Brüggen Absage an den Ferienpark-Investor

Brüggen · Die 50 Millionen Euro teure Freizeiteinrichtung mit 400 Appartements und Ferienhäusern für rund 300 000 Gäste pro Jahr wird nicht verwirklicht, da Zweifel am Investor aufkamen. Grundsätzlich soll ein Ferienpark aber möglich bleiben.

 Das Gelände des ehemaligen Munitionsdepots wird von vielen Ausflüglern geschätzt. Wie Bürgermeister Gerhard Gottwald betonte, würde ein Ferienpark lediglich vier Prozent der Gesamtfläche des Depots einnehmen.

Das Gelände des ehemaligen Munitionsdepots wird von vielen Ausflüglern geschätzt. Wie Bürgermeister Gerhard Gottwald betonte, würde ein Ferienpark lediglich vier Prozent der Gesamtfläche des Depots einnehmen.

Foto: Kreis Viersen

Der Ferienpark für Tierfreunde und gesundheitsbewusste Menschen im ehemaligen Munitionsdepot Brüggen-Bracht ist vom Tisch. "So werden wir das nicht machen", beendete CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Artur Rütten eine längere und teils kontroverse Diskussion in der jüngsten Sitzung des Brüggener Haupt- und Finanzausschusses. Vor allem die Grünen hatten sich vehement gegen das Projekt gewehrt — aus Gründen des Naturschutzes, aber auch wegen Zweifeln am Investor. Rütten betonte jedoch: "Die CDU war es, die das Konzept gekippt hat, weil wir den Investor nicht für solide hielten!"

Etwa 400 Appartements und Ferienhäuser, ein Zentrum mit Gastronomie und Geschäften, ein Wellness- und Gesundheitszentrum, ein Tierfürsorgezentrum und ein Pferdekompetenzzentrum gehörten zum Konzept des Ferienparks für Tierfreunde. Von rund 300 000 Gästen pro Jahr und 150 Arbeitsplätzen war die Rede. Das Investitionsvolumen: rund 50 Millionen Euro. Internetrecherchen über den Investor, der sein Konzept im Juni vergangenen Jahres im Brüggener Bauausschuss vorgestellt hatte, ergaben, dass es mehrfach massive Probleme bei sogenannten PPP-Projekten gegeben hatte, bei denen die öffentliche Hand und privatrechtlich organisierte Unternehmen zusammenarbeiten.

Da es für das Projekt nun ohnehin keine Mehrheit geben wird, erübrigte es sich in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses auch, über einen Antrag der Grünen-Fraktion abzustimmen. In diesem wurde unter anderem gefordert, die Solvenz des Investors zu prüfen. "Das wäre eine reine Beschäftigungstherapie", kommentierte Rütten. Aber auch die von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Viersen vorgelegte Machbarkeitsstudie sollte überprüft und eine Struktur- und Auswirkungsanalyse in Auftrag gegeben werden. Die beiden letztgenannten Forderungen könnten jedoch erneut auf den Tisch kommen — denn außer den Grünen wollen alle Parteien an der Möglichkeit festhalten, auf dem Depotgelände einen Ferienpark errichten zu können.

Die WFG hatte deshalb den Antrag gestellt, "durch Änderung des Flächennutzungsplanes grundsätzlich abzuklären, ob ein Ferienpark auf der Grundlage des derzeit gültigen Gebietsentwicklungsplanes (GEP 99) genehmigungsfähig ist." Die Machbarkeitsstudie für den Ferienpark für Tierliebhaber solle dabei lediglich als Beispiel dienen. Angelika Verkaar, Fraktionsvorsitzende und Bürgermeisterkandidatin der Brüggener Grünen, warf dem Geschäftsführer der WFG, Rolf Adolphs, vor, den Brüggener Rat bereits "mehr als intensiv" mit dem Ferienpark beschäftigt zu haben. Dass er nun erneut einen Antrag stelle, bezeichnete sie gar als "Chuzpe". "Ich bin sprachlos, dass wir nun wieder über einen Antrag der WFG abstimmen sollen", sagte Verkaar, die vehement gegen jede Nutzung des Depots als Ferienpark ist und die Bedeutung des Geländes als Naturschutzgebiet hervorhob. "Fragen Sie mal Ihre Nachbarn, wie sie dazu stehen, dass sie dort einen Ferienpark haben, wenn sie sonntags ins Depot gehen." Bürgermeister Gerhard Gottwald antwortete: "Wenn ich mit den Leuten rede, sage ich, dass ein Ferienpark, der übrigens bereits seit 1999 vorgesehen ist, lediglich vier Prozent der Gesamtfläche einnehmen würde. Ich verwahre mich dagegen, den Eindruck zu erwecken, dass das gesamte wunderbare Naturschutzgebiet zugebaut wird!"

"Ziehen Sie's durch, dann werden Sie den Aufschrei der Bevölkerung hören", prophezeite Ulrich Siebert (Grüne), der auch das Arbeitsplatzargument nicht gelten lassen will: "Wir haben so viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze wie nie zuvor." Gottfried Optenplatz (SPD) konterte: "Ich freue mich über jeden einzelnen Arbeitsplatz" — und erntete laute, parteiübergreifende Zustimmung fast aller Ausschussmitglieder. "Mehr als eine Idee aufrecht erhalten wollen wir doch auch heute gar nicht", betonte Optenplatz.

Am Ende wurde der Antrag der WFG bei zwei Gegenstimmen der Grünen angenommen, die Bezirksplanungsbehörde zu bitten, bei der Fortschreibung des Regionalplans einen Allgemeinen Siedlungsbereich für Ferieneinrichtungen und Freizeitanlagen im Depot beizubehalten. Bauamtsleiter Dieter Dresen hält den Antrag der WFG für nachvollziehbar: "Jedes Gespräch mit einem potenziellen Investor beginnt doch mit der Frage, ob ein Projekt aus planungsrechtlicher Sicht überhaupt verwirklicht werden könnte."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort