatpflege hat bergeweise historische Akten mit dem Computer erfasst. Für Bürger ist es nun bequemer, nach den Wurzeln ihrer Familie zu suchen. Mühe bereitet es aber trotzdem noch.

 Monatelang haben Ramona Vahle-Bonsels, Wilfried Kluß, Karl Thoer und Hans Maaßen (von links) gearbeitet, um den Stammbaum einer Familie im Internet zu zeigen. Sie wollen dazu ermutigen, in die Ahnenforschung einzusteigen.

Monatelang haben Ramona Vahle-Bonsels, Wilfried Kluß, Karl Thoer und Hans Maaßen (von links) gearbeitet, um den Stammbaum einer Familie im Internet zu zeigen. Sie wollen dazu ermutigen, in die Ahnenforschung einzusteigen.

Peter Glücks war Ackerbauer. Als Mitglied des Dülkener Munizipalrats gehörte er zu den einflussreichen Bürgern im Ort. Auf seinem Hof lebte er mit seiner Frau Gertrud, den Söhnen Mathias, Henrich und Johann, den Töchtern Catharin und Margareth und einer Magd. Gestorben ist Glücks vor mehr als 200 Jahren, am 12. März 1803. Trotzdem kann das Wissen über seinen Besitz und seine Familie als gesichert gelten. Der Arbeitskreis Familienforschung hat die Daten unterschiedlicher Quellen aufbereitet und zusammengefasst, um die Glücks'sche Familiengeschichte nachzuvollziehen. "Wir wollen zeigen, was in der Ahnenforschung möglich ist", erklärt Ramone Vahle-Bonsels, die dem Arbeitskreis angehört.

Die Daten zur Familie Glücks sind im Internet auf der Seite des Heimatvereins zu finden. Hinterlegt sind auch Originaldokumente, etwa die Geburtsurkunde von Sohn Mathias. Laien hätten den Eintrag wohl übersehen, der in alter Schrift auf einer dichtbeschriebenen Seite in einem Kirchenbuch von 1776 zu finden war. Die Heiratsurkunde von 1810 ist da schon besser zu lesen, hier hatten die Offiziellen einen Vordruck ausgefüllt. Wer die Urkunde lesen will, muss allerdings Französisch verstehen – Dülken stand damals unter französischer Besatzung. "Einige Ahnenforscher scheitern daran, dass sie eine Sprache nicht verstehen oder eine Schrift nicht lesen können", sagt Vahle-Bonsels. Also haben sie und die anderen Mitglieder im Arbeitskreis viele historische Dokumente übersetzt und digitalisiert.

Wer nun glaubt, er könne einfach seinen Namen in einen Computer eingeben und sehe nach ein paar Sekunden den Stammbaum vor sich, der irrt. "Ein Computer kann das nicht leisten", sagt Vahle-Bonsels. Allein schon, weil der Name der Vorfahren in den meisten Orten häufiger als einmal vorkommt, müsse man prüfen, wer unter den Kandidaten der Vorfahr sein könnte. Manchmal sind die Namen falsch geschrieben, manchmal stimmen Daten nicht.

Um Fehler bei der Familie Glücks auszuschließen, haben die Mitglieder des Arbeitskreises die Daten von bislang isolierten Quellen miteinander verglichen. Am Samstag möchte der Kreis Interessierte mit Wurzeln im Viersener Stadtgebiet dabei unterstützen, sich in der Ahnenforschung zu versuchen. Wer den Namen seiner Vorfahren kennt, etwa der Großeltern, findet vielleicht auch die Heiratsurkunde – und mit ihrer Hilfe die Namen der Urgroßeltern und ihre Daten.

"Anhand der Familiengeschichte lassen sich oft gesellschaftliche Entwicklungen nachvollziehen", sagt Wilfried Kluß, der ebenfalls zum Arbeitskreis gehört. So gab es um 1801 in Dülken keine Schneider, keine Goldschmiede. Schon 20 Jahre später sah dies anders aus. Ein paar Jahrzehnte danach finden sich Hinweise auf die Industrialisierung. Die historischen Dokumente zeigen, wie Berufe aussterben und neue entstehen, sie zeigen auch, dass viele Menschen zu wenig verdienten, um ihre Familie zu ernähren. Also hätten viele Familien damals direkt neben ihrem Haus Lebensmittel angebaut. "Man könnte aus vielem, was damals geschehen ist, etwas ableiten für die heutige Zeit", sagt Kluß.

Die Geschichte der Familie Glücks hätte der Arbeitskreis mit Hilfe der Daten im Stadtarchiv bis in die Gegenwart nachvollziehen können. Er tat dies nicht mit Rücksicht auf die Nachfahren. Aber vielleicht sei es ja gelungen, mit dieser Geschichte mehr Menschen in Viersen zu ermutigen, sich mit der eigenen Familie zu beschäftigen, hofft Vahle-Bonsels.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort