Kreis Viersen 72 Stunden: Wo die Jugendlichen anpacken

Kreis Viersen · Sie lackieren Schaukelpferde, putzen Autos und gärtnern, was das Zeug hält. Bei der 72-Stunden-Aktion "Uns schickt der Himmel" arbeiten gut 1200 junge Leute ab Donnerstag drei Tage lang für einen guten Zweck. Ein Überblick

 Mit diesem Stand in der Viersener Fußgängerzone machten die Organisatoren Mitte April auf die 72-Stunden-Aktion aufmerksam.

Mit diesem Stand in der Viersener Fußgängerzone machten die Organisatoren Mitte April auf die 72-Stunden-Aktion aufmerksam.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Jugend von heute ist eindeutig besser als ihr Ruf. Davon ist Dirk Windbergs spätestens seit den Vorbereitungen für die 72-Stunden-Aktion überzeugt. "Ich bin total begeistert von dem Engagement", sagt der Koordinator für die Region Viersen/ Kempen. "Wenn man die Jugendlichen ernst nimmt und wenn sie sinnvolle Aufgaben haben, sind sie viel engagierter und freudiger, als die meisten Erwachsenen vermuten würden."

42 Gruppen — gut 1200 Jugendliche — haben sich allein im Raum Viersen-Kempen für die 72-Stunden-Aktion "Uns schickt der Himmel" angemeldet. Der Countdown für die bundesweite Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) läuft: Ab Donnerstagnachmittag wird drei Tage lang in die Hände gespuckt.

Pfadfinder, Messdiener, Jung-Schützen, Malteser, Kolping- und Landjugenden und viele mehr arbeiten drei Tage lang mit vereinten Kräften an überschaubaren Projekt. Sie sanieren die Außenanlagen von Grundschulen und Kindergärten, sie verschönern ein altes Hagelkreuz in Amern, sie laden in Kaldenkirchen zur schön gedeckten Tafel mit selbst gebackenen Kuchen ein, sie entwerfen bunte Glasscheiben für eine Leichenhalle auf dem Friedhof von St. Georg, sie putzen Fahrräder, mähen Rasen, jäten Unkraut, lackieren alte Schaukelpferde, kochen Marmelade und lassen sich für Haus- und Gartenarbeiten mieten.

Eine Aktion, die über die Gemeindegrenzen hinaus ausstrahlt, organisiert Gemeindereferent Matthias Totten rund um die Liebfrauenschule in Grefrath. "Mit Ben's Festival wollen wir den Bürgern ein Geschenk machen. Es soll ein Fest der Begegnung werden", sagt Totten. Am Samstag, 15. Juni, ab 11 Uhr startet das Mitmach-Festival. Es gibt Workshops in Trendsportarten wie Parkour, Zumba und Beach-Volleyball, es gibt Improvisationstheater, einen Mitmach-Zirkus, eine Abenteuer-Hüpfburg, Kunstprojekte und ein Musikprogramm auf der Bühne mit neun Bands.

Allen Arbeiten in der Region ist gemeinsam, dass sie ehrenamtlich geschehen. "Jede von ihnen soll die Welt ein bisschen besser machen", sagt Koordinator Dirk Windbergs, der jetzt für die heiße Phase der Aktion noch einmal alle Bürger zur Unterstützung aufruft. "Alle können helfen, indem sie offen sind für die Anfragen der Aktionsgruppen — sei es, wenn sie Werkmaterial, Verpflegung oder auch mal tatkräftigen Beistand brauchen."

Hinter der Sozialaktion steht auch der Gedanke der Gemeinschaft. "Es geht darum, dass Kinder- und Jugendliche Gemeinschaft erleben. Wir arbeiten nicht nur zusammen, sondern wir essen und beten auch gemeinsam", sagt Kaplan Thomas Schlütter, der mit jungen Leuten die Außenanlage des Herz-Jesu-Kindergartens verschönert.

"Es ist schön, etwas für andere zu tun und in unserem Fall Kinder glücklich zu machen", sagt Martina Brunen. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Landjugend Lobberich will die 22-Jährige die Außenanlage der Grundschule verschönern. Ein Unternehmen habe ihnen Holz und Farben für die Sanierung gespendet.

Wie ernst die Aktion genommen wird, zeigt sich auch daran, dass sich Kinder und Jugendliche für diese Aktion sogar am Freitag von der Schule freistellen lassen können.

2009 gab es bereits einmal eine 72-Stunden-Aktion. "Damals nahmen 26 Gruppen aus unserer Region teil. Das Engagement nimmt zu", sagt Koordinator Windbergs. Auch überregional sind die Zahlen beachtlich: Im Bistum Aachen sind 290 Gruppen und gut 7000 junge Leute angemeldet. Bundesweit machen 4000 Gruppen mit rund 175 000 Jugendlichen mit.

Marlies Fritsch von den Messdienern St. Matthias in Schwalmtal war bereits bei der 72-Stunden-Aktion 2009 dabei. "Ich war erstaunt, wie lange die Kinder und Jugendlichen durchgehalten haben trotz der harten Arbeit mit Spaten und Schubkarre. Manche wollten gar nicht mehr aufhören." FRAGE DES TAGES

(RP)
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