Wahrzeichen in Viersen Die Narrenmühle wird abgebaut

Zwei Mitarbeiter eines niederländischen Mühlenbaubetriebs fingen am Dienstag damit an, die Flügel des Wahrzeichens abzubauen. Wann das Mühlenhaus zerlegt und in den Niederlanden restauriert wird, steht noch nicht fest.

 Bei zwei Flügeln sind nur noch die Stahlruten zu sehen. Diese Ruten sind durchgängig, es gibt also nur zwei, je 16 Meter lang, für vier Flügel.

Bei zwei Flügeln sind nur noch die Stahlruten zu sehen. Diese Ruten sind durchgängig, es gibt also nur zwei, je 16 Meter lang, für vier Flügel.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Etwa zwei Stunden dauert es, bis der erste Mühlenflügel in seine Einzelteile zerlegt ist – nur die rund acht Meter lange Stahlrute, an der die Holzstreben befestigt waren, bleibt übrig. Auch den zweiten Flügel der Narrenmühle, die als Wahrzeichen Viersen-Dülkens gilt, demontieren die beiden Mitarbeiter des niederländischen Mühlenbaubetriebs Beijk am Dienstag in rund zehn Meter Höhe. Einer der Handwerker klettert währenddessen auf dem Flügel herum, der andere unterstützt ihn von einem Stahlkorb aus, der mit einem Kran verbunden ist. Flügel drei und vier sollen am Mittwoch folgen, die Einzelteile vor Ort gelagert werden. Anders ergeht es dem hölzernen, rot-grün angestrichenen Mühlenhaus: Es wird zerlegt, in die niederländische Werkstatt transportiert und dort restauriert. „Aber das ist nochmal eine ganz eigene Aktion, dafür gibt es noch keinen Termin“, sagt Ralf Lentzen, Leiter des zentralen Gebäudemanagements der Stadt.

Mitte März haben die Handwerker damit begonnen, im Mühlenhaus die Wandverkleidung abzubauen. Vorher hatten Mitglieder der Dülkener Narrenakademie, die in der Mühle ein Museum betreibt, ihre Exponate abgeholt. Im nächsten Schritt wird nun der äußere Teil zerlegt – der gemauerte Rundbau unter dem Holzhaus bleibt aber stehen. Etwa sechs Monate lang werde die Mühle in den Niederlanden restauriert, außerdem befasse sich eine Fachfrau damit, mehr über die Historie des Wahrzeichens herauszufinden, erläutert Lentzen. So analysiere sie zum Beispiel, in welchen Farben die Mühle früher angestrichen war. Im Oktober solle die Narrenmühle wieder aufgebaut werden. In welcher Farbe das Holz dann gestrichen ist? Das stehe noch nicht fest, sagt Lentzen. Aber „ich kenne die Mühle seit 40 Jahren“, sie sei ein Stück Heimat, und zwar in Rot und Grün.

Wie stark die Mühle tatsächlich beschädigt ist, das zeigten erst die Analysen in der Werkstatt, erklärt Lentzen. Die 1809 errichtete Bockwindmühle ist derzeit nur standsicher, weil eine Stahlkonstruktion die von Schädlingen befallene Unterkonstruktion stützt. Ende Mai 2017 waren die Schäden bei einer routinemäßigen Kontrolle der Stadt aufgefallen. Im Sommer 2018 stellte darüber hinaus ein Gutachter fest, dass auch das Fachwerk der Seitenfassaden restauriert werden muss, weil mehrere Tragbalken, Pfosten und Diagonalstreben verfault sind. Ursache: Feuchtigkeit und eindringendes Wasser.

Wenn das Holzhaus abgebaut ist, bleibe die Unterkonstruktion in der Mitte erst stehen, werde dann in einer weiteren Aktion herausgezogen und ebenfalls in die Werkstatt gebracht, erklärt Lentzen. Die Treppe hingegen wird nicht restauriert: „Sie wird nach modernen Sicherheitsvorgaben durch eine breitere, längere, mit flacheren Stufen ersetzt“, sagt Lentzen. „Damit ist es Brautpaaren dann auch erlaubt, sich oben im Weisheitssaal trauen zu lassen.“

Ursprünglich hatte die Stadtverwaltung damit gerechnet, dass die Restaurierung rund 460.000 Euro kosten würde – mittlerweile geht sie von 105.000 Euro Mehrkosten aus.  Diese Mehrkosten müsse im Grundsatz die Stadt tragen, informierte Anfang März ein Stadtsprecher. Es seien aber bereits Gespräche über eine Ausweitung der Landesförderung geführt worden. Das Land fördert die geplante Sanierung bisher mit 423.900 Euro. Im Februar 2019 hatte die Stadt einen auf 99 Jahre angelegten Erbbaurechtsvertrag mit dem Förderverein Narrenmühle abgeschlossen, damit für die Restaurierung des Denkmals Landesmittel aus dem Programm „Heimat-Zeugnis“ beantragt werden konnten. Der Verein zahlt der Stadt einen jährlichen Mietzins in Höhe von 11,11 Euro.

 Einer der Arbeiter kletterte am Mühlenflügel hoch, um ihn abzubauen.

Einer der Arbeiter kletterte am Mühlenflügel hoch, um ihn abzubauen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)
 Der zweite Arbeiter unterstützte seine Kollegen von einem Stahlkorb aus und transportierte die Teile ab.

Der zweite Arbeiter unterstützte seine Kollegen von einem Stahlkorb aus und transportierte die Teile ab.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die gesamte Sanierung der Narrenmühle soll von einem  Webdesign-Unternehmen dokumentiert werden. So waren etwa am Dienstag zwei Mitarbeiter vor Ort, um den ersten Teil des Abbaus zu filmen und zu fotografieren. Das Ergebnis dieser Arbeit soll später auf der Internetseite des Fördervereins Narrenmühle vorgestellt werden.

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