Viersen Abenteurer beim Militärwettkampf

Viersen · MÖCHENGLADBACH Der Herr Major hat ihnen von Anfang an misstraut, diesen Milizen. Die Polizei in einer Krisenregion führt oft nichts Gutes im Schilde. Und das ist auch in „Rheindahlia“, einem fiktiven Land beim 25. Internationalen Militärwettkampf (IMM) in Mönchengladbach, so. Polizisten-Darsteller treiben ärmlich gekleidete Zivilisten aus Zelten, stoßen sie umher, durchsuchen sie, und lassen das bisschen Geld klammheimlich verschwinden. Der Major, der die Szene verfolgt, heißt Wilfried Tassenbacher. Er dient beim österreichischen Bundesheer – und ist Teilnehmer beim IMM, der wieder hunderte Soldaten aus acht Nationen angelockt hat.

Mit Bravour bestanden

Die Polizisten haben Tassenbachers Misstrauen geweckt. Er hält sein Sturmgewehr bereit und schaut sich genau an, was die Uniformierten mit den Zivilisten treiben. „Hehe, lassen’s die Finger davon“, ruft Tassenbacher mit leichtem österreichischem Schmäh und schiebt einen der Polizisten beiseite. Die Schiedsrichter des IMM nicken: Aufgabe mit Bravour bestanden. Die Schauspieler staunen. Es war die zweite Aufgabe des Internationalen Militärwettkampfes für das Team aus Österreich. „Fladern wollten’s“, sagt Tassenbacker. „Grabschen, stehlen.“

Der Major genießt den Militärwettkampf. Zum siebten Mal ist er dabei. Das Team hat gewechselt, der Chef war immer derselbe. Tassenbacher hat sich für den Wettkampf nicht nur Urlaub genommen, dafür hat er auch die Fußball-Europameisterschaft in seinem Heimatland hinter sich gelassen. Für ihn gibt es nichts Schöneres: Im Urlaub das gleiche tun wie im Dienst – für Zivilisten undenkbar. Familie hat Tassenbacher nicht.

Der Österreicher war Anfang 20, als er in Tirol seine Lehre als Einzelhandelsverkäufer beendete. Eigentlich könnte man damit zufrieden sein. Tassenbacher war es nicht. Denn der Job versprach in etwa so viel Abenteuer wie die Schicksalsjahre einer Kaiserin. So sollte das Leben dann doch nicht verlaufen. Tassenbacher suchte die Spannung, die tägliche Herausforderung. Er meldete sich zum Dienst beim österreichischen Bundesheer. Mit Offiziersausbildung, vier Jahre lang. Zuletzt war er in Amstetten, Niederösterreich, stationiert. Auch nicht allzu viel Abenteuer. Dann kam das Angebot, als KFOR-Kommandant in den Kosovo zu gehen. Seitdem hat er sein Büro in einem Container in Suva Reka, im NATO-Stützpunkt Camp Casablanca.

Am Abend, nach 14 mehr oder weniger anstrengenden Stationen und 18 Kilometer Wegmarsch, laufen der Major und seine drei Mitstreiter im Stadion im Borussia-Park ein. Die letzte Station, ein Hindernis-Parcours für die 16 besten Mannschaften des IMM. Schließlich werden Tassenbacker und seine österreichischen Mitstreiter mit dem Pokal für den ersten Platz als bestes ausländisches Team geehrt.

(RP)
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