Kreis Viersen 685 000 Euro pro Tag

Kreis Viersen · 1127 Seiten umfasst der aktuelle Kreisetat. Ausgaben von 256,5 Millionen Euro sieht der Plan vor. Rechnerisch gibt jeder Bewohner im Kreis Viersen in diesem Jahr 850 Euro aus und macht 16,50 Euro Schulden.

Die Basiszahlen sind ebenso nüchtern wie für einen Durchschnittsverdiener unvorstellbar: 250,1 Millionen Euro nimmt der Kreis in diesem Jahr ein. Jedenfalls in der Theorie, denn so steht es im Haushaltsplan, den der Kreistag beschlossen hat. 685 000 Euro klingeln jeden Tag in der Kasse von Kämmerer Wilhelm Horster, Sonn- und Feiertage eingeschlossen.

Der größte Einzelposten im so genannten "Gesamtergebnisplan" ist die Kreisumlage. 134,2 Millionen Euro liefern die Städte und Gemeinden in diesem Jahr im Kreishaus ab. Die Höhe dieser Umlage legt der Kreis im Haushalt selbst fest. Er bestimmt also, wie viel die Städte und Gemeinden abgeben müssen. Im Prinzip etwa so, als wenn ein Arbeitnehmer seinen Lohn selbst festsetzen würde.

Allerdings fällt die Entscheidung darüber im Kreistag. Dessen Mitglieder wiederum kommen aus den einzelnen Orten und sehen dort, welche Folgen eine Mehrbelastung hat. Und sie spüren den wachsenden politischen Gegenwind, quer durch alle Parteien. Kurzum: Der Kreis kann nicht einfach seinen Geldbedarf festlegen und dann den Städten und Gemeinden immer tiefer in die Tasche greifen.

Quer durch die Kreistagsfraktionen hat die Politik darum einen Arbeitskreis gebildet, der sich den Kreisetat von der grundsätzlichen Seite vornahm. Am Ende kam ein Zahlenwerk heraus, bei dem die Kreisumlage 5,8 Millionen Euro niedriger ausfiel als im ursprünglichen Vorschlag der Verwaltung.

Für den Kreis-Kassenwart bedeutete das: Unter dem Strich steht ein Minus von 6,4 Millionen, denn er will im laufenden Jahr 256,5 Millionen Euro ausgeben. Etwas gemildert wird die dicke rote Zahl durch "Finanzerträge", also Zinseinnahmen von 1,4 Millionen Euro. Bleiben am Ende fünf Millionen, die Kämmerer Horster durch einen Griff in die Rücklagen decken muss. Theoretisch, denn die dafür genutzte "Ausgleichsrücklage" ist ein rechnerischer Wert.

Auch bei den Ausgaben ist eine Umlage der dickste Einzelposten: 55,2 Millionen wandern vom Kreiskonto direkt nach Köln zum Landschaftsverband Rheinland.

Die Rheinische Post stellt in einer Serie "Wo bleibt das Geld?" einzelne Bereiche der Kreisverwaltung vor, zeigt, was hinter den Zahlen im 1127 Seiten starken Etat steht. Es wird um die Frage gehen, wie teuer das Sozialamt ist, was die Pflege der Kreisstraßen kostet oder warum man nicht pauschal sagen kann, was eine Auto-Zulassung kostet.

Hier noch ein paar Hinweise für Freunde der Zahlenspielerei: Auf jeden Kreisbewohner entfallen 850 Euro an Ausgaben und auf 385 Menschen kommt eine Planstelle in der Kreisverwaltung.

(RP)
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